Studie von Polynomics

Wie sich die Medien durch die totale Digitalisierung verändern

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Polynomics hat das Szenario einer total digitalen Schweizer Medienlandschaft entworfen. Wie werden sich die Medienmärkte bei komplett digitalem Konsum verändern?

(Source: geralt/Pixabay)
(Source: geralt/Pixabay)

Polynomics hat abgeschätzt, wie eine komplett digitale Medienlandschaft in der Schweiz aussehen würde. In Auftrag gegeben hat die Studie der Verband Schweizer Medien.

Polynomics habe das entworfene Szenario mit mehr als zwölf weltweit angesehenen Medienexperten aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie und der Diskussion:

  • Der Wettbewerbsdruck werde steigen, da man publizistische Medien heute zu viel geringeren Kosten produzieren und vertreiben kann als früher. Der Medienmarkt reagiere darauf mit neuen Geschäftsmodellen, vielfältigerem Angebot und qualitativ differenzierteren Produkten.

  • Die Medienvielfalt nehme zu, und die Medien würden sich stärker an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kunden ausrichten. In der Folge würden Orientierungshilfen gefragter, um sich in der Vielfalt noch zurechtzufinden. Ein Produkt könnte zum Beispiel eine persönliche digitale Zeitung sein. Eine Gefahr diesbezüglich sieht Polynomics in möglichen "Echo-Kammern" oder "Filter-Blasen". Mediennutzer konsumieren nur noch Inhalte, die die eigene Meinung bestätigen. Das sei aber kein Phänomen der Digitalisierung, sondern trete auch im echten Leben auf. Die Leute zu einer differenzierten Haltung und der Anhörung von mindestens zwei Meinungen zu einem Thema zu bewegen, sei eine generelle kulturell-gesellschaftliche Herausforderung.

  • Fact-Checking-Webseiten liessen sich zwar ähnlich wie Virenscanner in den Medienkonsum einbinden, ohne zu stören. Dennoch würde sich ein Teil des Publikums lieber gleich auf den guten Ruf traditioneller Medienhäuser verlassen, prognostiziert Polynomics.

  • Die Finanzierung der Medien werde sich durch die Digitalisierung weiter verändern, Nutzungsentgelte für Inhalte würden wichtiger. Seien einfache Zahlungsmöglichkeiten vorhanden, könnten auch für ein kleines Publikum Angebote gemacht werden, sagt Polynomics. Das Publikum könne über Portale wie beispielsweise Patreon direkt Künstler, Podcaster und Journalisten für ihre Arbeit entschädigen.

  • Bereits heute gebe es unterschiedlich informierte Bürger, manche lesen nur 20 Minuten, andere die NZZ plus mehrere ausländische Blätter. Eine wichtige Frage sei, ob die Digitalisierung diese Unterschiede vergrössere. Werden traditionelle Zeitungsleser auf günstigere Online-Angebote umsteigen? Sind letztere zwingend qualitativ schlechter? Entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft? Ein Teil der Schweizer kann sich qualitativ hochstehende Informationen leisten, der andere nicht?

Die Studie werfe viele Fragen auf, die noch unbeantwortet blieben, sagt Polynomics denn auch selbst. Risiken aber bereits jetzt regulatorisch anzugehen, hält Polynomics für verfrüht. Zu prüfen wären allenfalls Regulierungen, welche die Verantwortung für digitale Inhalte verstärken, schliesst Polynomics. Wie beispielsweise eine zwingende Angabe der Autorschaft. Diese müsste ausserdem über eine digitale Identität real existierenden Personen zugewiesen werden können.

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