Editorial

Warum hast Du den Hund sterben lassen?

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René Jaun, Redakteur (Source: Netzmedien)
René Jaun, Redakteur (Source: Netzmedien)

Unlängst hat die Dating-App "Tinder" meine Neugierde geweckt, als sie eine neue Art der Partnersuche vorstellte. Statt dem Nutzer in ­einer langen Abfolge einen potenziellen Traumpartner nach dem anderen zu präsentieren, macht sie alle Suchenden zu Figuren eines Spiels. Darin rast ein Asteroid auf die Erde zu, und man muss entscheiden, wie und mit wem man die letzten Stunden vor dem Untergang verbringen will.

Das Game solle jener Hälfte der Tinder-Nutzer als Inspiration dienen, die Mühe haben, mit den vorgeschlagenen Dates ins Gespräch zu kommen, schreibt die "Taz". Endlich wäre es vorbei mit ­einem "Wie geht es dir?" als Gesprächseinstieg, und man fragt stattdessen: "Warum hast du den Hund sterben lassen?"

Doch mit den im Game getroffenen Entscheidungen beeinflussen Nutzer nicht nur den Spielverlauf, sondern auch die Auswahl der künftig angezeigten Partner – sie bekommen "dank cleverer Algorithmen andere, ebenso altruistisch oder egoistisch eingestellte Menschen wie sie selbst dargeboten", fasst die "Taz" zusammen.

Tinder fängt also an, Nutzer nicht mehr nur aufgrund äusserer Merkmale, sondern anhand gemeinsamer Charaktereigenschaften zu vermitteln – sofern es diese denn aus den In-Game-Entscheidungen ableiten kann.

Ich wüsste gerne, wie effektiv solch ein gamifiziertes ­Assessment tatsächlich ist. Reizvoller als eine mehrseitige Selbst­evaluation klingt der Ansatz der Dating-App allemal.

In dieser Ausgabe der Netzwoche geht es nicht um die Partnersuche in der Liebe, sondern im Business. Auch hier gibt es innovative Ansätze. Im Focus ab Seite 34 lesen Sie mehr darüber, wie Unternehmen mit dem Fachkräftemangel umgehen und wie ein Ansatz aus der Game-Industrie klassische Schulungen ersetzen kann. MSM Research zeigt aus Seite 19, dass viele Unternehmen für die Verwaltung ihrer Security vermehrt auf externe Partner setzen. Und im Live-Interview auf Seite 14 verrät Marc van Nuffel, CEO von Du Da und CIO von Farner Consulting, welche Strategie er wählt, um die IT von 150 Mitarbeitenden zu verwalten.

In der Geschäftswelt gibt es bereits Plattformen, die versprechen, nach dem Tinder-Ansatz zum Beispiel Start-up-Unternehmer und Investoren zusammenzubringen. Im Moment präsentieren sie den Besuchern jeweils ein Profil nach dem anderen. Ich bin gespannt, welche Plattform den Ansatz zuerst adaptiert, und Jung­unternehmer und ihre Geldgeber vor einem Treffen erst ein Spiel spielen lässt.

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