Lobbying an der Lehrerfront

Apple lädt Schweizer Lehrer in Luxus-Hotel ein

Uhr | Aktualisiert

Apple hat laut der Handelszeitung Lehrer aus der Schweiz in ein Luxus-Hotel nach Irland eingeladen. Der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) warnt: "So verlieren Schulen ihre Unabhängigkeit".

Das Fünf-Sterne-Hotel Fota Island Resort in Irland. (Quelle: fotaisland.ie/Resort-Gallery)
Das Fünf-Sterne-Hotel Fota Island Resort in Irland. (Quelle: fotaisland.ie/Resort-Gallery)

Drei Golfplätze, acht Penthouses und 75 Sorten Whiskey - all das bietet das Fünf-Sterne-Hotel Fota Island Resort in Irland. Das Luxus-Spa sei kürzlich für eine Woche von sechs Schweizer Lehrern besucht worden, schreibt die Handelszeitung - auf Einladung von Apple. Der Konzern habe 120 Lehrer aus Europa, Indien und dem Mittleren Osten in das Luxus-Hotel eingeladen.

Mit dabei war auch Christoph Moser, Dozent an der Höheren Fachschule für Wirtschaft (HFW) in Bern. Nun ist dieser Mitglied des globalen Netzwerks Apple Distinguished Educators. Er habe sich für die Reise beworben und sei von Apple auserwählt worden, erzählt Moser der Handelszeitung. Vor dem Abflug habe er einen Ethikkodex unterschreiben müssen. Die HFW erklärte sich so damit einverstanden, dass Apple für Kost und Logis der Reise aufkommt.

Laut der Handelszeitung ist den Lehrern in Irland erklärt worden, wie die Technologien von Apple im Unterricht gewinnbringend eingesetzt werden können.

An der Grenze zur Bestechung

Der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) übt nun Kritik. "So lassen sich Schulen kaufen und verlieren ihre Unabhängigkeit", zitiert die Handelszeitung Peter Baumann, der beim Verband für die Aus- und Weiterbildung zuständig ist. Die Grenze zur Bestechung sei fliessend, so Baumann.

Auch Beat Döbeli Honegger, ICT-Spezialist von der Pädagogischen Hochschule Schwyz, ärgert sich über das Vorgehen von Apple. "Die Hersteller wissen, dass die Skepsis an den Schulen gross ist, wenn sie selber ihre Produkte verkaufen", sagt er gegenüber der Handelszeitung. Unternehmen würden deshalb Lehrer bewusst einsetzen, um die Glaubwürdigkeit beim Lehrpersonal zu erhöhen.

Apple Schweiz will zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.

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