Verdacht auf Wettbewerbsverzerrung

EU-Kommission ermittelt gegen SAP

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von Joël Orizet und NetzKI Bot und shu

Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen SAP eingeleitet. Der deutsche ERP-Hersteller steht im Verdacht, bei Wartungs- und Supportleistungen den Wettbewerb zu verzerren. SAP bestreitet die Vorwürfe.

Der Hauptsitz von SAP in Walldorf. (Source: zVg)
Der Hauptsitz von SAP in Walldorf. (Source: zVg)

Die Europäische Kommission hat eine formelle Untersuchung gegen SAP gestartet. Im Zentrum des Verfahrens steht der Verdacht, dass der deutsche Softwarekonzern seine dominante Marktposition bei Wartungs- und Supportleistungen für seine On-Premises-ERP-Software im Europäischen Wirtschaftsraum missbraucht haben könnte, wie die EU-Kommission mitteilt.  

Die Untersuchung konzentriert sich demnach auf vier Geschäftspraktiken von SAP. So sollen Kunden verpflichtet worden sein, Wartungsdienste für ihre gesamte On-Premises-ERP-Software ausschliesslich von SAP zu beziehen. Zudem sei es Kunden nicht möglich, den Support für ungenutzte Lizenzen zu kündigen oder die Dienste verschiedener Anbieter zu kombinieren. Beanstandet wird auch die systematische Verlängerung von Vertragslaufzeiten, in denen eine Kündigung der Wartungsdienste ausgeschlossen ist.

Ein weiterer Kritikpunkt sind hohe Gebühren für die Wiederaufnahme des Supports, nachdem Kunden zwischenzeitlich zu einem anderen Anbieter gewechselt hatten. Laut Kommission entsprechen diese Gebühren in einigen Fällen dem Betrag, den die Kunden bei einem ununterbrochenen Vertrag mit SAP gezahlt hätten. Die Behörde befürchtet, dass SAP dadurch den Wettbewerb durch Drittanbieter einschränkt und seine Kunden durch unlautere Handelsbedingungen ausnutzt.

"Tausende Unternehmen in ganz Europa nutzen die Software von SAP sowie die damit verbundenen Wartungs- und Supportleistungen", lässt sich EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera in der Mitteilung zitieren. "Wir befürchten, dass SAP den Wettbewerb in diesem wichtigen Aftermarket eingeschränkt haben könnte, indem es Konkurrenten den Wettbewerb erschwert und europäischen Kunden weniger Auswahlmöglichkeiten und höhere Kosten beschert."

SAP widerspricht, will aber kooperieren

SAP weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück, zeigt sich allerdings kooperationsbereit: Das Unternehmen sei der Ansicht, dass seine Richtlinien und Massnahmen vollständig im Einklang mit den Wettbewerbsregeln stünden. Die On-Premise-Wartungs- und Supportrichtlinien des ERP-Anbieters würden auf langjährigen Standards basieren, die in der Softwarebranche üblich seien. 

"Dennoch nehmen wir die aufgeworfenen Fragen ernst und arbeiten eng mit der EU-Kommission zusammen, um sie zu klären", teilt SAP mit und ergänzt: Man vertraue darauf, dass die EU-Kommission auf einen schnellen und fairen Abschluss des Verfahrens hinarbeiten werde. 

 

2023 erhöhte SAP übrigens die Preise für die Wartung von Softwareinstallationen um bis zu 3,3 Prozent - wenige Monate zuvor hatte das Unternehmen eine automatische Preiserhöhung für seine Cloud-Dienste eingeführt. Mehr dazu lesen Sie hier

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