Marktübersicht

Viel Bewegung im Schweizer E-Health-Markt

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Urech

Wohin bewegt sich das Gesundheitswesen? Wo liegen die Wachstumsmärkte? Und welche ­Innovationen sind vielversprechend? Die Redaktion hat sich umgehört.

(Quelle: Dell)
(Quelle: Dell)

E-Health wird in der Schweiz immer wichtiger. Besonders seit der Bundesrat im Mai 2013 den Gesetzesentwurf über das elektronische Patientendossier (EPDG) verabschiedet hat. Nach einer parlamentarischen Debatte stimmten im Juni 2015 auch National- und Ständerat dem EPDG zu. Spitäler und Pflegeheime sind nun verpflichtet, am System teilzunehmen. Das hat zur Folge, dass der E-Health-Markt so lebendig ist wie noch nie.

Kampf der Giganten

In der Schweizer E-Health-Branche sorgten im vergangenen Jahr vor allem Post und Swisscom für Aufsehen. Post-Konzernchefin Susanne Ruoff wird nicht müde zu betonen, dass die Post schon lange vertrauliche Daten transportiere – und genau darum gehe es ja beim EPDG. Die Post bietet die modulare Plattform "Vivates E-Health" an. Sie soll die Gesundheitsakteure mit den Patienten vernetzen und einen sicheren Austausch von Patientendaten ermöglichen. Die Lösung geht laut der Post mit den Empfehlungen von E-Health Suisse konform. Als Kundenreferenzen nennt die Post die Kantone Aargau, Genf, Tessin und Waadt.

Swisscom kontert das Angebot der Post mit einer eigenen Lösung für das elektronische Patientendossier. Der Telko ging eine Partnerschaft mit dem Zürcher Unternehmen The I-Engineers ein. Die Kooperation soll cloudbasierte Dienste für Spitäler hervorbringen, die auch Ärzten und Patienten zugutekommen. Kunden sollen von einer Integration bestehender Swisscom-Lösungen wie dem Gesundheitsdossier Evita und der Datenaustauschplattform Curax profitieren. Für die Einhaltung der Empfehlungen von E-Health Suisse kooperiert Swisscom unter anderem mit mit deutschen Softwarehaus Intercomponentware.

Ausser Post und Swisscom gibt es eine ganze Reihe weiterer Anbieter, die im E-Health-Markt mitreden: Adesso, Ascom, Bosch, Elca, HP, IBM, Noser Engineering, Philips, SAP, Siemens, T-Systems – die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.

Wearables und Sensoren

Ein wichtiger Trend im Schweizer Gesundheitswesen sind Wearables und Sensoren. Sie können Patienten analysieren und ­Daten etwa zu einem Arzt senden. Laut Andy Fischer, CEO von Medgate, könnten solche neue Technologien langfristig zu einer Reduktion der Gesundheitskosten führen. Derzeit schlagen sie mit rund 68 Milliarden Franken pro Jahr zu Buche.

Soreon Research mit Sitz in Kreuzlingen untersuchte über 250 Produkte und Projekte rund um Wearables für den Gesundheitsmarkt. Das Joint Venture von Smartwatch und MPB Research schätzt den Gesamtmarkt auf ein Volumen von rund 2 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 soll es auf 41 Milliarden Dollar anwachsen. Die Zahlen von Soreon Research beinhalten Geräte und Software sowie alle damit verbundene Dienstleistungen.

Wachstumsmärkte werden sich laut Soreon Research im Zusammenhang mit Diabetes, Schlafstörungen, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen öffnen. Gründe dafür seien Fortschritte bei Sensoren, das allgegenwärtige mobile Internet und die Zunahme von chronischen Krankheiten. "Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die beiden Welten von konkreten E-Health-Anwendungen und das nationale Patientendossier gemäss EPDG zusammenwachsen", fasst Jürg Lindenmann, selbststän­diger ­Berater der Health-it GmbH, den aktuellen Stand im Schweizer E-Health treffend zusammen.

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