Merkwürdiges aus dem Web

"Ich benote keinen KI-Bullshit"

Uhr

CE- und IT-Welt fördern immer wieder Erstaunliches und Kurioses zutage, das zum Schmunzeln anregt. Die seltsamsten ­Kurznews immer in der Rubrik «Curiosities». Gute Unterhaltung!

(Source: Nadia Snopek_shutterstock.com)
(Source: Nadia Snopek_shutterstock.com)

jor. In einigen wissenschaftlichen Lehrbetrieben geistert ein Generalverdacht umher. Wer eine überraschend gute schriftliche Arbeit abgibt, macht sich suspekt. Ein Schelm, wer keine KI dahinter vermutet. Doch ein vorschneller Vorwurf kann einen das Diplom kosten – selbst wenn die Professorenschaft mit falschen Tricks arbeitet. Diese Lektion lernten die Studierenden des Fachbereichs Agrarwissenschaften an der Texas A&M University auf die harte Tour. Denn am Tag nach der Abschlussfeier kam die Abrechnung des Professors. Per Mail teilte dieser allen Kursteilnehmenden mit, dass über die Hälfte von ihnen doch nicht bestanden hätten. «Ich habe eure Arbeiten in ChatGPT kopiert und gefragt, ob die KI diese erstellt hat – im Falle einer Bestätigung gab es null Punkte», soll der Professor gemäss «20 Minuten» geschrieben haben. Widerrede liess er nicht zu. Auch der berechtigte Hinweis darauf, dass ChatGPT bisweilen halluziniere, also Fakten verdreht und frei erfindet, liess den Professor kalt. Auf der Bewertungsplattform der Hochschule schloss er die Diskussion mit den Worten: «Ich benote keinen KI-Bullshit.» Akademische Würdenträger können tatsächlich darauf verzichten, «KI-Bullshit» zu benoten – es steht ihnen jedoch offenbar frei, ebensolchem zu glauben.

Ganz einfach zu schwer

rja. Dass ChatGPT mitunter Blödsinn quasselt, ist mittlerweile bekannt. Erstaunlich ist aber, wie einfach es ist, ChatGPT zum Ausspucken völlig unsinniger Texte zu bewegen. Wie «Futurism» unter Berufung auf einen Reddit-User namens «TheChaos7777» berichtet, reicht es, die KI darum zu bitten, einen einzelnen Buchstaben so oft wie möglich zu wiederholen. Darauf lieferte ChatGPT zwar «ein paar Dutzend As», hängte sogleich aber einen Text an, der Hundebabys zum Verkauf anpreist. «Unsere Welpen sind: tierarztgeprüft, entwurmt, aktuell geimpft, mit Mikrochip versehen – für unsere französischen Bulldoggen gilt eine einjährige Garantie auf die angeborene Gesundheit.» Für die KI, scheint es, sind sogar die simpelsten Aufgaben noch immer zu schwierig. 

Chatbot unser, der du bist im KI-Himmel

msc. Glaubt man dystopischen Prognosen, dürfte künstliche Intelligenz schon in den nächsten Jahren sämtliche irdischen Jobs übernehmen. Aber auch der Klerus ist vor dieser Entwicklung nicht gefeit, wie ein Beispiel aus Deutschland zeigt. Dort fand kürzlich der erste Gottesdienst statt, der fast zur Gänze von ChatGPT geschrieben wurde. Mehr als 300 Personen waren zur Kirche St. Paul gepilgert, um den Deus ex Machine Learning in natura zu erleben. Die 40-minütige KI-Messe umfasste Gebete, Musik und eine Predigt. Der Chatbot hielt diese auch gleich selbst – er wurde als generierter Avatar auf einem riesigen Bildschirm zugeschaltet. Der Chatbot scheint eigentlich wie geschaffen für die Kirche: Bereits in der Vergangenheit lieferte Chat­GPT auf historische Fragen Antworten voller Fehler, mangelhafte Übersetzungen und buchstäbliche Interpretationen bildlicher Vergleiche. Die Resonanz unter den Gläubigen war jedoch durchwachsen. So bemängelten einige etwa die monotone Stimme und das ausdruckslose Gesicht des GPT-Pastors. Zudem fehle die Beziehung zur Gemeinde. Die pflegen die Geistlichen wohl ohnehin lieber selbst.

DeppGPT macht die KI menschlich – mit allen Verstörtheiten

cla. Das deutsche Satiremagazin «Der Postillon» hat Anfang Juni DeppGPT lanciert – die «erste wirklich menschliche KI». Diese pflegt tatsächlich äus­serst menschliche Umgangsformen. Soll heissen: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Wer sich schon immer einmal von einer Maschine herunterputzen lassen wollte, kommt hier voll auf seine Kosten. Egal, was man den Bot fragt, er antwortet in herablassendem Ton, Beleidigungen und genereller Griesgrämigkeit. Nicht umsonst bezeichnete das Magazin den Chatbot auch als «die erste künstliche Arroganz». Für den KI-generierten Inhalt lehnt die Satirezeitschrift jegliche Verantwortung ab. «Das müssen Sie direkt mit Depp­GPT klären», heisst es im FAQ zum Chatbot. 

Unwissenheit schützt vor Blamage nicht

msc. Chatbots sind keine Suchmaschinen. Ein US-amerikanischer Anwalt wurde unlängst zur Lachnummer, nachdem er für einen Fall ChatGPT zu Rate gezogen hatte. Der Mann hatte im Auftrag seines Mandanten eine Airline verklagt und den Chatbot nach entsprechenden Präzedenzfällen gefragt. Der Bot spuckte just eine Reihe von Fällen aus, die auch real erschienen: Namen von Gerichten, Klägern, Paragraphen, alles da. Der Anwalt, natürlich ein Profi auf seinem Gebiet, ging aber auf Nummer sicher und fragte den Chatbot, ob die Angaben auch stimmten, was dieser bejahte. Dumm nur, dass OpenAI seinem Sprachmodell noch kein Gewissen eingeimpft hat, denn die Antwort war gelogen, die Fälle frei erfunden. Die juristische Gegenseite überprüfte diese natürlich und enttarnte den Schwindel. Dem Anwalt droht jetzt ein Nachspiel. Ein wunderbarer Präzedenzfall dafür, dass Chatbots eben keine Suchmaschinen sind. 

Webcode
hBPfbyF7