Schweizer Banken fallen bei der Digitalisierung zurück
Die Schweizer Banken verlieren bei der Digitalisierung den Anschluss an die globale Spitze. Sie bieten der Kundschaft zu wenige Leistung über die eigene Website, E-Banking oder Smartphone-App an.
![(Source: Conny Schneider / Unsplash)](https://data.netzwoche.ch/styles/np8_full/s3/media/2023/04/28/conny-schneider-s8jokmuiyo4-unsplash.jpg?itok=LKgNGr1l)
Die Digitalisierung im Bankensektor schreitet global zügig voran, wie die Studie "Digital Banking Maturity 2022" von Deloitte zeigt. Schweizer Banken können mit dieser Geschwindigkeit jedoch nicht mithalten. Rangierten sie im Jahr 2020 noch auf Platz 18 im Ländervergleich, landet die Schweiz zwei Jahre später auf Platz 21.
Im Rahmen der Studie untersuchte Deloitte 304 Banken in 41 Ländern. Nur eine Schweizer Bank schaffte es in die Top 30 und erhält somit den Titel "Digital Champion".
Für die Studie haben sogenannte "Mystery-Shopper" bei allen untersuchten Banken reale Konten eröffnet und dabei mehr als 1200 Funktionalitäten innerhalb der digitalen Kanäle dieser Finanzinstitute geprüft - auf der Website, im E-Banking und in der App auf dem Smartphone.
Vollständige Digitalisierung fehlt
Wie die Studie zeigt, hinken die untersuchten Schweizer Banken im Zuge der rasanten Digitalisierung ihrer Konkurrenz aus unterschiedlichen Gründen hinterher. Die betreffenden Banken haben ihre durchschnittliche digitale Maturität zwar verbessert - im Vergleich zu den "Digital Champions" allerdings deutlich langsamer.
Zudem bieten "Digital Champions" über all ihre digitalen Kanäle hinweg mehr Dienstleistungen an, wie zum Beispiel Autokredite oder Hypotheken, und führen diese auch schneller ein. Auch können bei vielen Schweizer Banken Konten nicht rasch und unkompliziert eröffnet und sofort genutzt werden. Es fehle in den allermeisten Fällen ein "vollständig digitalisierter End-to-End-Prozess."
Schwächen im digitalen Vertrieb
Digitale Kanäle eignen sich dafür, bestehenden Kundinnen und Kunden Produkte wie etwa Debit- oder Kreditkarten zu verkaufen. Die Kundschaft kann jedoch nur bei 41 Prozent der Schweizer Banken eine Kreditkarte digital bestellen. Bei den "Digital Champions" ist der Anteil fast doppelt so hoch. Und lediglich 18 Prozent der Schweizer Banken schaffen es, einen Kreditantrag vollständig digital abzuwickeln, während es bei den "Digital Champions" 68 Prozent sind.
Die von "Digital Champions" implementierten Funktionen gingen jedoch weit über das traditionelle Bankgeschäft hinaus. So lassen sich bei ihnen etwa Hotels und Flüge buchen oder der Zutritt zu einer Flughafen-Lounge kaufen. Auch Kino-, Theater- und Konzerttickets oder etwa Parktickets können erworben werden. Es bestehe gar die Möglichkeit, eine Firma digital zu registrieren. Schweizer Banken hingegen verpassen diese Entwicklungen "fast vollständig."
Cyrill Kiefer, Banking Consulting Leader, Deloitte (Source: Deloitte)
"Der erneute Rückgang ist eine bedenkliche Entwicklung für den Schweizer Bankensektor", sagt Cyrill Kiefer, Banking Consulting Leader bei Deloitte. "In anderen untersuchten Ländern ist es längst Standard, dass online - vor allem über Mobiltelefone und andere Endgeräte - eine umfassende Palette an digitalen Leistungen angeboten wird. Wer die digitalen Erwartungen der Kundschaft nicht zu erfüllen vermag, riskiert mittelfristig, Kundinnen und Kunden zu verlieren. Die Banken sollten diese wichtigen Kanäle vielmehr nutzen, um bestehende Kundinnen und Kunden zu halten und eine neue, digital affine Kundschaft anzusprechen."
Die komplette Studie finden Sie hier.
Lesen Sie auch: Laut einer weiteren Studie von Deloitte verpassen Schweizer Firmen auch zunehmend den Anschluss ans Metaverse.
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