Nationale E-Government-Studie

Die Schweiz wünscht sich mehr E im E-Government

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E-Government Schweiz und das Seco haben die Schweizer Bevölkerung, Unternehmen und Verwaltungen zum Stand des E-Governments befragt. Auf den ersten Blick herrscht Zufriedenheit mit dem Angebot der Behörden. Die Ergebnisse offenbaren allerdings auch viele Baustellen.

(Source: sorbetto / iStock.com)
(Source: sorbetto / iStock.com)

Pünktlich zum Digitaltag haben die Geschäftsstelle E-Government Schweiz und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) die Ergebnisse einer Umfrage zum digitalen Angebot der Schweizer Behörden veröffentlicht. Die nationale E-Government-Studie habe zum ersten Mal die Nutzergruppen Bevölkerung, Unternehmen und Verwaltungen zum Thema E-Government befragt, wie die Autoren schreiben (Download als PDF).

Nach Angaben der Studie ist eine Mehrheit der drei Nutzergruppen zufrieden mit dem E-Government-Angebot der Behörden. Es bestehe zwar ein grosses Bedürfnis nach elektronischen Behördendienstleistungen, ein weiterer Ausbau stehe allerdings nicht zuoberst auf der Wunschliste. Wichtiger sei den Befragten ein durchgängig digitales Angebot. Auch bei anderen Themen sei Nachholbedarf vorhanden – etwa bei E-ID, Infrastruktur, Datenschutz, Ressourcen und der Sichtbarkeit von Angeboten.

Bürger wollen mehr digitale Kanäle

Die Bevölkerung nehme mit den Behörden der Kantons- und Gemeindeverwaltungen immer noch vorwiegend persönlich oder telefonisch Kontakt auf. Beim Kontakt mit Bundesbehörden stünden elektronische Wege dagegen im Vordergrund, schreiben die Autoren. Die wichtigsten Argumente für die Nutzung des elektronischen Wegs seien Zeitersparnis und eine grössere zeitliche Flexibilität.

Die von der Bevölkerung am häufigsten online abgewickelte Tätigkeit sei das Ausfüllen der Steuererklärung. Ausserdem würden Informationen zu Landkarten oder statistischen Daten gesucht, E-Rechnungen von Behörden empfangen und E-Payment durchgeführt.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Die Befragten möchten viele Dienstleistungen, die sie bis jetzt nicht online erledigen konnten, über den elektronischen Weg nutzen, wie es in der Studie heisst. Dieses Interesse bestehe insbesondere beim E-Voting, aber auch bei der Meldung und Suche verlorener Gegenstände, der Bestellung von Kontrollschildern oder eines Führerausweisersatzes.

Bei den Authentifizierungsverfahren sind auf Usernamen und Passwörtern aufbauende Verfahren am weitesten verbreitet. Demgegenüber würden "SuisseID" und "MobileID" kaum genutzt und hätten in der Bevölkerung auch wenig Vertrauen. 20 Prozent der Befragten sehen Hindernisse bei der Nutzung von Online-Dienstleistungen, wie die Autoren weiter schreiben. Die grössten Hemmnisse seien das fehlende Vertrauen in den Datenschutz und die Datensicherheit, gefolgt von der Schwierigkeit, die richtigen Angebote der Behörden zu finden.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Unternehmen lassen sich von den Behörden befragen

Unternehmen treten mit Kantons- und Gemeindebehörden gemäss der Studie hauptsächlich über E-Mail oder per Telefon in Kontakt. Firmen nehmen zudem häufiger Behördendienstleistungen in Anspruch als die Bevölkerung. Fast die Hälfte tue dies mindestens dreimal im Jahr. Ein Grossteil der Unternehmen wickle dabei mindestens die Hälfte der Dienstleistungen digital ab.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Am häufigsten hätten die befragten Unternehmen online an statistischen Umfragen von Behörden teilgenommen. Knapp die Hälfte der Unternehmen habe die Steuererklärung online ausgefüllt und eingereicht oder online eine Fristverlängerung der Steuererklärung beantragt. Mehr als ein Drittel der Unternehmen habe Adressänderungen gemeldet, das Unternehmen bei der Sozialversicherung online angemeldet oder die Sozialversicherung elektronisch abgerechnet.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Die Mehrheit der Befragten, die eine Dienstleistung bisher nicht elektronisch abgewickelt habe, wünscht sich bei fast allen Dienstleistungen die Möglichkeit einer solchen Abwicklung. Am stärksten ausgeprägt sei dieser Wunsch bei der Meldung von Mutationen ans Handelsregister sowie beim Bestellen von Betreibungsauskünften und dem Stellen von Betreibungsbegehren.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Die Gründe für die Nutzung von digitalen Kanälen seien die gleichen wie bei der Bevölkerung: Flexibilität und Zeitersparnis. Auch bei der Authentifizierung seien die Antworten vergleichbar. SuisseID und MobileID würden selten genutzt. Unternehmen sehen laut Studie weniger Hindernisse bei der Nutzung der Online-Angebote als die Bürger.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Verwaltungen beklagen fehlende Ressourcen

