Ausbildung

16 Jahre alt, unbekannt, aber mit guten Perspektiven

Uhr | Aktualisiert
von Janine Aegerter, Hélène Lelièvre

Mediamatiker verbinden Marketing mit Informatik. Eigentlich eine gute Kombination, aber der junge Beruf muss sich in der Wirtschaft noch durchsetzen, wie unsere Westschweizer Redaktion herausgefunden hat.

(Quelle: CPNV)
(Quelle: CPNV)

Wer sich zum Mediamatiker ausbilden lässt, durchläuft eine vielseitige Ausbildung. Den Lernenden werden die Grundlagen von Hard- und Software, von Office-Tools und den Betriebssystemen Windows, Mac und Linux vermittelt. Zudem lernen sie, wie eine Datenbank funktioniert und wie man Software entwickelt. Daneben bilden sie ihre Fähigkeiten in Buchhaltung, Recht und Administration aus.

 

Eine Kombination, die in der Wirtschaft eigentlich gefragt sein sollte. Doch wie unsere Westschweizer Redaktion in Gesprächen mit Lehrlingen, Ausbildern und Vertretern der Wirtschaft herausgefunden hat, muss der junge Beruf, den es seit 1997 gibt, noch Fuss fassen. Das bestätigen unter anderem Alberto Gomez, Mitgründer der Lausanner Webagentur Antistatique und Daniel Mendes, der sich gerade zum Mediamatiker ausbilden lässt.

 

Beide sind sie eher per Zufall auf den Beruf des Mediamatikers aufmerksam geworden. Mendes wollte sich nach dem Gymnasium im Multimedia- Bereich ausbilden lassen. Auf der Website Berufsberatung.ch stiess er auf einen Link zum Berufsbild des Mediamatikers. "Das entsprach am ehesten meinen Erwartungen, weil der Beruf auch Marketingaktivitäten beinhaltet", sagt er. Gomez, der ursprünglich aus Kolumbien stammt, informierte sich bei seiner Ankunft in der Schweiz über mögliche Ausbildungswege. Der Beruf des Mediamatikers wurde damals im Internet angepriesen. "Mein Vater empfahl mir, diese Ausbildung zu machen, weil sie gute Zukunftschancen bietet. Und er hatte Recht. Der Beweis dafür ist unsere Webagentur, die heute sieben Mitarbeiter zählt und noch weiter wächst", sagt er.

 

Als Gomez seine Ausbildung 2004 abschloss, kannten nur wenige Unternehmen den Beruf des Mediamatikers, wie er selbst sagt. Er gehörte damals zu der zweiten Generation von Mediamatikern, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. "Nicht einmal bei der Berufsberatung wussten sie, was dieser Beruf beinhaltet." Er habe sich damals entschieden, sich weiterzubilden. Nach der

Berufsmaturität erwarb er einen Bachelor-Abschluss am Sawi. Daneben gründete er zusammen mit Gilles Doge und Marc Friederich die Webagentur Antistatique.

 

Dass eine Weiterbildung nach der Grundausbildung zum Mediamatiker sinnvoll ist, haben auch andere Lehrlinge und Ehemalige gegenüber unserer Westschweizer Redaktion bestätigt. So auch Laura Golaz, Mediamatikerin und Marketingassistentin bei einem Westschweizer Unternehmen. Das Berufsbild sei noch nicht in den Köpfen der Arbeitgeber verankert, sagt sie. Golaz selbst hat sich nach der Berufsmaturität für eine Weiterbildung in der Kommunikation entschieden.

 

Verschiedene Ausbildungswege

 

Angehende Mediamatiker können sich auf klassischem Weg vier Jahre in einem Betrieb ausbilden lassen und nebenbei die Berufsschule besuchen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. So bietet der Zürcher Lehrvertriebsverband ICT (ZLI) beispielsweise ein Basislehrjahr für Mediamatiker an. Lernende, die bereits einen Lehrvertrag in der Tasche haben, können so ihr erstes Lehrjahr in einem Ausbildungszentrum absolvieren. Die restlichen drei Lehrjahre verbringen sie in ihrem Lehrbetrieb. Der ZLI will damit Unternehmen unterstützen und die Lernenden auf den produktiven Einsatz im Lehrbetrieb vorbereiten. Umgekehrt rekrutiert das ZLI auch selbst Lernende. Unternehmen können also auch direkt beim ZLI anfragen, ob sie einen Lernenden nach dem Basislehrjahr übernehmen können.

 

Während der Lehre haben Mediamatiker die Möglichkeit, die kaufmännische oder technische Berufsmaturität zu erwerben. Danach können sie ihre Ausbildung beispielsweise an einer technischen Fachhochschule weiterführen und sich zum Medieningenieur oder zum Wirtschaftsinformatiker ausbilden lassen.

 

Fachkräftemangel verringern

 

Laut einer Studie, die Econlab letztes Jahr im Auftrag von ICT-Berufsbildung Schweiz durchgeführt hat, werden der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2020 25000 ICT-Fachkräfte fehlen. Der Beruf des Mediamatikers könnte somit eine Chance sein, dem ICT-Fachkräftemangel in der Schweiz entgegenzuwirken. Ein kleiner Nebeneffekt dürfte zudem für die männerlastige ICT-Welt interessant sein: Wie der Verein zur Förderung der ICT-Berufsbildung schreibt, interessieren sich viele junge Frauen für den Beruf des Mediamatikers. Vielleicht bietet sich damit also auch eine Chance, mehr Frauen in die ICT zu locken.