Umfrage: Was denken Schweizer Webhoster über Wikileaks?
Der Netzticker hat bei den Webhostern Cyon, Genotec, Green, Hostpoint, Hoststar, Hosttech, Q-X und Webland nachgefragt, ob sie ein Mirroring der Wikileaks-Server erlauben. In der Zwischenzeit kämpft Postfinance, das Julian Assange den Geldhahn abgedreht hat, mit einer Website-Attacke.
"Gegen 21:30 Uhr rief die lose Aktivistengruppe Anonymous dazu auf, eine DDoS-Attacke gegen postfinance.ch auszuführen. Die Piratenpartei Schweiz distanziert sich ausdrücklich von solchen widerrechtlichen Aktionen", so die Piraten gestern in ihrem Blog.
Was geschah? Vor rund 14 Stunden liess das Web-Kollektiv Anonymous über Twitter verlauten: "Nun attackieren wir postfinance.ch - die Bank, die Julian Assanges Defense Fund geschlossen hat." Wenige Minuten später war die Website down - und auch momentan ist sie nicht erreichbar. Ein Ende der Attacke ist nicht in Sicht. @Anon_Operation auf Twitter: "Feuert weiter!"
Schweizer Provider sind sich uneins
In der Zwischenzeit hat Wikileaks dazu aufgerufen, seine Inhalte zu spiegeln. Mehr als 500 Mirror-Server sind bereits online.
Erlauben auch Schweizer Provider ein Mirroring von Wikileaks? Das Thema ist umstritten, zeigt eine Umfrage des Netztickers.
Hosttech: "Es gibt bisher keinen Anlass, Mirrors zu verbieten"
"Bisher gibt es für uns keinen Anlass, eine Spiegelung zu verbieten", teilt Hosttech aus Wädenswil auf Anfrage des Netztickers mit. Und ergänzt: "Sofern die publizierten Inhalte nicht gegen geltendes Recht verstossen und unsere Serverinfrastrutur nicht übermässig beanspruchen." Bei Shared Hosting sei dies möglich, so Hosttech.
Bisher seien aber keine Kunden bekannt, die Spiegelungen vorgenommen haben. Auf die Frage, ob man einen Wikileaks-Mirror offline nehmen würde, heisst es: "Sollten die Server übermässig beansprucht werden und dadurch (Shared-Hosting) andere Kunden betroffen sein, werden wir reagieren und entsprechenden Gegenmassnahmen (allenfalls Sperrung des Accounts) einleiten."
Green.ch: "In der Schweiz herrscht Meinungsfreiheit"
Green.ch teilt auf Anfrage mit, dass man sich bei Wikileaks auf die Fair Use Policy berufe. Grundsätzlich herrsche in der Schweiz Meinungsfreiheit, so der Hoster, und "einfach so" werde man keine Inhalte entfernen - auch nicht Spiegelserver von Wikileaks.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen sei eine Kontrolle von Inhalten zudem nicht erwünscht. Bisher sei Green.ch auch kein Kunde bekannt, der einen Spiegelserver von Wikileaks betreibe.
Hostpoint: "Wir haben bereits einen Mirror unterbunden"
"Wir machen Webhosting, keine Politik", sagt Hostpoint auf Anfrage. Aber: "Zum Thema Wikileaks legen wir uns nicht auf die eine oder andere Seite fest", so der Hoster mit Sitz in Rapperswil-Jona.
DDOS-Attacken insbesondere auf Wikileaks-Seiten seien jederzeit nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Dies stelle eine reelle Bedrohung dar. "Im Auftrag unserer Kunden müssen wir dafür sorgen, dass solche Risiken zum Vornherein ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden", so Hostpoint.
Wikileaks habe nach eigenen Angaben mit über 10GBit an DDOS-Attacken zu kämpfen gehabt. Für Kunden mit einer Website im selben Rechenzentrum sei dies ein "nicht zu unterschätzendes Problem" - darum werde man keine Wikileaks Mirrors dulden.
Zudem könne der Betrieb eine Spiegelservers mit rechtlichen Risiken für den Kunden verbunden sein. "Dies insbesondere dann, wenn es (wie etwa derzeit bei Wikileaks) einem Dritten gestattet wird, neue Inhalte selbständig auf dem Speicherplatz zu veröffentlichen, indem dem Dritten der direkte Zugriff mittels Login/Passwort gestattet wird. Der Kunde hat damit keine Kontrolle, was auf dem von ihm zur Verfügung gestellten Platz, in seiner Verantwortlichkeit veröffentlicht wird", so der Hoster.
