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Internet-Trolle: Wer braucht Social-Media-Guidelines?

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Auch in der Schweiz lässt sich eine Amerikanisierung des Wahlkampfes feststellen: Hater haten und Trolle trollen wild und ungestört durchs Internet. Es sind nicht mehr nur ein paar freakige Einzelpersonen. Sind es organisierte Trollfabriken, die systematisch Propaganda machen? Sind Anstand und Respekt auf Social Media schlicht nicht gefragt? Sind Guidelines für die eigene Facebook-Seite sinnvoll?

Auch am Stammtisch diskutiert man energisch, die Beleidigungen halten sich jedoch im Rahmen, da man von Angesicht zu Angesicht doch Hemmungen hat, respektlos zu sein. In den sozialen Medien ist dies heute anders. Hasskommentare sind gang und gäbe, denn auf Distanz ­schreiben sich Anfeindungen ganz leicht.

Die Geburt der Trolle

Das Wort Troll kommt von "trolling with baits", einer Fischereitechnik – es geht also ums "Ködern" der anderen Gesprächspartner. Ursprünglich waren Internet-Trolle Einzelpersonen, die absichtlich innerhalb einer Online-Community Gespräche gestört haben. Man wollte provozieren und Konflikte schüren.

Nach und nach hat sich das Bild des Trolls geändert: Als man das zerstörerische Potenzial erkannt hat, entstanden professionelle Troll-Aktivitäten für politische Propaganda. Der klassische Troll blieb als kleine und laute Minderheit nebenher aber bestehen.

Troll-Armeen für den politischen Wahlkampf

Mittlerweile gibt es ganze Troll-Armeen (in Russland auch Putinbots genannt), die im Auftrag des Staates oder einer Partei die öffentliche Stimmung im Internet durch Kommentare beeinflussen. Diese Web-Brigaden fallen durch ihr kollektives Auftreten und die Wiederholung bestimmter Schlagwörter und Lügen auf. Aktuell werden beispielsweise Facebook-Posts von Schweizer Parlamentariern im Minutentakt von "Hatern" kommentiert. Das Gegenüber soll mürbe gemacht werden: Da man (Hate-) Kommentare nicht stehen lassen will, aber keine Zeit hat, das Statement des Trolls endlos zu widerlegen, veröffentlicht man als Konsequenz gar keine Posts mehr. Der Troll hat gewonnen.

Social Bots führen die Arbeit der Trolle zu Ende

Waren erst einmal die Trolle am Werk und haben ihre Schlagwörter und Hashtags verbreitet, übernehmen anschliessend Social Bots die Arbeit: Die Computerpro­gramme setzen massenhaft "Likes", sodass die gewählten Schlagwörter in den Suchmaschinen höher gelistet werden und die Inhalte an Reichweite gewinnen. Gerade auf Twitter werden immer wieder Gegner mit Likes überschwemmt, sodass der Account verstopft oder stillgelegt wird.

Braucht es klare Social-Media-Guidelines?

Im Internet findet man viele Tipps, wie man mit Hatern und Trollen umgehen soll. So zum Beispiel "Do not feed the troll". Damit ist gemeint, auf keinen Fall zu antworten, den Kommentar zu löschen und den Troll zu blockieren oder wenn es ehrverletzende Kommentare sind, Strafanzeige zu erstatten.

Mir persönlich sind Anstand und Respekt wichtig, ich möchte auf meiner Facebook-Seite nicht mit Leuten "befreundet" sein, die mich beleidigen. Braucht es also Guidelines? Teilen Sie mir Ihre Meinung mit:

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