Dossier

Netzwoche Nr. 14/2015

Von George Sarpong

Das Schaufenster der Schweiz im Web

Generische Top-Level-Domains wie .biz oder .info. sollten ein neues Feld für Webadressen schaffen und Anwendern helfen, sich rasch im Web zurechtzufinden. So richtig durchgesetzt haben sich die generischen Top-Level-Domains nie. Mit .swiss kommt nun eine neue generische Top-Level-Domain ins Web – exklusiv für Schweizer Unternehmen und Organisationen. Bundesrätin Doris Leuthard höchstpersönlich präsentierte die neue Top-Level-Domain in Bern. .swiss soll ein Schaufenster der Schweizer Wirtschaft und Kultur im Web sein, sagte Leuthard. Ein schönes Bild. Die mediale Resonanz vor Ort auf die Ankündigung war, sagen wir mal, okay. Schweizer Unternehmen unterhalten bereits hochwertige Websites mit einer .ch- oder .com-Endung und sind zufrieden. Sicher, einige Firmen und Verbände haben .swiss-Adressen beantragt. Bei unserer Recherche gaben sich alle befragten Firmen und Verbände jedenfalls betont locker. Gemäss dem Motto: "Wenn es klappt, ist es schön, wenn nicht, dann eben nicht." Es gibt sogar traditionelle Schweizer Unternehmen, die zunächst abwarten und später entscheiden möchten, ob sie jetzt unbedingt auch noch eine .swiss-Adresse brauchen. Hinter dieser betonten Gelassenheit zeichnet sich aber bereits ein Bieterwettstreit ab. Noch am Tag der Präsentation erhielt das Bakom nach eigenen Angaben über 1000 Bewerbungen. Dabei war die 1,5 Millionen teure Kampagne von Farner-PR noch gar nicht richtig angelaufen, die .swiss bekannt machen sollte. Nun bewerben die Jungfraubahn, Wilhelm Tell und Feldschlösschen die neue Top-Level-Domain .swiss unter dem Slogan: "Ist Schweiz drin, gehört .swiss dran."

Die erste Bewerbungsphase läuft noch bis Anfang November. Die Zeit dient auch dazu, Streit um die neuen Adressen zu schlichten. Die ersten Kämpfe zeichnen sich bereits ab. So interessiert sich etwa der Kaffeemaschinenhersteller Jura ebenso für eine .swiss-Adresse wie der gleichnamige Kanton. Solche Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert und dürften den Mitarbeitern des Bakom einiges an Arbeit bescheren. Nicht umsonst hält die Behörde Pläne für das Konflikt­management bereit. Die Lösungen reichen von der Vermittlung zwischen den Antragstellern bis hin zu Auktionen bei den strittigen Adressen. Es bleibt letztlich zu hoffen, dass sich die Interessenten alle friedlich einigen und .swiss zu dem bunten und fröhlichen Schaufenster im Web wird, von dem Bundesrätin Leuthard schwärmte, und die grundsätzlich schöne Idee nicht in einem Scherbenhaufen endet.