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ICT-Jahresrückblick 2013: Januar bis April

Uhr | Aktualisiert
von Netzwoche-Redaktion

Razzia bei Huawei, Stellenabbau bei Nokia und Orange Schweiz sowie ein neuer CEO für Sunrise. Dies und mehr im Jahrerückblick von Januar bis April 2013.

Januar

2013 beginnt mit einem Paukenschlag: Am 10. Januar lancieren Schweizer Nameserver eine DDoS-Attacke auf US-Websites. Daniel Stirnimann, der bei Switch für die .ch-Infrastruktur verantwortlich ist, beruhigt: "Wir waren auf diesen Notfall vorbereitet und konnten die notwendigen Filter sofort aktivieren und so den schädlichen Verkehr blockieren."

SAP greift Oracle an und macht die Kernanwendungen seiner Business Suite auf der In-Memory-Datenbank Hana lauffähig. Ein revolutionärer Architekturwechsel, sagen Analysten. Die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe bezeichnet den Preis des Angebots als fair.

Nachdem Nokia bereits 2012 einen Stellen­abbau von rund 10'000 Arbeitsplätzen angekündigt hatte, streichen die Finnen weitere 1'000 Stellen. 820 IT-Mitarbeiter wechseln zu HCL Technologies und Tata Consultancy Services, 300 Jobs fallen ganz weg. VMware entlässt 900 Mitarbeiter in wenig profitablen Bereichen, und Ericsson Schweiz schickt 17 Mitarbeiter in die Wüste.

Libor Voncina löst Oliver Steil als Sunrise-CEO ab. Vania Kohli tritt in die Fussstapfen des ICT-Urgesteins Fritz Sutter und übernimmt die Organisation der ICT-Networking-Party. Und Jim Wong rebelliert gegen Microsoft: Windows 8 sei viel zu kompliziert, poltert der Acer-CEO, und einer der Gründe für die schwachen Absatzzahlen im Laptop-Markt.

Die École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) erhält von der EU 500 Millionen Euro für sein Human Brain Project, das das menschliche Gehirn simuliert. Der Monat endet mit einer traurigen Nachricht: Stefan Kudelski, Ehrendoktor der EPFL, stirbt im Alter von 84 Jahren. Er erfand das erste tragbare Tonaufnahmegerät, bekannt unter dem Namen "Nagra".

Februar

Gerhard Bartsch wird Country Manager von Alcatel-Lucent Enterprise Schweiz und CEO Ben Verwaayen verlässt den Konzern. Publicitas stellt Alain D. Bandle, der zuletzt beim auf künstliche Intelligenz spezialisierten US-Unternehmen Satmap tätig war, als neuen CEO ein. Und Vinoo André Mehera übernimmt als Managing Director die Führung von Colt Schweiz.

Swisscom IT Services positioniert sich als Partner für Banken und übernimmt das IT-Outsourcing-Geschäft und rund 260 Mitarbeiter der RBA-Tochter Entris Banking. Die BPO-Lösung werde mit dem Bankensoftware-Experten Finnova zu einer Verarbeitungsplatt-form ausgebaut. Swisscom forciert zudem den Glasfaserausbau. Huawei liefert Technik für Fibre-to-the-Street. Der auf rund 300 Millionen Franken dotierte Vertrag läuft über acht Jahre.

Die Stiftung Switch will sich künftig auf die Registry-Tätigkeit konzentrieren und gibt das Registrar-Geschäft mit der Top Level Domain .li ab. Kunden müssen Domain-Namen bis zum 13. Februar zu einem Partner transferieren – oder sie landen automatisch bei Switchplus. Anbieter wie Hostpoint und Novatrend rebellieren, weil diese Regelung nicht gerecht sei.

Orange Schweiz kündigt an, 2013 bis zu 140 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Vom Stellenabbau ausgenommen seien die auf Kunden ausgerichteten Funktionen. Dort will der Telko ausbauen, 18 neue Orange-Center eröffnen und mindestens 60 neue Stellen schaffen.

