Neue Betriebssystem-Nummerierung

Warum es kein iOS 19 geben wird

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von Sven Fröhlich / watson, fsi

Ein Versionssprung ins Morgen: Apple will seine Betriebssysteme künftig nicht mehr durchnummerieren, sondern datieren wie einen Autojahrgang. Logisch, die Zukunft verkauft sich schliesslich besser als die Gegenwart.

(Source: El editorial / shutterstock.com)
(Source: El editorial / shutterstock.com)

"Move fast and break things", so lautete mal der Schlachtruf der Tech-Pioniere, was auf Deutsch ("Schnell handeln und Dinge kaputt machen") so klingt wie die Tageszusammenfassung eines Kindergartenkindes. Heute firmiert dieses Dogma ganz allgemein unter dem Schlagwort "Disruption" und vermutlich gibt es kaum ein Unternehmen, dass es so virtuos versteht, Wandel als Fortschritt zu inszenieren wie Apple.

Nun will Apple, das ist "Bloomberg" zu Ohren gekommen, seine Betriebssysteme künftig anders nummerieren. Und zwar nicht mehr einfach der Reihe nach, sondern nach Jahren, beziehungsweise dem Jahr nach der Veröffentlichung. Wer jetzt verwirrt die Stirn runzelt, ist damit nicht allein. Doch genau das könnte Teil des Plans sein.

Apple macht aus iOS 19 gleich iOS 26

Wenn Apple beschlossen hat, sich beim Zählen neu zu erfinden, dann ist das keineswegs trivial. Denn wer sich beim Zählen neu erfindet, glaubt entweder an eine bessere Welt oder hat das alte System vielleicht selbst nie verstanden. Was früher Software-Updates waren, werden künftig Modelljahre.

Das heisst: Die Betriebssysteme von iPhone, iPad, Mac und so weiter sollen künftig Jahreszahlen tragen. Natürlich aber nicht das Jahr, in dem sie erscheinen, sondern das danach. Wie ein Opel Astra, der schon 2007 ein 2008er war.

Das nächste iOS wird also laut "Bloomberg" nicht die 19, sondern die 26. Das Gleiche gilt für alle anderen Apple-Betriebssysteme, sprich: iPadOS 26, macOS 26, watchOS 26, tvOS 26 und visionOS 26. Die Versionen, bislang bunt durcheinander gewürfelt, sollen so in eine neue Ordnung gezwungen werden. Ein gewaltiger Sprung, der im besten Fall als rationaler Ordnungsversuch durchgeht, im schlechtesten als kreative Bilanzkosmetik.

Man könnte sagen: Apple will uns nicht für dumm verkaufen, sondern für reifer als wir sind. Wer iOS 26 auf seinem Startbildschirm sieht, denkt vielleicht: "Ah, das muss neu sein", und das genügt ja meistens.

Apple will Rebranding im Juni ankündigen

In der Autowelt macht man das seit Jahrzehnten. Dort steht auf dem Typenschild hinten gern mal "Edition 2025", obwohl der Wagen schon Weihnachten 2024 unterm Baum steht. Nur konsequent: Schliesslich sagte Apple-Gründe Steve Jobs 1996 höchstpersönlich: "Wir waren schon immer schamlos darin, grossartige Ideen zu stehlen."

Wenn Apple dieses Prinzip nun für seine Betriebssysteme übernimmt, ist das entweder der Beweis für einen gewissen Humor in Cupertino, oder die Erkenntnis, dass sich die Zukunft besser verkauft als die Gegenwart. Grosse Zahlen verheissen grosse Neuerung. iOS 26, das klingt nach Evolution, nach fliegenden Autos oder einem Kind von Elon Musk, auf keinen Fall nach Versionsnummer.

Weil es aber nicht reicht, den alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, bekommt der Wein auch noch einen neuen Anstrich. Bei der World Wide Developers Conference, Apples alljährlichem Entwicklergipfel mit Predigt-Charakter, die am 9. Juni beginnt, will man zeigen, dass das neue iOS auch anders aussieht.

VisionOS – das System, das in der Apple Vision Pro wohnt, also jener Brille, die aussieht wie Ski Aggu im Jahr 2080 – wird stilbildend. Mit dem Rebranding geht ein überarbeiteter Look einher, von Apple intern als "Solarium" bezeichnet: Die neue Benutzeroberfläche setzt verstärkt auf Tiefe, Transparenzen und sanft abgerundete Ecken und soll auch die Designsprache der verschiedenen Betriebssysteme so einheitlich wie nie zuvor machen.

Und auch das iPhone profitiert: Indem der Stromverbrauch mittels KI reduziert wird, soll sich die Akkulaufzeit mit iOS 26 verlängern.

Dieser Artikel ist zuerst bei "Watson" erschienen.

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