Berner Tagung ISSS

BYOD: Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen

Uhr | Aktualisiert

An der Berner Tagung des Informationssicherheitsverbands ISSS stand das Thema Bring your own Device (BYOD) im Zentrum. Man war sich darin einig, dass die Unternehmen die kaum mehr aufzuhaltende Entwicklung als Chance betrachten sollten.

Heinz Hodel, CIO von Emmi, stellte an der Berner Tagung des ISSS die BYOD-Strategie des Milchverarbeiters vor. (Quelle: Michael Stahl, Stahl Photographie GmbH)
Heinz Hodel, CIO von Emmi, stellte an der Berner Tagung des ISSS die BYOD-Strategie des Milchverarbeiters vor. (Quelle: Michael Stahl, Stahl Photographie GmbH)

Heinz Hodel, CIO des Milchverarbeiters Emmi, hat gut lachen. Er kann in seinem Unternehmen schon bald sein privates Notebook geschäftlich einsetzen. Das Unternehmen mit derzeit rund 4000 Mitarbeitern steht mit der Umsetzung seiner BYOD-Strategie kurz vor dem Abschluss, wie er an der Berner Tagung des Informationssicherheitsverbands ISSS erzählte. Knapp ein Jahr habe das Projekt gedauert. Die Kosten für Hard- und Softwareanschaffungen sowie Beratung und Implementierung sollen sich auf insgesamt rund 140000 Franken belaufen.

Emmi begann mit der Erarbeitung der Strategie auf der „grünen Wiese“, wie Hodel ausführte. Das sei im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die schon das eine oder andere getan hätten, sicher ein Vorteil gewesen. Gemeinsam mit dem IT-Sicherheitsdienstleister United Security Providers klärte er sämtliche technischen, konzeptionellen und juristischen Fragen ab. Dazu gehörte unter anderem, dass Emmi die Anzahl der zugelassenen Geräte einschränkt. Man formulierte Richtlinien, und Mitarbeiter, die ihre eigenen Geräte geschäftlich einsetzen wollen, werden künftig einen Vertragszusatz unterzeichnen müssen.

Nachholbedarf bei KMUs

Auf weitere juristische Notwendigkeiten machte die Rechtsanwältin Nicole Beranek Zanon aufmerksam. Grundsätzlich seien die Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihren Angestellten die notwendigen Arbeitsgeräte zur Verfügung zu stellen. Setze ein Unternehmen ausschliesslich auf BYOD und bezahle dem Mitarbeiter keinen Beitrag an die Geräteanschaffung, dann müsse sich der Mitarbeiter davor schriftlich damit einverstanden erklärt haben. Zu den wichtigsten Aufgaben rund um BYOD gehöre es zudem, den Umgang mit den Unternehmensdaten klar zu regeln und Awareness zu schaffen. Da gebe es besonders in KMUs meist noch Nachholbedarf.

Diese Tatsache bestätigte Frank Thonüs von Symantec. 60 Prozent der Kunden, mit denen der Sicherheitslösungsanbieter derzeit über BYOD spreche, hätten diesbezüglich noch wenig geregelt. Cloud-Dienste wie Dropbox seien beliebt und einfach zu bedienen, jedoch primär für den Privatgebrauch gedacht. Dennoch landeten viele, auch sensible Unternehmensdaten in der Cloud. Beispielsweise mit Mobile Device Management, ergänzt mit Mobile Application Management, könne man diese Probleme besser in den Griff bekommen, sagte Thonüs. „Es geht darum, dass die Unternehmen die Kontrolle über ihre Informationen zurückgewinnen.“

Investitionen rechnen sich

Während viele KMUs noch nach einem Weg suchen, wie sie mit den mobilen Geräten umgehen sollen, sind die SBB schon ein paar Schritte weiter. Das Unternehmen lässt für seine rund 28000 Mitarbeiter viele Wahlmöglichkeiten offen, sagte Philip Büchler, Technologie Manager Mobile bei den SBB. Die Mitarbeiter könnten entweder vom Arbeitgeber Geräte beziehen oder ihre eigenen Geräte verwenden. Wer dies tun möchte, muss sich damit einverstanden erklären, sein Gerät teilweise in die Obhut des Arbeitgebers zu geben. Je nach Funktion müssen sich die Mitarbeiter an mehr Regeln halten. Schon bald seien rund 40000 mobile Geräte im Einsatz, die Tendenz, vor allem bei den Smartphones und Tablets, sei stark steigend. Die Investitionen hätten sich bisher gerechnet, sagte Büchler. So sei etwa der Papierverbrauch zurückgegangen. Zudem arbeiteten die Mitarbeiter mit den mobilen Geräten spürbar effizienter.

Die Sicherheitsthemen dürften in den nächsten Monaten und Jahren nicht zuletzt wegen BYOD kaum ausgehen. Das spürt die ISSS auch an den wachsenden Mitgliederzahlen, wie Präsidentin Ursula Widmer sagte. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Verband um 16 Prozent gewachsen und zählt derzeit 1067 Mitglieder. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, will man unter anderem in der Romandie stärker Präsenz markieren, unter anderem mit einer neu lancierten grossen Tagung im Oktober 2013 in Lausanne. Zulegen soll ISSS laut Widmer zudem beim Nachwuchs, bei Frauen und bei Vertretern von Kantonen.