Onlinenetzwerke

Was braucht's zum erfolgreichen Onlinenetzwerken und was bringt's dem Business?

Uhr | Aktualisiert
von Simon Zaugg

Sind Online-Business-Netzwerke nützlich für das Business? Das hat die Netzwoche Petra Rohner und Thomas Schulz gefragt. Fazit: Ohne persönliches Engagement und den Glauben an den Nutzen eines guten Netzwerks wird man kaum übermässig davon profitieren.

Thomas Schulz (links) moderiert die Gruppen Xing-Zürich und Healthetia, Petra Rohner die Gruppen Swonet und Wirtschaftsfrauen Schweiz.
Thomas Schulz (links) moderiert die Gruppen Xing-Zürich und Healthetia, Petra Rohner die Gruppen Swonet und Wirtschaftsfrauen Schweiz.

Thomas Schulz hat auf dem Businessnetzwerk Xing über 6500 Kontakte. 60 Prozent davon hat er mindestens zwei Mal getroffen, die meisten mehrere Male. Die restlichen 40 Prozent immerhin ein Mal. Er moderiert die Gruppen Xing-Zürich mit rund 30 000 Mitgliedern – in seiner "Freizeit". Beruflich berät der IBM-Healthcare-Manager Gesundheitsinstitutionen. Auch dabei dient ihm Xing. Er moderiert die Gruppe Healthetia, ein Netzwerk im Schweizer Gesundheitswesen mit über 4500 Mitgliedern. Zwischen privaten und beruflichen Kontakten unterscheidet er kaum mehr, wie er sagt. Häufig verknüpft er sich mit seinen Xing-Business-Kontakten später auch noch auf Facebook. Umgekehrt sei dies eher weniger der Fall.

Eher zufällig ist Petra Rohner laut eigenem Bekunden zu Xing gekommen. Sie hat aktuell über 1400 Kontakte auf dem Netzwerk und moderiert das Xing-Frauennetzwerk Swonet mit über 6000 Mitgliedern. Als Geschäftsführerin der Wirtschaftsfrauen Schweiz organisiert sie beruflich unter anderem Anlässe für Frauen in Kaderpositionen. Bei Xing angemeldet habe sie sich, um ihr Netzwerk zu erweitern. Schnell besuchte sie Anlässe der Regionalgruppe Aarau-Argovialand und trat dann weiteren Gruppen bei. Das ist auch jener Plot, den sie Xing-Mitgliedern empfiehlt, die sich mit Xing-Kontakten offline treffen oder neue Kontakte knüpfen möchten: Zuerst in eine Regionalgruppe gehen, dann etwas später in eine Gruppe zum beruflichen Fachgebiet und in eine Gruppe zu einem Thema, an dem man Interesse hat.

Wirkung von "Vitamin B" verstärken

Selbstverständlich sind Thomas Schulz und Petra Rohner auf dem Businessnetzwerk miteinander verbunden. Sie gehören zu den aktivsten Schweizer Netzwerkern auf Xing. Beide sind heute in Jobs tätig, bei dem ein breites Netzwerk ein entscheidendes Element zum beruflichen Erfolg ist. Ebenso sind sie nicht zuletzt dank des Netzwerks auf Xing zu ihren aktuellen Jobs gekommen. Rohner ist zudem Dozentin zum Thema "Bewerben mit sozialen Medien" beim Start-up - und KMU-Beratungsunternehmen Innopark. "Gerade im Job-Bereich kann man sehr stark profitieren", meint sie. Rund 50 Prozent der Stellen würden bekannterweise über das persönliche Beziehungsnetz vergeben. Mit Xing liesse sich dieses erweitern.

Neben Beispielen in der Jobvermittlung kennt Rohner auch solche von gelungenen Unternehmensgründungen. "Es gibt Unternehmen, die direkt alleine dank des Xing-Netzwerks zustande gekommen sind." Während des Aufbaus eines Unternehmens entstünden Synergien. Dies sei etwa im Fall des Esswarenshops Fragole.ch und der Ernährungsberatung Vitality Care geschehen. Durch den Kontakt in der Xing-SwonetGruppe entstand dann das dritte gemeinsame Unternehmen Tastiness. Ein weiterer nützlicher Punkt sei das Feedback auf Fragen in Diskussionsforen. "Wenn ich eine fachliche Frage stelle, bekomme ich sehr rasch Feedback."

