Update: Über 60 Staaten unterzeichnen UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität
Rund ein Drittel der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen hat das erste globale Abkommen zur Bekämpfung von Cyberkriminalität unterzeichnet. Die Konvention stösst jedoch auf Kritik, weil sie grenzüberschreitend Risiken für Menschenrechte bergen könnte.
Update vom 27.10.2025: Rund neun Monate nach der Verabschiedung der UN-Konvention zur Bekämpfung von Cyberkriminalität haben laut einem Bericht von "The Register" 72 Mitgliedstaaten das Abkommen unterzeichnet. Andere Medien sprechen hingegen von rund 60 Unterzeichnerstaaten.
Die Unterzeichnung habe im Rahmen einer Zeremonie in Hanoi stattgefunden und soll nun - nach fünfjähriger Ausarbeitungszeit - die internationalen Massnahmen gegen Cyberkriminalität stärken und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern. Doch das Abkommen stösst auf Kritik, wie "The Register" schreibt.
Organisationen wie die Electronic Frontier Foundation, Human Rights Watch und Privacy International hätten das Abkommen in einer gemeinsamen Erklärung kritisiert. Es verpflichte Staaten laut ihrer Einschätzung dazu, weitreichende Befugnisse zur elektronischen Überwachung einzuführen - auch bei Straftaten, die keinen direkten Bezug zu Informations- und Kommunikationssystemen haben. Die Organisationen bemängelten zudem, dass dabei keine ausreichenden menschenrechtlichen Schutzmechanismen vorgesehen seien.
Auch das Technologieunternehmen Cisco habe von einer Unterzeichnung abgeraten und davor gewarnt, dass die UN-Konvention die grundlegenden Menschenrechte nicht ausreichend schütze.
Der UN-Generalsekretär António Guterres verteidigte das Abkommen hingegen. Er bezeichnete es als wichtigen Schritt zum Schutz von Grundrechten und hob den künftig vereinfachten grenzüberschreitenden Austausch digitaler Beweismittel als wesentlichen Fortschritt hervor, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Guterres betonte zudem, wie "The Register" weiter schreibt, dass die Unterzeichnung nur der Anfang sei. Das Abkommen müsse nun zügig ratifiziert und umgesetzt werden, um wirksam zu werden. Eine offizielle Liste der Unterzeichnerstaaten haben die UN noch nicht veröffentlicht.
Originalmeldung vom 06.01.2025:
UN verabschieden Abkommen gegen Cyberkriminalität
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am Dienstag die erste globale Konvention gegen Cyberkriminalität verabschiedet. Die sogenannte "UN-Konvention gegen Cyberkriminalität" zielt darauf ab, die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen digitale Bedrohungen zu stärken und Gesellschaften besser zu schützen. Der Beschluss markiert das Ende eines fünfjährigen Verhandlungsprozesses, an dem nicht nur UN-Mitgliedstaaten, sondern auch Vertreter der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Privatwirtschaft beteiligt waren, wie die Generalversammlung mitteilt.
António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, sagt: "Dieses Abkommen zeigt, dass multilaterale Zusammenarbeit auch in schwierigen Zeiten möglich ist. Es spiegelt den kollektiven Willen der Mitgliedstaaten wider, internationale Kooperation zur Prävention und Bekämpfung von Cyberkriminalität zu fördern." Die Konvention schaffe "eine beispiellose Plattform" für den Austausch von Beweismitteln, den Schutz von Opfern und die Prävention von Straftaten, während gleichzeitig die Menschenrechte im digitalen Raum gewahrt würden.
Philémon Yang, Präsident der Generalversammlung, hob die Bedeutung des Abkommens hervor: "Wir leben in einer digitalen Welt, in der Informations- und Kommunikationstechnologien enormes Potenzial für die Entwicklung von Gesellschaften bieten, aber auch die Bedrohung durch Cyberkriminalität erhöhen." Mit der neuen Konvention hätten die Mitgliedstaaten nun Werkzeuge an der Hand, um internationale Zusammenarbeit zu stärken und Menschen sowie ihre Rechte online zu schützen.
Die Konvention wurde ohne Abstimmung von allen 193 Mitgliedstaaten der Generalversammlung angenommen. Ghada Waly, Exekutivdirektorin des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), sagt, das Abkommen sei "ein entscheidender Schritt nach vorne in unseren Bemühungen, Verbrechen wie den sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet, raffinierte Online-Betrügereien und Geldwäsche zu bekämpfen."
Das Abkommen erkennt die wachsenden Gefahren an, die durch den Missbrauch von Informations- und Kommunikationstechnologien entstehen, und legt den Schwerpunkt auf den Schutz vor Straftaten wie Terrorismus, Menschen- und Drogenhandel und Finanzkriminalität im Internet. Zudem hebe die Konvention die Bedeutung von technischer Unterstützung, Kapazitätsaufbau und Zusammenarbeit zwischen Staaten und anderen Akteuren hervor.
Die Konvention wird im Jahr 2025 bei einer Zeremonie in Hanoi, Vietnam, zur Unterzeichnung geöffnet. Sie tritt 90 Tage nach der Ratifizierung durch den 40. Unterzeichnerstaat in Kraft.
Bereits im August 2024 haben sich die UNO-Mitgliedstaaten auf ein Abkommen gegen Cyberkriminalität geeinigt. Die Einigung ist jedoch auf Kritik gestossen. Lesen Sie hier mehr darüber.
Wenn Sie mehr zu Cybercrime und Cybersecurity lesen möchten, melden Sie sich hier für den Newsletter von Swisscybersecurity.net an. Auf dem Portal lesen Sie täglich News über aktuelle Bedrohungen und neue Abwehrstrategien.
Kriminelle können KI-Browser kapern
KI-Assistent für Bahnreisende kommuniziert in Gebärdensprache
Amazon will 600'000 Angestellte durch Roboter ersetzen
Tiktok und Meta drohen neue Bussen aus Europa
Mit Technik vom Mars die Autobahnbrücke untersuchen
CISA warnt vor ausgenutzter Schwachstelle in Oracle E-Business Suite
Künstliche Intelligenz hinterlässt deutliche Spuren auf dem Schweizer Arbeitsmarkt
Update: Über 60 Staaten unterzeichnen UN-Abkommen gegen Cyberkriminalität
VFX-Künstler zeigt eindrücklich, wie gross Dinos wirklich waren