Ein Schritt näher an AWS und Microsoft

Nutanix blickt zurück, um zu sehen, was noch kommt

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von Coen Kaat

Am 9. September hat Nutanix seinen jährlichen Grossanlass, die .Next-Konferenz, eröffnet. Der erstmals digital durchgeführte Event bot den Teilnehmern ein paar grosse Ankündigungen: Nutanix verwischte die Grenzen zu AWS und verwischt die Grenzen zu Azure. Die ersten Schritte auf einer Reise, welche zur Konsolidierung der Cloud führen soll.

Dheeraj Pandey, Mitgründer und CEO von Nutanix. (Source: Screenshot)
Dheeraj Pandey, Mitgründer und CEO von Nutanix. (Source: Screenshot)

Jedes Jahr veranstaltet Nutanix seine grosse .Next-Konferenz. Vergangenes Jahr etwa lud der kalifornische Spezialist für Hyper-Converged Infrastructure (HCI) in die dänische Hauptstadt Kopenhagen, wie Sie hier nachlesen können.

Dieses Jahr blieb Nutanix - und auch alle Teilnehmenden - jedoch daheim. Wortwörtlich. Denn die .Next-Konferenz fand erstmals rein digital statt. Wie zahlreiche andere Events passte sich auch die Nutanix-Konferenz an der aktuellen Coronasituation an.

Am 9. September startete der erste der beiden Konferenztage mit einer Botschaft von CEO Dheeraj Pandey - dem obersten Nutant, wie die Mitarbeiter von Nutanix sich selber liebevoll nennen.

"Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich", sagte Pandey. "Wenn wir zurück blicken, können wir aus dem, was wir sehen, schliessen, wie sich die IT in der Zukunft entwickeln wird."

Chaos - Konsolidierung - Chaos - Konsolidierung - Chaos

Pandey fasste die Vergangenen 25 Jahre folgendermassen zusammen:

  • Von 1995 bis 2005 gab es eine enorme Zunahme von kleinen Servern. "Plötzlich hatten wir Appliances unter jedem Schreibtisch und überall im Netzwerk", sagte der CEO. So schuf die Branche zwar Autonomie aber auch Chaos.

  • Zwischen 2005 und 2015 realisierte die Branche, dass dieses Chaos einer Governance bedarft. "Wir mussten dieses Chaos zügeln." Die Folge war eine erste Infrastrukturkonsolidierung. So wurden viele Server etwa in Rechenzentren zusammengeführt. Zudem wurden die ersten Ansätze für HCI gesät.

  • Von 2010 bis 2020 passierte wieder etwas Ähnliches. Die Vielzahl an Remote Offices brachte viel Autonomie und eine Zunahme an Rechenzentren.

  • 2015 bis 2025: "Was wir in den vergangenen 5 Jahren sahen und in den nächsten 5 sehen werden, ist wieder eine Konsolidierung - diesmal im Bereich der Rechenzentren", sagte Pandey.

  • 2015 bis 2025: Zugleich kam es auch zur Proliferation im Cloud-Umfeld. "Wir haben heute Applikationen im Edge sowie in der Public, Private und in Hybrid Clouds", sagte der CEO. Dies zu verwalten und zu konsolidieren sei heute die grosse Chance für Unternehmen.

Pandey spricht in diesem Zusammenhang von der 1-Click-Hybrid-Cloud. "Eine nahtlose Benutzererfahrung von der Public über die Hybrid in die Private Cloud mit einer einfachen, sicheren Software", sagte er. "Das wird unsere Reise für die nächsten 10 Jahre sein: Wir müssen das, was wir in den vergangenen 10 Jahren gelernt haben, nun wieder anwenden."

Ein nahtloser Übergang von Nutanix zu AWS

Diese Software gibt es zwar noch nicht. An der .Next-Konferenz kündigte Nutanix aber bereits die ersten Schritte auf dieser Reise hin zur Konsolidierung der Cloud an. So ist die Hybrid-Cloud-Infrastruktur des Unternehmens neu über Nutanix Clusters auf AWS verfügbar.

