Digitale Transformation mit Start-ups

Helvetia investiert Millionen in Insurtech

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Helvetia hat im vergangenen Jahr die Agenda 20.20 aufgesetzt. Nun startet der Versicherer mit der Umsetzung. Helfen sollen Start-ups. Mit ihnen will Helvetia neue Ökosysteme aufbauen und sich neue Einkommensquellen erschliessen.

(Quelle: Fotolia)
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Der Versicherer Helvetia forciert die Digitalisierung seiner Geschäftsprozesse. Hierfür verabschiedete das Unternehmen vergangenes Jahr die Strategie Helvetia 20.20.

Über die nächsten Jahre sollen rund 55 Millionen Franken in 25 Jungunternehmen investiert werden. Für das Projekt legt der Versicherer einen Fonds auf. Hierfür will Helvetia Versicherungen eine Fondsgesellschaft in Luxemburg gründen.

Neues Ressort für Digitalprojekte

Der Helvetia Venture Fund ist nach eigenen Angaben Teil des Ressorts Digital Ventures im Bereich Unternehmensentwicklung. Dieser Bereich sei neu geschaffen worden, um die Umsetzung der Strategie Helvetia 20.20 zu unterstützen und die unternehmensweiten Initiativen und Programme zu bündeln und voranzutreiben.

Die Unternehmensentwicklung ist direkt Philipp Gmür, Group CEO von Helvetia, unterstellt. Die Führung der Unternehmensentwicklung übernimmt gemäss Mitteilung im Verlaufe des ersten Quartals dieses Jahres Martin Tschopp. Dieser stösst neu zu Helvetia.

Tschopp war seit 2012 bei UBS tätig und fungierte seit 2015 als Chief Operating Officer im Asset Management Schweiz. Zuvor arbeitete Tschopp von 2006 bis 2011 bei Swiss Life. Martin Tschopp verfügt über ein Lizentiat der Universität St.Gallen, wo er Betriebswissenschaft mit Vertiefung Finanz- und Rechnungswesen studierte.

Helvetia setzt auf Innovationskraft von Start-ups

Teil der Strategie ist die Kooperation mit Jungunternehmen. Helvetia will Start-ups im Versicherungsumfeld, sogenannte Insurtech-Firmen, finanzieren, wie es in einer Mitteilung heisst. Dies können etwa Jungunternehmen sein, die Lösungen entwickeln für Bereiche wie Kurzzeitversicherungen, Vertriebskanäle, Vergleichsplattformen, Pricing/Underwriting, Schaden/Leistungsfallbearbeitung, Peer-to-Peer-Ansätze, Anlagemanagement oder Hypotheken.

Investieren will Helvetia insbesondere in der Schweiz sowie in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Spanien. Die Investitionen sollen nicht breitflächig erfolgen, sondern in jene Start-ups, deren Perspektiven am besten beurteilt werden könnten, schreibt Helvetia.

Konkrete Projekte, in die der Helvetia Venture Fund investieren wird, könnten noch keine genannt werden, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilte.

Start-ups, die eine Brücke schlagen

Allerdings arbeite Helvetia bereits mit Start-ups zusammen. Hierzu zählen die Zügelplattform Movu, der Kommunikationsexperte Flexperto, die Analytikplattform Squirro und der Onlinehandelsplatz Siroop. Zudem hält Helvetia seit Ende des letzten Jahres eine 70-prozentige Beteiligung am Spezialisten für Hypotheken, Moneypark, wie das Unternehmen schreibt.

Die Kooperationen mit diesen auf den ersten Blick versicherungsfremden Start-ups nennt Helvetia "Anbieter mit Brückenfunktionen".

Dies seien beispielsweise Unternehmen, die mit ihren Produkten Helvetia-Kunden eine ergänzende Dienstleistung bieten oder etwa versicherbare Produkte. Über diese Plattformen will Helvetia neue Kunden erreichen. Wer sich für Hypotheken interessiert, könnte auch offen für eine Versicherung für das Eigenheim sein.

Gegenseitig Leads generieren

Ein anderes Beispiel ist Movu: Wer auf movu.ch nach einem Umzugsunternehmen oder einer Reinigungsfirma sucht, muss einen Online-Fragebogen ausfüllen und erhält dann nach eigenen Angaben innerhalb weniger Stunden fünf Offerten von entsprechenden Anbietern. Teil der Kooperation von Helvetia und Movu sei die gegenseitige Lead-Generierung. Nutzer von Movu könnten unter anderem im Onlineshop bestehende Helvetia-Produkte abschliessen, etwa eine Mietkautionsversicherung.

Umgekehrt unterstützt Helvetia Movu bei der Kundengewinnung, wie Unternehmenssprecher Jonas Grossniklaus erklärte. Dank der Bewirtschaftung der eigenen Immobilien biete Helvetia Zugang zur Zielgruppe von Movu. Also zu jenen Personen, die einen Umzug planen oder demnächst durchführen. Helvetia weise bei Wohnungsbesichtigungen und dem Versand von Mietverträgen oder Kündigungsbestätigungen auf die Online-Umzugsplattform hin.

In einem zweiten Schritt gehe es nun um die Entwicklung neuartiger gemeinsamer Lösungen. Aktuell werde eine Art Sorglospaket mit einer All-Risk-Umzugsversicherung getestet, die auf Movu beim Check-out gebucht werden kann. Wer diese Versicherung abschliesst, soll im Schadensfall nicht nur Beratung und Unterstützung, sondern auch eine finanzielle Entschädigung erhalten.

Neue Ökosysteme sollen Erträge generieren

Helvetia setzt überdies auf Start-ups, die einem für die Versicherung relevanten Trend nachgehen. Zu diesen zählt der Versicherer Sharing-Angebote, Data Analytics, Connected Car, Smarthome oder E-Health-Lösungen.

Auch den Aufbau von Ökosystemen will Helvetia unterstützen. Auf diese Weise will das Unternehmen neue Ertragsquellen in neuen Geschäftsfeldern eröffnen. "In der Schweiz wollen wir bis 2020 zwei bis drei Ökosysteme etablieren", sagte Grossniklaus. Ganz oben der Agenda stünden Projekte im Bereich Home.

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