ICT 2010

Jahresrückblick 2010: Juli bis Dezember

Uhr | Aktualisiert
von asc

In der zweiten Jahreshälfte 2010 geht es turbulent weiter. Das Hypegerät Nummer 1 kommt auf den Markt, Mark Hurd lässt sich verführen und Wikileaks-Chef Julian Assange sorgt für einen Riesenskandal.

Highlight im Juli: Der Verkaufsstart des iPhone 4 in der Schweiz & Day-Verkauf

Am 27. Juli hat Apple die Verfügbarkeit und Preise den neuen iPhone 4 offiziell veröffentlicht. Ab 30. Juli landete das iPhone 4 in allen Schweizer Apple-Stores und sorgte für lange Schlange vor den Geschäften. Allerdings gingen einige Schweizer auch leer aus, da Apple bei den Telcos teilweise nur sehr wenig Geräte geliefert hatten.

Ende Juli hat der Softwarehersteller Adobe bekannt gegeben Day Software aus Basel für 255 Millionen Franken zu kaufen. Day wird als eigenständige Produktlinie in Adobes "Digital Enterprise Solutions Business Unit" integriert werden. „Für Adobe handelt es sich um eine strategische Akquisition. Es geht in erster Linie darum, die Expertise der Day-Mitarbeiter zu behalten“, so Erik Larson, Senior Director of Product Management and Strategy bei Adobe, gegenüber dem Netzticker. Dies bestätigte auch Day-CTO David Nüschler. Er sieht in dem Zusammenschluss nicht nur den nächsten Entwicklungsschritt für Day, sondern auch eine Validierung für die Qualität der Softwareentwicklung in der Schweiz.

Mark Hurd nimmt den Hut - unfreiwillig

Nach fünf Jahren auf dem Chefposten tratt HP-Chef Mark Hurd aufgrund einer Affäre mit einer Subunternehmerin Anfang August von seinem Posten zurück. Die Vorwürfe der Klägerin auf sexuelle Belästigung haben sich nach einer Untersuchung von HP nicht bewahrheitet, allerdings hat er gegen den Verhaltenskodex des Unternehmens bei Geschäftsbeziehungen verstossen. Hurd hatte ihr offenbar Geschenke gemacht, die er dann als Spesen abrechnete.
Naja selbst schuld eben - doch lange musste Hurd nicht nach Arbeit suchen. Er landete kurze Zeit später bei Oracle.

Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen die Datenübertragung per Blackberry blockieren. Grund dafür sei eine angebliche Bedrohung der nationalen Sicherheit durch das E-Mail-Programm. Auch in Saudi-Arabien soll die Blackberry-Zensur bereits im August realisiert werden. Das Verbot richte sich gezielt gegen Blackberries und damit gegen den Hersteller Research in Motion (RIM), da der Dienst des kanadischen Handyherstellers die Sicherheit in der VAE gefährde. Die TRA erklärte, dass die momentane Speicherung von Daten im E-Mail-Dienst eine Gefahr für die rechtliche, soziale und nationale Sicherheit ergebe. Laut TRA sind Blackberries die einzigen Smartphones, deren Daten ins Ausland transportiert und von einer ausländischen Institution gehandhabt werden.

Schweizer Open-Source-Projekte ausgezeichnet

Die Swiss Open Systems User Group /ch/open feierte am 1. September in Zürich die Gewinner der CH Open Source Awards 2010. Mit den Auszeichnungen werden bisherige Engagements für die Förderung von Open-Source-Software in der Schweiz honoriert.

Beim Business Case Award konnten sich die Jurymitglieder dann auch nicht für einen Gewinner entscheiden: So landeten Run my Accounts und Doodle gemeinsam auf dem Siegerpodest.Dem Juroren Sebastian Spaeth von der ETH Zürich gefiel bei Run my Accounts besonders gut, dass das Programm alle Verbesserungen wieder an die Open-Source-Gemeinde zurückgibt. Doodle hingegen beweise, „dass mit Open Source ein Produkt zum Marktführer werden kann. Dank eines ausgeklügelten Open Source Stacks schafft es Doodle, monatlich Millionen von zufriedenen Anwendern zu bedienen“, meint Jurymitglied Corsin Camichel. Der Sieger des Contribution Awards, des Content Management Systems Magnolia,zeichnete sich gemäss Juror Cédric Hüsler, von Day Software, besonders dadurch aus, dass die Community von Kunden und Partner in den Entwicklungsprozess einbezogen und die gewonnene Innovation in der Open-Source-Community weitergegeben werde.

