Oracle vs. HP

Das Ende einer Partnerschaft

Uhr | Aktualisiert
von asc

Kann ein einzelner Mensch so enorm wichtig sein, dass sich dadurch zwei Big Player im IT-Business zerstreiten? Ja, er kann! Nämlich dann, wenn er Mark Hurd heisst.

Oracle kooperiert enger mit Fujitsu
Oracle kooperiert enger mit Fujitsu

Zwar war das Verhältnis zwischen HP und Oracle noch nie so herzlich, aber jetzt scheint der Streit erst richtig hochzukochen. Am vergangenen Montag wurde bekannt, dass der ehemalige HP-Chef Mark Hurd den Posten des Co-Präsidenten bei Oracle erhält. Das brachte den Stein ins Rollen. Nur einen Tag darauf reichte HP eine Zivilklage gegen Hurd ein, weil er "seine neue Position nicht ausüben könne, ohne HPs vertrauliche Informationen und Geschäftsgeheimnisse zu nutzen". HP könnte einen Schadenersatz in Höhe von etwa 35 Millionen Dollar erhalten.

Unklar bleibt, ob der Rechtsstreit Hurds Arbeitsantritt verhindern oder verzögern wird. HP hat zwar auf Unterlassung geklagt, aber keine einstweilige Verfügung beantragt, mit der Hurd ein sofortiger Wechsel untersagt werden könnte. Der Oracle-Chef Larry Ellison verurteilte diese Geschäftsgebaren von HP: Er kritisierte, dass der HP-Verwaltungsrat mit der "rachsüchtigen Klage" die Interessen seiner Aktionäre und Mitarbeiter missachte. Zudem habe Oracle HP immer als einen sehr wichtigen Partner betrachtet, doch nun sei eine weitere Zusammenarbeit unmöglich. Zudem kündigte Ellison HP nach der Klageerhebung die Partnerschaft. Eine Zusammenarbeit, die über Jahre hinweg eindeutig aufgeteilt war. HP stellte Computer her, Oracle lieferte die passende Software für die wichtigen Firmenkunden. Doch einen ersten Riss bekam die Partnerschaft, als Oracle 2009 den Server-Spezialisten Sun übernahm und damit zum ernsten Konkurrenten im Hardwaregeschäft wurde.

950´000 Dollar für ein Jahr

Doch Oracle scheint sich wenig um die Klage von HP zu kümmern. So sickerte am Donnerstag Oracles Gehaltsangebot für Hurd durch. Laut dem Angebot wird er bei Oracle ein jährliches Einkommen von 950´000 Dollar beziehen. Doch das ist nur das Grundgehalt. Hinzu kommt ein Anspruch auf einen Bonus von fünf Millionen Dollar, der ausgezahlt wird, wenn er bestimmte Ziele erreicht. Insgesamt kann der Bonus bis zu 10 Millionen Dollar betragen.

Einen großen Teil seiner Gratifikationen soll Hurd laut der Kopie des Arbeitsvertrages, den Oracle bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hatte, in Aktien erhalten. Anfänglich steht ihm eine Option zum Kauf von bis zu 10 Millionen Oracle-Aktien zu. In den folgenden fünf Jahren kommen weitere 5 Millionen Aktien für jedes Jahr hinzu, dass er bei Oracle beschäftigt ist.

35 Millionen Dollar zum Schweigegeld

Hurd wurde Anfang August wegen falscher Spesenabrechnungen und der Affäre mit einer externen Mitarbeiterin von HP rausgeschmissen. Allerdings erhielt er ein beachtliches Abfindungspaket in Höhe bis zu 35 Millionen Dollar.

Hurds Gehalt bei Oracle dürfte HP noch wütender machen, denn die stolze Abfindung war gleichzeitig mit den Geheimhaltungserklärungen, die Hurd unterschrieben hatte, geflossen. Zu allem Überfluss wird Hurd auf der kommenden Oracle Open World in San Francisco öffentlich als CO-Präsident auftreten.

Streiten sich zwei freut sich der Dritte

SAP ist über den Streit von HP und Oracle durchaus erfreut. "Das ist einfach nur gut für uns", sagte der SAP-Co-Chef Bill McDermott gegenüber der New York Times. Denn erst jetzt wird deutlich, welche unterschiedlichen Weg SAP und Oracle gingen, äusserte McDermott. SAP bleibe der Software in ihrem Kern treu. Die Sun-Übernahme durch Oracle bezeichnete er als "Wilden Sprung ins Hardwaregeschäft". Die Konzentration auf Software stelle sicher, dass wichtige SAP-Partner wie IBM und HHP auch weiter Partner blieben. "Für Oracle sind sie nun zu Feinden geworden", sagte McDermott.

Hurd galt als unbeliebt

Ein einziger Mensch bringt die ganze IT-Welt durcheinander und treibt den Aktienkurs von Oracle in die Höhe. An nur einem Tag gewann die Aktie fast 6 Prozent. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies einen Aufschlage von 6,8 Milliarden US-Dollar.

Dabei war Hurd bei HP alles andere als beliebt bei seinen Mitarbeitern: Nach einer Untersuchung von Glassdoor, eine Website, auf der Mitarbeiter anonym über CEOs abstimmen können, erhielt Hurd die niedrigste Zustimmungsrate von Mitarbeitern unter allen wichtigen Tech-CEOs. Nur 34 Prozent der HP-Mitarbeiter erkannten seine Leistung im Unternehmen an. Im Gegensatz dazu missbilligten 66 Prozent seine Führungsqualitäten.

Im Vergleich dazu mögen fast alle Apple-Mitarbeiter (98 Prozent) ihren Chef Steve Jobs und Hurd's Verteidiger und Tennis-Partner Ellison erhält eine positive Zustimmung von 78 Prozent. Doch ist es nicht gerade ein Geheimnis, warum Hurd im Allgemeinen nicht so beliebt bei seinen Mitarbeitern war. Als unerbittlicher Verfechter von Kürzungen hatte er in seiner Amtszeit tausenden HP-Mitarbeitern gekündigt. Bleibt abzuwarten, wie er sich als Co-Präsident bei Oracle machen wird.