Networking-Fähigkeiten verbessern

Diese Szenarien dürften indes nicht bei allen gleichermassen funktionieren. "Ein intaktes Kontaktnetz hat nur, wer es regelmässig pflegt und sich engagiert", weiss Rohner. Es sei ein Geben und Nehmen gleichermassen. Sie selbst steckt laut eigenen Angaben als Moderatorin viel Zeit in die Administration der Foren und animiert durch eigene Beiträge die Mitglieder selbst auch zu posten und mitzumachen.

Im Unterschied zu Vereinen und Verbänden seien die Gruppen im Businessnetzwerk offener. Man könne kommen und gehen, wann man wolle. Die gemeinsame Basis sei das Business. "Die erste Frage an Anlässen ist deshalb jeweils: Was machst du beruflich?", illustriert Rohner. Dabei dürfe man aber nicht zu fest an sich selbst denken. Wenn Leute mit direkten Verkaufsabsichten an Anlässe kämen, würden sie sehr rasch merken, dass das in der Art nicht funktioniere. Man müsse viel eher von sich und seinem Business erzählen, sich für die Anliegen anderer interessieren und Tipps geben. "Wird man als Fachperson zu einem Thema wahrgenommen, zahlt sich das Engagement mit der Zeit aus", ergänzt Rohner.

Schulz kennt noch weitere businessfördernde Dinge für Xing-Netzwerker. So seien an Anlässen der Regionalgruppe Zürich regelmässig auch Neuzuzüger anzutreffen. "Sie können hier erste Kontakte am neuen Arbeitsort knüpfen", ergänzt Schulz. Die Anlässe seien "klein aber fein" und nicht für hunderte Leuten gedacht. Im Gegensatz zu früher, als man lange Abendessen organisiert habe, setze man heute verstärkt auf kürzere Mittagessen. Die persönliche Atmosphäre erleichtere dabei das Netzwerken gerade auch für Newcomer. Überhaupt sei der Einstieg in eine Gruppe und die Teilnahme an Aktivitäten eine gute Gelegenheit, Networking-Fähigkeiten in der Praxis zu perfektionieren. "Niemand wird als erfolgreicher Netzwerker geboren. Netzwerken ist wie zum Beispiel Golfspielen eine Übungssache", merkt Schulz an.

Frauen sind begeisterte Netzwerkerinnen

Insgesamt kommt es beim Netzwerken auch auf einfache Aspekte an, deren Erfolg nicht direkt messbar ist. Vereinbart Schulz einen geschäftlichen Termin mit einer ihm noch nicht persönlich bekannten Person, tut er dies mit einer Xing-Kontaktanfrage – und nicht mit einer E-Mail. Damit sehe die kontaktierte Person auf den ersten Blick, mit wem er oder sie es zu tun habe. Ohnehin würden die meisten via E-Mail kontaktierten Ansprechpartner nach dem Absender der E-Mail googeln, um mehr als nur die Angaben in der Mail-Signatur zu erfahren. "Diesen Schritt nehme ich dem Ansprechpartner gerne ab", ergänzt Schulz. Rund 80 Prozent nehmen dann seine Kontaktanfrage an.

Etwas untervertreten auf Xing sind laut Schulz Mitglieder aus der höchsten Stufe des Managements. "Viele, die heute im höchsten Management von Unternehmen sind, kennen eher noch die traditionellen Businessklubs und Verbindungen." Zudem könne die Untervertretung sehr wohl mit der mangelnden Zeit zusammenhängen, ergänzt Rohner. "Die Zeit zum Pflegen des Businessnetzwerks ist dort besonders knapp." Derweil finden Frauen offenbar immer mehr Gefallen am Businessnetzwerken in Xing-Gruppen, wie Rohner weiss. Besonders als Moderatorin der Gruppen Wirtschaftsfrauen Schweiz und Swonet bei Xing erlebt Rohner, wie hilfsbereit sich Frauen in einem virtuellen Businessnetzwerk vernetzen. In der Xing-Gruppe Swonet habe sie ausserdem festgestellt, dass Frauen aller Altersgruppen und aller Positionen die branchenübergreifende Vernetzung schätzen und nutzen. Dadurch entstehe auch oft bei den Mitgliedern ein gegenseitiges Mentoring über Generationen hinweg.