In der dritten Kategorie konnten die beiden Politiker Edith Graf-Litscher und Christian Wasserfallen mit ihrem Engagement in der parlamentarischen Gruppe digitale Nachhaltigkeit überzeugen. „Mit Edith Graf-Litscher und Christian Wasserfallen sowie vielen weiteren Nationalräten setzen sich Politiker auf höchster Ebene dafür ein, dass Open Source Software in der Politik, Verwaltung und in der Öffentlichkeit Sichtbarkeit und Anerkennung gewinnen“, erklärt Juror Jan Fülscher von den Business Angels Schweiz. Alle Gewinner bekommen einen Pokal und auch die Nominierten gingen nicht mit leeren Händen nach Hause, sie erhielten ein Zertifikat.

Ebenfalls im September endete der drei Wochen andauernde Bieterwettlauf zwischen Dell und HP um 3Par. HP hatte sein Übernahmeangebot auf insgesamt 2,4 Milliarden Dollar oder 33 Dollar pro Aktie angehoben. 3Par hatte daraufhin entschieden, das HP-Angebot anzunehmen. Gleichzeitig hat Dell verkündet, dass man aus dem Bieterwettstreit aussteige.

Dell und 3Par hatten sich Mitte August im Grundsatz auf eine Übernahme geeinigt, Dell wollte 18 Dollar pro Aktie zahlen. Daraufhin gab HP ein Gegenangebot ab, der Bieterwettlauf begann. 3Par ist auf Cloud Computing spezialisiert - durch den Erwerb des Unternehmens will HP nun versuchen eine dominierende Stellung auf diesem Markt einzunehmen.

Apple zur Zahlung von 625 Millionen Dollar verurteilt

In einem Eilantrag forderte Apple den vorsitzenden Richter Leonard Davis auf, das Urteil vom 1. Oktober auszusetzen, da es noch ungeklärte Probleme mit zwei der drei Patente gebe, heisst es in dem Bericht. Diese Patente beschreiben Verfahren zur Darstellung von Dokumenten auf Computerbildschirmen. Nach dem Kläger Mirror Worlds soll die Technologie für die Cover-Flow-Funktion verwendet werden, die Apple auf iPods, iPhone und iPad einsetzt, um zum Beispiel die einfache Navigation durch Musikbibliothek zu ermöglichen.

Allerdings zweifelt Apple die Gültigkeit der Patente an. Der Richter prüfe derzeit einen noch vor der Urteilsverkündung eingereichten Antrag, wonach Apple nur eines der drei Patente verletzen soll. Wenn der Richter diesem Antrag entsprechen sollte, werde er den Schadenersatz für die beiden Schutzrechte streichen.

Das Unternehmen Mirror Worlds wurde 2008 von David Gelernter, Professor für Computerwissenschaften an der Universität Yale, gegründet. Das nicht börsennotierte Unternehmen hatte 2008 gegen Apple geklagt. Laut Bloomberg sind die 625 Millionen Dollar die zweitgrösste Summe, die 2010 in einem Patentstreit als Schadenersatz verhängt wurde. In der Geschichte des US-Patentrechts sei es der vierthöchste Betrag.

Swisscom: Vierte Mobilfunkgeneration in Grenchen

In Grenchen im Kanton Solothurn (SO) testet Swisscom Anfang November die vierte Mobilfunkgeneration LTE (Long Term Evolution). Auf dem LTE-Testnetz sind Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s möglich. LTE wird das Mobilfunknetz von Swisscom frühestens ab 2011 ergänzen.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) erklärt generelle Abgaben auf Geräte und Speichermedien für rechtswidrig erklärt. Der Wirtschaftsverband für die digitale Schweiz Swico sieht sich durch das Urteil in seiner Position bestätigt. Der Swico hat vor drei Monaten Beschwerde gegen die anstehende Schweizer Regelung beim Bundesverwaltungsgericht in Bern eingereicht.

