Wie Ricoh das Prinzip der Kreislaufwirtschaft in Drucksystemen verankern will
An einer Pressekonferenz in Wallisellen hat Ricoh Schweiz gezeigt, wie das Unternehmen mit seinem Everything-as-a-Service-Ansatz auf Markt- und Technologieentwicklungen reagieren will. Im Fokus standen zudem Nachhaltigkeit, der Einsatz von KI in Dokumentenprozessen sowie eine neue Drucker-Serie.
Derzeitige globale Unsicherheiten hinterlassen bei so manchen Unternehmen Spuren - so auch im Marktumfeld des japanischen Druckerherstellers Ricoh. An einer Pressekonferenz am Hauptsitz in Wallisellen sprach der Schweiz-Chef Daniel Tschudi über die Herausforderungen, mit denen Ricoh sich konfrontiert sieht. Aufgrund der geopolitischen Lage wie den US-Zöllen sei auch bei Ricoh eine starke Zurückhaltung bei Investitionen zu spüren.
Auch der technologische Wandel löse Unsicherheiten aus: "Gewisse Technologien sind von heute auf morgen marktreif", sagte Tschudi. Diese Geschwindigkeit bringe eine hohe Unvorhersehbarkeit mit sich. Gleichzeitig fehle es gerade bei KMU - auf die rund 50 Prozent des Geschäfts von Ricoh entfallen - häufig an Know-how für digitale Transformation und klaren Erwartungen an den Return on Investment. Hinzu komme der Fachkräftemangel, ausgelöst durch den demografischen Wandel.

Daniel Tschudi, CEO von Ricoh Schweiz, sprach an einer Pressekonferenz über die Herausforderungen des Unternehmens. (Source: zVg)
Auch das Thema Nachhaltigkeit bleibe zentral: "Nachhaltigkeit ist in den Genen von Ricoh", betonte Tschudi. Doch die Anforderungen steigen - Kunden verlangen zunehmend ökologische Verantwortung und gleichzeitig eine Reduktion der Komplexität.
Mit seinem Everything-as-a-Service (EaaS)-Modell wolle Ricoh diesen Entwicklungen begegnen. So sollen sämtliche Leistungen als Service-Modell angeboten werden - etwa das Bereitstellen hybrider Arbeitsumgebungen durch Meetingräume as-a-Service. Der Ausbau von EaaS zielt laut Tschudi auf vier zentrale Punkte: Einsparungen durch optimierte Infrastrukturen, Entlastung von Fachkräften durch Automatisierung, hybride Arbeitsmodelle, sowie konsequente Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Der Schweiz-CEO betonte, dass ein funktionaler Arbeitsplatz die Komponenten Mensch, Raum und Technologie verbinden müsse, doch stets "der Mensch im Zentrum der Technologien steht". Mehr zu den Chancen und Grenzen von Everything-as-a-Service bei Ricoh lesen Sie übrigens hier im Podium mit David Wagner, Teamlead Process Automation bei Ricoh Schweiz.
Tschudi verwies zudem auf das Etria-Joint-Venture mit den japanischen Herstellern Toshiba Tec und Oki. Dieses ermögliche es Ricoh, durch mehrere Produktionsstandorte alle Kunden jederzeit zu bedienen und so "die weltweite Unvorhersehbarkeit zu entschärfen".
Auf Wachstumskurs trotz Herausforderungen
Trotz herausforderndem wirtschaftlichen Umfeld verzeichnet Ricoh ein solides Wachstum: Im Geschäftsjahr 2024 stieg der globale Umsatz laut Unternehmen um fast 8 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken. Der operative Gewinn legte um 2,9 Prozent auf 376 Millionen Franken zu. Besonders stark entwickelte sich der Bereich Office Services, der inzwischen 37 Prozent des Gesamtumsatzes ausmache und gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Prozent zulegte.
In der Schweiz verzeichnete Ricoh ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier hob der Alps-CEO insbesondere die Bereiche Workplace Experience (plus 25 Prozent) sowie Process Automation (plus 30 Prozent) hervor.
Aus Alt wird Neu
Ein weiteres Schwerpunktthema der Pressekonferenz war die Kreislaufwirtschaft. Unter dem Motto "Aus Alt wird Neu" stellte Dario Frattini, Senior Regional Commercial Product & Services Manager, Ricohs Circular-Economy-Konzept vor. Bei diesem würden die Geräte zu über 80 Prozent aus wiederverwerteten Materialien ihrer Vorgängermodelle neu zusammengesetzt und gleichzeitig aktuelle Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllen. Rund 400 Komponenten werden laut Frattini ersetzt, sodass quasi eine "neue Maschine" auf den Markt gebracht werden kann - bestückt mit neuen Einzelteilen und erweiterten Funktionen.

Dario Frattini, Senior Regional Commercial Product & Services Manager, sprach über die Kreislaufwirtschaft der Ricoh-Geräte. (Source: zVg)
Frattini betonte, dass Nachhaltigkeit und technologische Weiterentwicklung kein Widerspruch seien: "Wir haben die UN-Ziele akzeptiert als eines von unseren", sagte er. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf Ricohs Umweltstrategie, die bereits in den 1990er-Jahren mit dem sogenannten "Comet Circle" begann und seither zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensphilosophie wurde. Ziel sei es, den Rohstoffverbrauch um 60 Prozent zu senken und die Materialwiederverwendung weiter zu steigern.
Von Papier über KI bis ins System
Im Anschluss präsentierten Frattini und David Wagner, Teamleader Process Automation, die neue Seamless Digitisation (SD)-Serie inklusive Live-Demonstration. Die Geräte vereinen Scanner und Multifunktionsdrucker in einem einzigen Workflow-System. Wagner beschrieb den Ansatz als durchgängigen Prozess "von Papier über KI bis ins System". Die SD-Serie nutze künstliche Intelligenz, um Dokumente automatisch zu erkennen, zu klassifizieren und zu verarbeiten. Handschriftliche Inhalte lassen sich ebenfalls erfassen, wie bei der Vorführung gezeigt wurde. Ergänzend biete die Docuware Cloud die Möglichkeit, Dokumente rechtssicher zu archivieren und über automatisierte Workflows in bestehende ERP- oder CRM-Systeme zu integrieren.

David Wagner, Teamleader Process Automation, präsentierte die Vorteile der SD-Serie. (Source: zVg)
Zum Abschluss des Presseevents lud Ricoh zu einem Rundgang durch den Showroom ein. Dort erhielten die Teilnehmenden unter anderem einen Einblick in das neue Produktionsdrucksystem Ricoh Pro C5400. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen bietet die Serie laut Unternehmen eine höhere Produktionsgeschwindigkeit und verbesserte Benutzerfreundlichkeit. Neu sei unter anderem eine deutlich verkürzte Aufwärmzeit, eine präzisere Bildausrichtung sowie ein optionaler Duplex-Scanner mit KI-basierter Ausrichtungserkennung. Zudem wurde der Anteil an recycelten Materialien gegenüber der Vorgängerserie laut Ricoh mehr als verfünffacht.
Der Event endete mit einem Apéro und Gelegenheit zum Austausch mit den anwesenden Produktverantwortlichen. Insgesamt zeigte Ricoh, wie das Unternehmen Nachhaltigkeit, Prozessautomatisierung und hybride Arbeitsmodelle zunehmend miteinander verknüpfen will.
Übrigens hat Ricoh Schweiz Anfang 2025 zwei Änderungen in der Geschäftsleitung vorgenommen. Lesen Sie hier mehr über den neuen Director Direct Sales und die Head of Finance & Administration.
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