Editorial

"Die Schweiz braucht ein Silicon Valley!" "Weshalb?"

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Wird ein Gewerbepark eröffnet oder treffen sich Verbände wie Asut zu ihren Kongressen sprechen technikaffine Politiker gerne vom Aufbau eines Silicon Valley in der Schweiz. Warum auch nicht? Wir haben ein hervorragendes Ausbildungssystem, motivierte Fachkräfte und Geld ist schliesslich auch da. Doch reicht das? Kaum.

Der Traum vom Schweizer Silicon Valley scheitert allein schon an den Dimensionen. Im echten Silicon Valley arbeiten auf einer Fläche von etwa 2100 Quadratkilometern vier Millionen technikaffine Fachkräfte. Milliarden an Investorengeldern heizen die Innovations­maschine Silicon Valley zusätzlich an. Gemäss Swiss Venture Capital Report wurden im vergangenen Jahr 670 Millionen Franken an Risikokapital in junge Unternehmen investiert. Das ist schön, reicht aber nicht. Wenn die Schweiz mit dem Silicon Valley auf Augenhöhe mithalten soll, braucht es nicht nur grössere Investitionssummen, es braucht grössere technische Visionen und mehr Expertise. Man könnte auch ­Erfahrung sagen. Es braucht Experten wie Harriet Coverston von Versity, die Filesysteme wie ­SAM-QFS mitentwickelt hat, das heute in Speichersystemen weltweit ­genutzt wird (Titelgeschichte ab Seite 28). Oder Gründer wie Brian ­Biles und Hugo Patterson. Heute CEO beziehungsweise CTO beim Storage-Start-up Datrium. Zuvor bauten sie in einer ähnlichen Kon­stellation Data ­Domain auf, das heute zu EMC und demnächst zu Dell gehört. Diese technischen Experten mag es auch in der Schweiz geben, etwa in IBMs Forschungszentrum in Rüschlikon, bei Google in Zürich oder bei Swisscom in Bern. Doch wer von ihnen verlässt diese attraktiven Arbeitgeber freiwillig und riskiert, mit einer Unternehmensgründung zu scheitern? Wir haben in der Schweiz innovative Unternehmen, gut ausgebildete technische Fachkräfte und Risikokapital. Doch ihre Menge ist zu gering. Deshalb fehlt die «kritische Masse», die es bräuchte, um ein zweites Silicon Valley aufzubauen.

Braucht denn die Schweiz überhaupt ein Silicon Valley? Nein. Die Schweizer Wirtschaft hat ihre eigenen Vorteile, Stärken und ­Mechanismen. Das zeigen IT-Firmen wie Starmind, Appway oder ­Monetas, das bereits die vierte Finanzierungsrunde eingeläutet hat. ­Welche Pläne das Unternehmen verfolgt, erklärt Johann Gevers, Gründer und CEO von Monetas (ab Seite 20).

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich die Redaktion in die Sommerpause. Die nächste Netzwoche (Ausgabe 13) erscheint am 14. September.

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