"Die finanzielle Flexibilität von Dell sinkt"
Dell wird von einem Konsortium um Gründer Michael Dell aufgekauft und von der Börse genommen. Christian Fröhlich, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, erklärt, was das für den Computerkonzern bedeutet.

Herr Fröhlich, die Gerüchte haben sich bestätigt: Dell wird von einem Konsortium um Firmengründer Michael Dell übernommen. Dieser will Dell von der Börse nehmen. Was bringt das dem Unternehmen?
Die Entscheidungsgewalt wird mit dem Schritt auf wenige Personen reduziert, was rasche und mutige Entscheide erleichtert. In einer Unternehmensphase, in der ein Konzern komplett umgebaut wird, kann dies klare Vorteile bieten.
Dell will sich vom PC-Hersteller zum Komplettanbieter entwickeln. Ist diese Entwicklung einfacher, wenn das Unternehmen nicht an der Börse gelistet ist?
Ja und nein. Der teilweise bestehende Druck der Märkte nach kurzfristig passablen Ergebnissen entfällt, was die Flexibilität beim Umbau erhöht. Andererseits sinkt mit der Dekotierung und der teilweise mit Krediten finanzierten Transaktion die finanzielle Flexibilität von Dell. Grössere Akquisitionen werden damit deutlich erschwert, so dass der Umbau mit den bereits bestehenden Tochtergesellschaften und kleineren Übernahmen gelingen muss.
Der Deal hat ein riesiges Volumen von 24,4 Milliarden US-Dollar. Wann gab es zuletzt vergleichbar grosse Übernahmen?
Bei den stark fremdfinanzierten Leveraged Buyouts hat es seit 2007 keine so grosse Transaktion mehr gegeben. Damals übernahm das Private Equity-Haus Blackstone für 26,2 Milliarden US-Dollar den Hotelbetreiber Hilton Worldwide. Die derzeit historisch tiefen Zinssätze, auch bei Schuldnern mit geschwächtem Kreditprofil, helfen Dell klar bei der Umsetzung der Transaktion.
Microsoft beteiligt sich an der Übernahme mit 2 Milliarden US-Dollar. Mit welchem Hintergedanken?
Microsoft braucht starke und agile Hardwarepartner und hat damit auch ein Interesse daran, diesen bei der Neuaufstellung und operativen Gesundung zu helfen. Zudem könnte ich mir gut vorstellen, dass Dell auch gewisse vertragliche Zusicherungen an Microsoft bezüglich der künftigen Verwendung von Windows und anderen Produkten gemacht hat. Konkurrent HP hat Anfang Woche etwa ein Chromebook mit Googles Chrome OS lanciert. Vielleicht hat sich Microsoft bei Dell diesbezüglich eine zurückhaltendere Gangart ausbedungen. Informationen liegen mir dazu allerdings keine vor.
Warum hat sich Michael Dell wohl für diesen Schritt entschieden? Wollte er vor allem seine Macht über das Unternehmen sichern?
Michael Dell hat als Unternehmensgründer und Grossaktionär natürlich eine sehr starke Bindung zum Konzern. Neben den oben genannten Vorteilen bezüglich einer flexibleren Führung des Unternehmens spielte die menschliche Komponente beim Entscheid sicher auch eine gewisse Rolle. Ihm allerdings einfach nur eine Machtbesessenheit zu unterstellen greift aus meiner Sicht zu kurz.

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