Man habe gar bereits einen Mirror gesichtet. "Im persönlichen telefonischen Gespräch konnten wir den Kunden jedoch davon überzeugen, dass die Risiken für unsere Infrastruktur zu gross sind, beziehungsweise die Erreichbarkeit der anderen Kundenseiten dadurch massiv beeinträchtigt werden kann", so Hostpoint.
Genotec: "Es ist unklar, ob Wikileaks illegal ist oder nicht"
Genotec lässt verlauten, dass man sich gut überlegen müsse, wie man mit dem Thema umgehe. Schliesslich bewege sich Wikileaks in einer Grauzone und es sei nicht klar, ob das Angebot in seiner heutigen Form wirklich legal sei oder nicht. Aber: "Grundsätzlich gibt es nichts gegen ein Mirroring einzuwenden", so Genotec.
Ein Hosting würde man nur dann ablehnen, wenn die Systemsicherheit gefährdet sei. Das Risiko von Attacken sei bei Wikileaks-Mirrors eben nicht zu unterschätzen. Darum werde man das Thema Wikileaks genau im Auge behalten, so Genotec.
Hoststar: "Eine Vertragsauflösung ist denkbar"
"Der Kunde verpflichtet sich gegenüber Hoststar, bei der Nutzung der Dienste Internationales und Schweizerisches Recht sowie allgemein anerkannte Verhaltensregeln einzuhalten", heisst es in den AGB von Hoststar Schweiz. Darum sei im Falle eines Wikileaks-Mirroring eine Vertragsauflösung denkbar.
Wikileaks selbst betrachtet der Hoster skeptisch. Damit ein Staat seine Aufgabe richtig erfüllen könne, sei ein gewisses Mass an Diskretion vonnöten. Dass vertrauliche Information so an die Öffentlichkeit gelangen, sei auf jeden Fall heikel.
Ob bei Hoststar bereits eine Spiegelung von Wikileaks vorgenommen wurde, sei unklar. "Wir haben zehntausende von Kunden und hosten Daten mehrere hundert Terra Daten", so der Hoster, "bis jetzt ist uns aber kein solcher Fall bekannt."
Update 13:56 - soeben hat uns Hoststar mitgeteilt, dass man überprüft habe, ob Wikileaks-Mirrors aktiv seien. Ergebnis: Hoststar unterhält momentan keine Spiegelserver von Wikileaks.
Q-X: "Wikileaks Mirrors sind bei uns nicht a priori verboten"
"Die Spiegelung von Wikileaks ist bei uns nicht a priori verboten", teilt die Q-X GmbH aus Illnau mit. Ein Mirror werde aber dann zum Problem, wenn Dritte dadurch negativ beinträchtigt würden.
Sollte dieser Fall eintreten, würde man - zum Schutz der Kunden - einschreiten. Ansonsten handle man eigentlich nur, wenn eine richterliche Verfügung dies fordere, so Q-X.
Ob es bei Q-X bereits Wikileaks-Mirrors gebe, sei schwierig zu beantworten. "Bis jetzt ist uns nichts dergleichen bekannt", lässt das Unternehmen auf Anfrage verlauten.
Cyon: "Kein Problem, solange rechtlich alles okay ist"
Cyon aus Basel lässt verlauten, dass es keine Rolle spiele, welche Art von Inhalten Kunden auf ihre Webserver stellen - "solange diese nicht gegen geltendes Recht verstossen."
Im Falle einer Attacke auf einen Wikileaks-Mirror würde man seine Standardprozesse einhalten, und die seien für alle Kunden gleich. "Bei Angriffen müsste der betroffene Server gesperrt werden, um andere Kunden zu schützen", stellt der Hoster klar.
Bis jetzt kenne man keine Kunden, die eine Wikileaks-Spiegelung vorgenommen hätten. "Wir haben jedoch keine Massnahmen getroffen um dies speziell zu überwachen", sagt Cyon.
Webland: "Wikileaks-Spiegelungen sind bei uns verboten"
Kurz und knapp äussert sich Webland. Auf die Frage, ob ein WL-Mirroring erlaubt sei, heisst es: "Nein, aus Urheberrechtsgründen und einer damit verbundenen Verletzung der AGB's."
Noch habe allerdings kein Kunde einen Mirror erstellt, so Webland.

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