Dies beseitige die Kosten und Komplexität der Verwaltung von hybriden Umgebungen und ermögliche eine nahtlose Mobilität zwischen privaten und öffentlichen Clouds, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. So könnten Kunden etwa für jede Applikation die passende Cloud-Umgebung wählen.

"Die Mutlicloud ist für viele ein schwieriger Ansatz, weil jede Cloud einen eigenen Ansatz nutzt", sagte Markus Peier, Systems Engineering Director für Deutschland und Österreich bei Nutanix im Vorfeld der .Next-Konferenz an einem Presseevent. Mit Nutanix Clusters will das Unternehmen sich dem nun angenommen haben.

Die Lösung über AWS bietet unter anderem Flexibilität auf Abruf, um die Betriebskontinuität aufrecht zu erhalten. "Wenn im Rechenzentrum etwas schief läuft, kann man die Leistung von AWS beziehen", sagte Pleier. Sobald die Spitzenlast abgearbeitet sei, wechsle das System in den Schlafmodus. Die Abrechnung mit AWS erledigt der Kunde selbst.

Potenzial in der Schweiz

Ebenfalls am Presseevent sprach Florian Köppli, Country Manager Switzerland bei Nutanix, auch über den Schweizer Markt. Dieser Teile sich in 3 Schritte: Die Modernisierung der Infrastruktur, die Automatisierung und schlussendlich die Hybrid Cloud. "Die meisten unserer Kunden in der Schweiz sind beim ersten oder zweiten Schritt", sagte Köppli.

Florian Köppli, Country Manager Switzerland bei Nutanix. (Source: Nutanix)

Das Unternehmen schloss Ende Juli das Geschäftsjahr ab. Die Bilanz: Die Anzahl Mitarbeiter wuchs um 18 Prozent, die Anzahl Partner um 20 Prozent und die Anzahl Kunden um 30 Prozent. "Wir sind also sehr optimistisch, was das Geschäft in der Schweiz betrifft", sagte Köppli.

"Wenn es um die Hybrid Cloud geht, agieren die meisten hierzulande eher konservativer als im Ausland", sagte der Schweiz-Chef. Nur etwa 60 Prozent würden die Hybrid Cloud als ideales Modell ansehen - 38 Prozent täten dies eher nicht. Köppli beruft sich auf eine Umfrage für den Cloud-Index von Nutanix.

Die Umfrage zeige auch das Migrationsverhalten von Unternehmen. Interessanterweise würden 73 Prozent der Befragten in EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) gewisse Workloads aus der Hybrid Cloud wieder zurück migrieren. In der Schweiz tue dies nur knapp die Hälfte der Befragten. "Schweizer Unternehmen gehen vorsichtiger an die Hybrid Cloud heran", sagte Köppli. "Aber was sie migrieren, lassen sie anschliessend auch in der Hybrid Cloud."

Promi-Gast Trevor Noah, Moderator der Daily Show, der eigentlich erst am zweiten Tag auftauchen sollte, "Zoom-bombte" Georgie Barrat während sie durch die Konferenz führte. "Ich wollte nur rasch 'Hallo' sagen ... damit ihr mich morgen nicht vergesst." (Source: Screenshot)

Auch Azure geht mit auf die Reise

Clusters mache es nun viel einfacher, Workloads in die Public Cloud von AWS zu verschieben. "Die Schweiz ist aber ein wenig ein Azure-Land", sagte er. Daher sei auch die zweite grosse Ankündigung von Nutanix für die Schweiz sehr relevant.

Nutanix arbeitet nämlich auch mit Microsoft zusammen an einer nahtlosen Hybrid-Cloud-Erfahrung. Die hybride Lösung soll eine unterbruchsfreie Mobilität von Anwendungen, Daten und Lizenzen durch ein einheitliches Management ermöglichen - On-premises und auf Azure-Umgebungen.

