Unic über Holacracy als Arbeitsmodell

"Holacracy hat bei Unic zusätzliche Energie freigesetzt"

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Seit April gibt es beim E-Business-Dienstleister Unic keine Hierarchiestufen mehr. Im Gespräch erklären Stephan Handschin und Ivo Bättig, wie das Unternehmen zu dieser Entscheidung kam und welche Herausforderungen auf dem Weg dahin gemeistert werden mussten.

Stephan Handschin (l.) und Ivo Bättig sehen im Holacracy-Modell einen zukunftsweisenden Weg für Unic.
Stephan Handschin (l.) und Ivo Bättig sehen im Holacracy-Modell einen zukunftsweisenden Weg für Unic.

Am 1. April dieses Jahres hat Unic alle klassischen Hierarchiestufen im Unternehmen abgeschafft und die sogenannte Holacracy eingeführt (siehe Info-Kasten). Unic ist eines der ersten grösseren Unternehmen in der Schweiz, das auf diese Organisationsform setzt. Zuvor führten etwa schon Liip, Mysign oder Netcentric Holacracy ein.

Vor der Umstellung gab es bei Unic 5 Hierarchiestufen. Insgesamt waren 45 Führungskräfte auf verschiedenen Ebenen tätig. Auch eine Geschäftsleitung gibt es bei Unic nicht mehr. "Wir haben die Umstellung sehr konsequent durchgezogen", sagte Ivo Bättig, bisher Chief Strategy Officer und Partner des Unternehmens im Gespräch.

 

Ein überraschendes Ergebnis

Der Weg von Unic zu Holacracy war kein direkter. Angestos­sen wurde der Prozess durch Überlegungen zur strategischen Neuausrichtung der Firma, sagte Stephan Handschin, Mitgründer und bis dato Chief Operation Officer bei Unic. Die Geschäftsleitung evaluierte neben der Strategiearbeit ergebnisoffen mögliche neue Formen des Zusammenarbeitens. Die zentrale Frage war dabei, wie sich die Firma für die Zukunft aufstellen will. "Eigentlich wollten wir etwas machen, was sich bereits bewährt hat", sagte Handschin. Am Ende wurde es aber doch etwas völlig Neues. "Traditionelle Modelle hätten die Firma nicht vorangebracht", sagte Handschin. Daher sei die Erkenntnis gereift, dass es eine neue Organisationsform brauche, die zusätzliche Energie freisetze, sagte er. Dass am Ende dieses Prozesses das Holacracy-Modell herauskam, war auch für ihn eine Überraschung. Holacracy erlaube es Unic, sich rasch an neue Gegebenheiten anzupassen, sich noch besser auf die Kunden auszurichten sowie den Eigenantrieb und die Stärken der Mitarbeitenden zu fördern.

Auch die Mitarbeitenden waren überrascht, als die damalige Geschäftsleitung ihre Idee präsentierte. Prinzipiell seien die Reaktionen aber positiv gewesen. Die Mitarbeitenden zeigten Respekt vor diesem mutigen Entscheid, wie Handschin sagte.

 

Strukturierter Prozess

Unic ging die Umstellung sehr strukturiert an, wie Bättig betonte. Das Projekt wurde rund drei bis vier Monate intensiv geplant. Prozesse wie Unterschriftenregelung, Personal-Aus- und -Eintritte oder die Offerten- und Vertragserstellung mussten erst noch neu definiert werden, wie er sagte. Bei Unic sei es eher darum gegangen, Prozesse und Strukturen abzuschaffen – andere Firmen würden mit Holacracy eher Strukturen und Prozesse aufbauen, erklärte Handschin. "Der Weg ist aber für alle gleich herausfordernd, ist es doch ein kultureller Change, der vollzogen wird."

 

Machtverlust? Kein Problem.

Der Verlust der Führungsposition ist für Handschin selbst kein Problem. Er habe "aus Überzeugung" seine Macht abgegeben. Dass sein Wissen und seine Erfahrung immer noch gefragt sind, ist ihm wichtiger, als die Macht auf dem Papier stehen zu haben, wie er betonte.

Auch fast alle anderen Führungskräfte hätten die Abgabe ihrer Funktionen sehr gut akzeptiert. "Das Feedback ist besser gewesen als erwartet", sagte Bättig.

Bättig wie auch Handschin spüren viel neue Energie im Unternehmen seit der Einführung der neuen Organisationsform. Auch würde geschätzt, dass der Einzelne jetzt mehr Mitspracherecht und gleichzeitig mehr Verantwortung erhalte. Beide sehen im Holacracy-Modell einen zukunftsweisenden Weg für Unic.

 

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