Was Agentic Commerce für Payment-Anbieter bedeutet
Welche Trends prägen die Schweizer Payment-Branche? Und welchen Herausforderungen muss sie sich stellen? Nicole von Mulert, Gründerin und Gastgeberin des diesjährigen Swiss Payment Forums, kennt die Antworten und teilt ihre Einschätzung im Gespräch.

Digitale Währungen und Stablecoins bilden einen Schwerpunkt des diesjährigen Swiss Payment Forums. Welche praktischen Einsatzmöglichkeiten gibt es hier heute schon?
Nicole von Mulert: Digitale Währungen und Stablecoins haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und finden bereits vielerorts Anwendung. Digitale Zentralbankwährungen können den Zahlungsverkehr durch schnelle, sichere und transparente Transaktionen modernisieren. Ein Beispiel ist der digitale Yuan (e-CNY), der bereits im Einzelhandel, im Nahverkehr oder für Lohnzahlungen genutzt wird. Interne Stablecoins ermöglichen zudem die schnelle Abwicklung von Transaktionen zwischen institutionellen Marktteilnehmern, wie etwa der JPM Coin zeigt.
Instant Payments sind in der Schweiz seit vergangenem Jahr Realität. Welche Entwicklungen stehen in der Schweiz noch an? Und wo stehen wir im Vergleich zu Europa oder global?
Am 20. August 2024 hat die Schweiz mit der verpflichtenden Einführung des Empfangs von Instant Payments für grössere Finanzinstitute begonnen. Bereits zum Marktstart waren rund 95 Prozent des Kundenzahlungsverkehrs abgedeckt. Bis Ende 2026 wird die Pflicht auf kleinere Institute ausgeweitet.In der EU müssen Zahlungsdienstleister seit Januar 2025 Instant Payments empfangen und ab Oktober 2025 auch versenden können – damit ist Europa etwas früher dran als die Schweiz. Ein wichtiger Unterschied: In der EU dürfen die Gebühren für Instant Payments nicht höher sein als bei Standardüberweisungen. In Asien und Lateinamerika sind Instant Payments bereits weit verbreitet und stellen teilweise einen erheblichen Anteil des Zahlungsverkehrs. Im europäischen Vergleich ist die Schweiz technisch solide aufgestellt, insbesondere mit SIC5, ihrer Infrastruktur für Instant Payments. Während Zahlungen innerhalb der EU bereits länderübergreifend funktionieren, bestehen für internationale Überweisungen in und aus der Schweiz noch Einschränkungen. Eine stärkere internationale Integration wird daher künftig eine zentrale Rolle spielen.
Agentic Commerce könnte den E-Commerce auf den Kopf stellen. Was bedeutet das für Payment-Anbieter?
Ich bin überzeugt, dass Agentic Commerce den Handel grundlegend verändern wird. Zahlungen werden zunehmend automatisiert und ohne direkte menschliche Beteiligung abgewickelt. KI-Agenten agieren in Echtzeit, hochfrequent und rund um die Uhr, weshalb Zahlungen sofort autorisierbar, kontinuierlich verfügbar und ohne manuelle Zwischenschritte sein müssen. Hier kommen Instant Payments und programmierbares Geld wie Stablecoins oder digitale Zentralbankwährungen ins Spiel. Ein Fokus wird auf programmierbaren Zahlungen und Smart Contracts liegen: Zahlungen könnten nur ausgelöst werden, wenn die Ware geliefert ist, Rückabwicklungen automatisch erfolgen oder Teilzahlungen für digitale Services möglich sein. Gleichzeitig entstehen neue Sicherheitsrisiken: Manipulierte Agenten könnten Zahlungen auslösen. Payment-Anbieter müssen daher neue Formen der Authentifizierung und Autorisierung entwickeln, um KI-gesteuerten Handel zuverlässig und sicher zu machen.
Der «Zollhammer» der US-Regierung trifft auch die Schweiz. Wie wirkt sich das auf die hiesige Payment-Industrie aus?
Die Auswirkungen sind vielschichtig und hängen stark von den weiteren politischen Entwicklungen ab. Direkte Payment-Provider sind zwar nicht unmittelbar von Zöllen betroffen, doch die drastische Erhöhung der US-Zölle beeinflusst die exportorientierte Schweizer Industrie, was wiederum Cashflows, Marktvolumina, Preisgestaltung und Risikoprofile im Zahlungsverkehr tangiert. Für Payment-Anbieter ergibt sich daraus die Chance, sich durch proaktive Lösungen zu differenzieren: Bessere Tools, flexible Verträge, Beratung und technologische Anpassungen können Unternehmen in turbulenten Handelszeiten unterstützen. Zudem verstärken solche politischen Spannungen den Wunsch nach einer eigenen, unabhängigen Zahlungsinfrastruktur. So gewinnt der Digitale Euro gegenwärtig an Bedeutung, da er die technologische und wirtschaftliche Souveränität Europas im Zahlungsverkehr stärken könnte.
Die intransparenten Gebühren von Zahlungsdienstleistern stossen auf Kritik. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie?
Im bargeldlosen Zahlungsverkehr sind die Gebührenstrukturen oft komplex und für Händler schwer nachvollziehbar. Besonders bei Misch- oder Blended-Tarifen ist häufig unklar, wie sich die Gesamtkosten zusammensetzen. Es ist notwendig, diese Strukturen transparenter zu gestalten – nicht nur für Händler, sondern auch für Endkunden. So können alle Beteiligten bewusst entscheiden, welche Zahlungsmethode sie möchten. Sowohl der Nationalrat als auch der Ständerat haben bereits Motionen angenommen, die mehr Transparenz bei den Gebühren für bargeldlose Zahlungen fordern, insbesondere zugunsten von KMUs.
Am Swiss Payment Forum hört man nicht nur von offensichtlichen Trends, sondern kann auch „Hidden Gems“ entdecken. Welches ist Ihr SPF-Geheimtipp?
Jede Präsentation beeindruckt durch die hochkarätige Expertise der Referenten und liefert überraschende Einsichten sowie neue Denkansätze. Ein besonderes Highlight sind die Gespräche – sowohl mit den Referentinnen und Referenten als auch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Mit jeweils über 200 teilnehmenden Personen aus der Finanzbranche eröffnen gerade diese Begegnungen oft völlig neue Perspektiven und inspirieren zu innovativen Ideen.

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