Die Unternehmen arbeiten auch an einheitlichen Vertriebs- und Support-Modellen, wie Nutanix mitteilt. So sollen Microsoft-Kunden etwa bestehende Azure-Credits verwenden können, um Nutanix-Software zu kaufen. Umgekehrt könnten auch Nutanix-Kunden ihre bestehenden Lizenzen auf Nutanix Clusters on Azure übertragen.

Die Produkte befänden sich zwar erst in der Entwicklungsphase. "Dennoch ist es wichtig für unsere Kunden, damit sie wissen, dass wir keine Einbahnstrasse auf AWS kreieren", sagte Köppli. "Die Reise geht auch auf Azure weiter."

Kubernetes als Service von Nutanix

Die dritte grosse Ankündigung an der diesjährigen .Next-Konferenz sind die Karbon Platform Services. Dabei handelt es sich um ein Kubernetes-basierendes Platform-as-a-Service (PaaS)-Angebot für die Multicloud mit automatisierten und systemverwalteten Sicherheitsfunktionen, wie das Unternehmen in einer weiteren Mitteilung schreibt.

Mit dem neuen Service sollen Kunden ihre Apps, die auf Microservices basieren, Cloud-übergreifend schneller entwickeln, bereitstellen und verteilen können. Das Angebot ist seit dem Beginn der .Next-Konferenz erhältlich.

Condoleezza Rice, die ehemalige Aussenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika. (Source: Screenshot)

Condoleezza Rice: "Bildungswesen hatte Kopf im Sand"

Die Eröffnungsrede der diesjährigen .Next-Konferenz bot auch schon die ersten prominenten Gäste - die bereits zum guten Ton jeder Grossveranstaltung gehören. Den Anfang machte Condoleezza Rice, die ehemalige Aussenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika.

Sie sprach in einem Interview mit David Sangster, Chief Operating Officer von Nutanix, über die Zukunft des Education-Bereichs. Der vom Coronavirus ausgelöste Trend hin zu Remote Learning habe sich schon lange zuvor angebahnt, sagte Rice.

"Wenn es um neue Technologien geht, hatte der Education-Bereich den Kopf lange in den Sand gesteckt", sagte sie. Aufgrund der Pandemie sei dies nun nicht mehr möglich gewesen. Die Branche musste sich rasch mit der neuen Realität abfinden und die Folge war eine Experimentierphase.

"Wenn wir diese Chance aber richtig anpacken, können wir gewisse Ungleichheiten im Bildungswesen überwinden", sagte Rice. So ermögliche der Fernunterricht etwa auch Kindern, die sehr abgelegen wohnen, dieselben Chancen auf eine gute Bildung. Ferner sei so auch eine personalisierte Ausbildung möglich. Bei der Umsetzung müsse man jedoch darauf achten, dass man nicht neue Ungleichheiten kreiert.

"Auf ewig ein Nutant"

Die Eröffnungs-Keynote endete ebenfalls mit einem Promi-Interview: CEO Dheeraj Pandey sprach mit dem Autor Simon Sinek. In seinen Werken thematisiert Sinek unter anderem, was eine gute Führungspersönlichkeit ausmacht. Und Pandey zeigte sich als grosser Fan des Autors.

Pandey im Gespräch mit dem Autor Simon Sinek. (Source: Screenshot)

Inspiriert durch Sineks jüngstes Buch, the infinite Game, schloss Pandey die Rede damit, dass Nutanix sich immer darum bemüht habe, das Sichtbare unsichtbar zu machen. "Wir nahmen das A und O der Infrastruktur und machten alles unsichtbar." Gemeint sind die Komplexitäten wie das Kaufen, Nutzen und Verwalten von Infrastruktur.

"Auch ich persönlich werde jetzt von einem sichtbaren Geschäftsführer zu einem unsichtbaren Nutant", sagte der CEO. Die einzige Erwähnung des bevorstehenden Rücktritts des Nutanix-CEOs während der Keynote. "Auf ewig ein Nutant."

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