App für die Alpenregion

Tweebie soll den Bergtourismus beflügeln

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Ipeak Infosystems hat die App "Tweebie" lanciert. Sie soll das Gewerbe in den Bergregionen durch gezieltes Marketing fördern.

Ipeak-CEO Raoul Julen an der Präsentation in Zermatt (Quelle: zVg).
Ipeak-CEO Raoul Julen an der Präsentation in Zermatt (Quelle: zVg).

Ipeak Infosystems hat zwei Ziele. Den Tourismus in den Bergregionen ankurbeln und Gästen die Planung ihres Aufenthalts erleichtern. Dabei helfen soll die App "Tweebie", die das Unternehmen aus Baar nun in Zermatt vor Tourismus- und Medienvertretern präsentierte.

Im Gegensatz zu anderen Tourismus-Apps, die sich auf eine bestimmte Region beschränken, funktioniert Tweebie für mehrere Feriendestinationen. Zu Beginn sind es die Gemeinden Zermatt, Grindelwald und Pontresina. Weitere Bergregionen sollen folgen, wie die Macher der App versprechen.

Marketing ohne Streuverlust

Hoteliers, Wirte, Bergbahnbetreiber oder Skilehrer könnten mit der App personalisiertes Marketing betreiben, heisst es vonseiten Ipeak. Tweebie kombiniere die Angebote der Anbieter und bringe sie an potenziell interessierte Nutzer.

Herzstück der Applikation ist die "Pinnwand". Über diese erhalten die Nutzer Vorschläge der Anbieter, wie Ipeak-CEO Raoul Julen in Zermatt erklärte.

Die Pinnwand sei individuell auf jeden einzelnen Nutzer zugeschnitten. Ein kulturell interessierter Gast erhalte bei schlechtem Wetter etwa Vorschläge für Museumsbesuche, sagte Julen. Einem Skifahrer gebe die App hingegen Tipps für Wintersportaktivitäten.

Ein solch zielgerichtetes und kundenorientiertes Marketing verhindere Streuverluste, wie sie etwa mit Broschüren und Flyern entstünden, führte Julen aus.

 

Ein Messenger für den direkten Draht

Die Anbieter aus den Bergregionen sollen mit Tweebie Beziehungen zu ihren Gästen aufbauen und pflegen können. Zu diesem Zweck werde Ipeak eine Messenger-Funktion in die App integrieren, kündigte Julen an.

Gäste könnten mit dem Messenger etwa ihren Skilehrer kontaktieren und Termine vereinbaren. Die Anbieter sollen mit der Funktion nicht nur die Gäste, sondern auch die eigenen Mitarbeiter sowie andere Betriebe ansprechen können.

Der Messenger soll zudem den Austausch zwischen Gästen und Anbieter beschleunigen. Denn der Gast schätze es, wenn er die Antwort auf seine Frage möglichst schnell und in knapper Form erhalte, sagte Frank Schilling, Geschäftsführer des Butterfly-Hotels in Zermatt. Im Gegensatz zum E-Mail-Verkehr könnten sich die Gesprächspartner mit dem Messenger direkter unterhalten und auf Höflichkeitsfloskeln weitgehend verzichten.

 

Kooperation statt Konkurrenz

Tweebie beinhaltet kein eigenes Buchungssystem. Die Gäste sollen über die Portale der Anbieter buchen, sagte Julen. Ipeak will die Buchungsplattformen der Anbieter aber in der App bündeln. Auf diese Weise bleibe das Geld in der Region, statt an internationale Anbieter wie etwa Booking.com zu fliessen.

Ein weiteres Feature, das Ipeak nachliefern will, ist ein "Belohnungs- und Loyalitätsprogramm" für die Anbieter. Bucht ein Gast ein Hotelzimmer, erhält das Hotel Punkte. Isst der Gast etwa in einem Restaurant, das ebenfalls bei Tweebie mitmacht, bekommt das Hotel weitere Punkte.

Auf diese Weise entstünden für die Hotels Anreize, um ihren Gästen Angebote von Anbietern aus der Region zu empfehlen. Dieses Belohnungssystem startet voraussichtlich in der Wintersaison 2018, wie Julen sagte.

Tweebie könnte die Konkurrenz zwischen den Anbietern einer Region entschärfen, sagte Frank Schilling. Die App könne sogar dazu beitragen, dass die lokalen Anbieter häufiger miteinander kooperieren.

Diesem Gedanken pflichtete der CEO von Ipeak bei. "Wir schaffen ein Schaufenster für die Destinationen", sagte er.

 

Digital Signage als weiterer Kanal

Nutzer können Tweebie nicht nur über die gleichnamige App bedienen. Eine weitere Schnittstelle sei Digital Signage. Auf Touch-Screens in Hotel-Lobbys bietet die Software von Ipeak vielseitige Funktionen für die Gäste, sagte Schilling vom Hotel Butterfly.

Darunter fielen etwa Echtzeitinformationen zu den lokalen Wetterverhältnissen. Statt an der Rezeption zu fragen, informieren sich die Gäste immer häufiger selbst, wie Schilling weiter ausführte.

 

Positives Feedback zum Pilotprojekt

Die Gemeinden Zermatt, Pontresina und Grindelwald sowie die Departemente Wirtschaft und Informatik der Hochschule Luzern testeten die Applikation in einem Pilotprojekt. Die Hochschule Luzern wie auch die Kommission für Technologie und Innovation des Bundes unterstützen Ipeak bei der Weiterentwicklung von Tweebie.

In Pontresina sind bereits 12 von insgesamt 22 Hotels dabei, wie Jan Steiner am Podiumsgespräch sagte. Steiner ist Geschäftsführer der dortigen Tourismusabteilung. Von den Anbietern der Region habe er durchweg positives Feedback erhalten.

 

Neue Funktionen ab der kommenden Wintersaison

Für den Anfang bietet Tweebie den Nutzern in erster Linie Informationen zu den regionalen Angeboten. Die Informationsfunktion sei zwar nichts Neues für eine App. Sie sei jedoch wichtig, weil sie dem Gast einen Mehrwert biete, erklärte Julen.

Das Unternehmen will laufend neue Funktionen für die App ausrollen. Ab der Wintersaison 2017/2018 sollen Gäste via Tweebie Hotelzimmer buchen, Tickets kaufen, Bewertungen abgeben und mit anderen Tweebie-Nutzern in Kontakt treten können.

Ipeak arbeitet derzeit an einer rätoromanischen Version der App. Man müsse allerdings noch abklären, in welchem Dialekt, gab Jan Steiner von Pontresina Tourismus mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

 

"Die Reise dauert an"

Für die Zukunft wünscht sich Steiner, dass Tweebie auch die Kurtaxenabrechnung ermöglicht und auf diese Weise die lästigen "Fresszettel" aus den Hotels verdrängt.

Solchen und weiteren Möglichkeiten sei das Team von Ipeak auf der Spur, versprach der CEO des Unternehmens. "Viele Prozesse sind bereits im Gange, die Reise dauert an", sagte Julen.

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