Die SBB lassen verlauten, bis Ende 2015 an rund 100 Bahnhöfen kostenloses WLAN anbieten zu wollen. Gleichzeitig soll der Einbau von Repeatern in den Reisezugwagen im Fernverkehr für einen besseren Empfang im Zug sorgen.

März

Schweizer Hosting-Unternehmen haben sich in einem Code of Conduct auf das Verfahren "Notice and Take Down" geeinigt. Der Verhaltenskodex definiert den Umgang mit Urheber- und Persönlichkeitsrechten sowie mit Inhalten, die Straftatbestände erfüllen können, unter anderem Pornografie, Gewaltdarstellung, Rassismus und Ehrverletzung. Ziel sei es, Rechte im Internet zu wahren, ohne dass Hoster zu privaten Organen der Strafverfolgung würden.

Siemens Enterprise Communications be­ruft Drazen-Ivan Andjelic zum neuen Country Manager für die Führung der Landesgesellschaft Schweiz. Markus Hänsli übernimmt die Stelle des Vizedirektors beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation BIT.

Die Partner des nationalen Glasfaser-Verbunds der regionalen Energieversorger Swiss Fibre Net gründen eine Aktiengesellschaft mit Andreas Waber als CEO. Gründungsaktionäre sind Energie Wasser Bern, Energie Wasser Luzern, Energie und Wasser Meilen und die St. Galler Stadtwerke. Die Services Industriels de Genève und Danet Oberwallis kommen später hinzu. Mit Abwesenheit glänzen das Stadtzürcher EWZ und die Industriellen Werke Basel.

Microsoft übernimmt das ETH-Spin-off Netbreeze. Das in Dübendorf ansässige Unternehmen entwickelt unter anderem ein Monitoring-System für Social Media. Die erworbene Technologie will der US-Konzern in Dynamics CRM integrieren.

Die Website von Schweizer Radio und Fernsehen gewinnt den Master-Titel im Wettbewerb Best of Swiss Web. Auf Platz zwei platziert sich Webwandern, auf Platz drei Family Trips. Der Ehrenpreis geht an Switch und damit zum ersten Mal an eine Organisation und nicht an eine Person.

April

Peter Ronchetti leitet ab dem 1. April den Schweizer Standort des Outsourcers CSC. Urs Hügli wird Geschäftsführer von Search.ch. Die Schwedin Catrin Rubenson übernimmt die Leitung von Admazing. Thomas Flatt tritt bei Abraxas überraschend ab, Félix Mauron wird neuer CEO. Deep-Mitgründer Ivo Frei zieht sich nach 13 Jahren aus seiner Firma zurück. Und Goldbach-CEO Klaus Kappeler tritt zurück und wird von Michi Frank abgelöst.

Heike Riel vom IBM-Forschungslabor in Rüschlikon erhält einen "Fellow Award", den IBM nur an herausragende Mitarbeiter vergibt. Die Leiterin der Nanoscale-Electronics-Gruppe bei IBM Research leistet laut dem Unternehmen grundlegende Beiträge zur Wissen-schaft in der Nanotechnologie und -elektronik. Riel erforscht mit ihrem Team energieeffiziente Tunnel-FETs, also Transistoren aus Nanodrähten, für zukünftige Computerprozessoren.

Swisscom IT Services kündigt an, gewisse IT-Prozesse nach Indien und Polen auszulagern. Im Sommer starte ein Pilotprojekt, das vorerst auf sechs bis neun Monate beschränkt sei. Zu Beginn sollen rund zwanzig Arbeitsplätze am Helpdesk betroffen sein.

In der Dübendorfer Niederlassung von Huawei findet eine Razzia statt. Das Unternehmen wird verdächtigt, chinesische Staatsangehörige mit Touristenvisa zu beschäftigen. Zehn Personen werden angezeigt. Auch die US-Regierung hat Probleme mit Huawei: Sie fürchtet Spionage durch die chinesische Regierung und warnt vor Geschäften mit dem Unternehmen.

Die SBB beauftragen T-Systems mit Ein­führung und Betrieb einer Sharepoint-Lösung. Diese soll die bisherige Intranetplattform der SBB ablösen. Mithilfe UCC-fähiger Technologien will die SBB so Collaboration und E-Working auf einer Plattform ermöglichen.

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