Der EuGH stellte fest, dass der sogenannte „gerechte Ausgleich“ in der gesamten EU „einheitlich ausgelegt werden muss“. Eine pauschale Erhebung von Urheberrechtsabgaben auf Geräte und Leermedien verstosse gegen die Anforderungen nach einem „gerechten Ausgleich“ im Sinne der europäischen Urheberrechtsrichtlinie von 2001, heisst es in der Medienmitteilung des Swico. Das Urteil gilt für sämtliche Verwertungsgesellschaften in der EU.

Die Littlebit Technology AG übernimmt die gesamte Geschäftstätigkeit der Rotronic Micro AG. Die Vereinigung von Littlebits Fachhandelsmarke „axxiv“ und Rotronic Microssystemmarke „roline“ stelle „eine kompetente schweizerische Alternative zu den A-Brands dar“, heisst es bei Littlebit.

Littlebit übernimmt alle Mitarbeiter der Rotronic Micro sowie sämtliche Kunden- und Lieferanten-Beziehungen. Im September hiess es noch die Leitung des Systemgeschäfts würde vom ehemaligen Rotronic-CEO Peter Bachmann übernommen. Littlebit lässt verlauten, dass er nun andere Pläne hat und sich selbständig machen will.

iPhone-Besitzer verschlafen & SAP erhält Rekordstrafe

Am 1. November verschlafen iPhone-Besitzer, da dass iPhone aufgrund eines Fehlers im Betriebssystem iOS 4.1 nicht in der Lage war die Zeit umzustellen. Im Zusammenhang mit der Zeitumstellung in anderen Weltregionen war dieser Programmierfehler Apple schon bekannt, doch kommuniziert wurde er nicht.

Im Gerichtsfall Oracle gegen SAP im November ein Urteil gesprochen: Die Strafe für SAP beträgt 1,3 Milliarden US-Dollar. Mit dieser Höhe hat SAP wohl nicht gerechnet. Die Rückstellungen der Walldorfer sollen lediglich 160 Millionen Dollar betragen.

Laut Oracle-Co-Präsident Safra Catz handelt es sich hierbei um die grösste Summe, die je wegen "Softwarepiraterie" von einem Gericht verhängt wurde. Obwohl die Forderungen von Oracle während des Prozesses sogar noch höher waren, zeigt sich das Unternehmen zufrieden.

Schon vor dem Urteil stritt SAP nicht mehr ab, dass die ehemalige Konzerntochter TomorrowNow Kundendaten gestohlen hatte. Aber SAP war bezüglich des Schadens anderer Meinung. Oracle hatte im Prozess argumentiert, es handle sich hier nicht nur um eine Verfehlung der Tochterfirma - das Topmanagement von SAP sei schliesslich über die Vorgänge informiert gewesen.

Microsoft Schweiz beruft Christian Mehrtens in die Geschäftsleitung. Er wird per 1. Februar 2011 die Position des Business und Marketing Officers übernehmen. In dieser Funktion ist Mehrtens für die strategische Geschäftsausrichtung und die Marketingaktivitäten aller Geschäftsbereiche von Microsoft in der Schweiz verantwortlich. Als Chief Operating Officer wird er ausserdem das operative Geschäft von Microsoft Schweiz leiten. Mehrtens folgt auf Floris van Heijst, der im November 2010 in die gleiche Rolle bei Microsoft Indien gewechselt hat. Die Position wird seit November 2010 vorübergehend vom Country General Manager Peter Waser geleitet.


Wikileaks, Wikileaks und nochmal Wikileaks

Radio Basel ist über das Magazin Spiegel an die geheimen US-Depeschen gelangt. Die Schweiz wird darin als "frustrierende Alpen-Demokratie" bezeichnet - und Ueli Maurer als "treuer Gefolgsmann Christoph Blochers."

 

 

 

 

 

 

Tags