Focus: Stablecoins

Tokenisiertes Geld – zwischen ­Konzept, Pilotphase und Anwendung

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von Thomas Ankenbrand und Denis Bieri, Hochschule Luzern

Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) ermöglicht neue Formen digitaler Gelddarstellungen auf Blockchain-Basis. Diese "tokenisierten" Geldformen, etwa Stablecoins oder digitale Zentralbankwährungen, sind zum Teil bereits im Einsatz und werden als Ergänzung zum bestehenden Geldsystem diskutiert.

Thomas Ankenbrand (l.), Leiter Kompetenzzentrum Investments, und Denis Bieri Dozent, Hochschule Luzern. (Source: zVg)
Thomas Ankenbrand (l.), Leiter Kompetenzzentrum Investments, und Denis Bieri Dozent, Hochschule Luzern. (Source: zVg)

Tokenisiertes Geld bezeichnet digitale Darstellungen von Geldwerten, die auf dezentralen Infrastrukturen ausgegeben und übertragen werden. Es lässt sich derzeit in fünf Haupttypen einteilen, die sich unter anderem hinsichtlich Emittent, Besicherung und technischer Ausgestaltung unterscheiden.  Diese Kategorien sind nicht abschliessend, erfassen aber die Formen, die derzeit am weitesten verbreitet oder am intensivsten diskutiert werden:

  1. Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs): tokenisierte Formen von Zentralbankgeld, die für die breite Bevölkerung (Retail) oder für Finanzinstitute (Wholesale) vorgesehen sind. 
  2. Synthetische CBDCs (sCBDCs): von Geschäftsbanken oder regulierten Zahlungsdienstleistern ausgegebene Token, vollständig mit Zentralbankreserven gedeckt
  3. Fiat-besicherte Stablecoins: privat emittierte Token, deren Wert durch gesetzliche Zahlungsmittel gedeckt ist.
  4. Algorithmische Stablecoins: dezentralisierte Token, die Preisstabilität durch softwarebasierte Steuerungsmechanismen anstreben, meist ohne vollständige Besicherung.
  5. Deposit Tokens: von Geschäftsbanken ausgegebene, tokenisierte Einlagen, die bestehende Guthaben digital auf DLT-Systemen abbilden.


Vom Pilotprojekt zur Marktreife

Stablecoins sind derzeit die verbreitetste Form und erreichten im Oktober 2025 eine Marktkapitalisierung von 260 Milliarden US-Dollar (Grafik). Andere Formen, insbesondere Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) und von Banken ausgegebene Deposit Tokens, befinden sich überwiegend in Konzept- oder Pilotphasen.

Monatlicher Gesamtwert der im Umlauf befindlichen Stablecoins

Praktische Anwendungen und Ausblick

Tokenisiertes Geld bietet je nach Ausgestaltung unterschiedliche Einsatzpotenziale: Retail-CBDCs könnten als tokenisierter Ersatz für Bargeld und andere digitale Geldformen dienen, Wholesale-CBDCs, die Interbankentransaktionen effizienter gestalten. Deposit Tokens könnten traditionelle Bankeinlagen auf DLT-Systemen abbilden, wie zum Beispiel tokenisierte Kassenobligationen. Stablecoins und synthetische CBDCs eröffnen neue Möglichkeiten für grenzüberschreitende und automatisierte Zahlungen. Derzeit finden Stablecoins vor allem im Handel mit Krypto-Assets auf der Blockchain beziehungsweise an entsprechenden Kryptobörsen Anwendung. Ob sich diese Ansätze jedoch weiter durchsetzen, hängt von ihrer Akzeptanz durch Nutzerinnen und Nutzer ab. Parallel wird das Thema zunehmend auch in der Finanzmarktregulierung aufgegriffen, etwa durch den Bundesrat, der im Oktober 2025 eine Vernehmlassung zur Änderung des Finanzinstitutsgesetzes eröffnet hat. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für Stablecoins und andere Formen tokenisierten Geldes zu verbessern und deren Integration in das bestehende Finanzsystem zu erleichtern (SIF, 2025).

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