Die Dritten im Bunde der Befragten waren die Verwaltungen von Bund, Kantonen und Gemeinden. Fast alle Behörden bieten laut Studie eine Kontaktaufnahme per E-Mail, Telefon oder Brief an. Die kantonalen Behörden zeigten sich am aktivsten bei der Kontaktmöglichkeit über Social Media oder über Online-Portale.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Bei den Online-Angeboten der Behörden muss nach Angaben der Autoren zwischen den drei Verwaltungsebenen unterschieden werden. Bei den Bundesbehörden seien die Angebote E-Rechnungsempfang, E-Payment und Veröffentlichung von Informationen zu Karten/statistischen Daten die am häufigsten digital angebotenen Leistungen.

Die von den Kantonen am häufigsten angebotenen Leistungen seien E-Payment und die Beantragung einer Fristverlängerung zur Steuererklärung. Mehr als zwei Drittel der befragten Behörden böten diese Leistungen digital an. Verschiedene Leistungen seien teilweise digital angeboten, so die Entgegennahme der Steuererklärung, die Bestellung eines Führerausweisersatzes oder die Erteilung einer Arbeitsbewilligung.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Die Schweizer Gemeinden hätten dagegen vergleichsweise wenige Leistungen im digitalen Angebot. Am häufigsten (bei 14 Prozent aller befragten Gemeinden) sei die Anmeldung bei der Wohngemeinde möglich.

Die Kantons- und Gemeindebehörden werden laut der Studie vor allem durch die Bedürfnisse der Nutzer und die Verbesserung der Dienstleistungsqualität zur Lancierung von Online-Angeboten motiviert. Bei den Bundesbehörden stehe auf der anderen Seite die Prozessoptimierung im Vordergrund.

Die Bundes- und Kantonsbehörden seien der Ansicht, das Online-Angebot müsse ausgebaut werden. Die Gemeinden sind mit dem Status quo zufriedener, aber auch hier wünsche sich die Mehrheit einen Ausbau.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Am stärksten behindert werde das Implementieren von Online-Angeboten gemäss den befragten Behörden durch mangelnde finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen. Den Behörden stünde zu wenig Personal für E-Government-Belange zur Verfügung, insbesondere bei den Gemeinden. Bei den Kantonen zeige sich demgegenüber eine grosszügigere Ausstattung, was sich aber nicht in einer grösseren Zufriedenheit der kantonalen Behörden mit den verfügbaren Ressourcen niederschlägt.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Finanzielle Anreizer sind nicht erwünscht

Nicht einverstanden ist eine Mehrheit der Befragten mit niedrigeren Gebühren für das digitale Behördenangebot, wie es in der Studie heisst. "Dieses Ergebnis unterstreicht, dass die Nutzenden mit dem Status quo grundsätzlich zufrieden sind und nicht generell beabsichtigen, mehr digitale Angebote zu nutzen", schreiben die Autoren.

Das bedeute allerdings nicht, dass es beim Thema E-Government keine Defizite gäbe. Laut den Autoren besteht ein Wunsch nach zusätzlichen digitalen Dienstleistungen. Dass die Schweiz mit dem aktuellen Angebot dennoch zufrieden sei, komme daher, dass die Nutzenden nur Angebote beurteilen können, die sie bereits kennen.

(Source: Geschäftsstelle E-Government Schweiz/SECO/Democope)

Für die Umfrage habe das Meinungsforschungsunternehmen Demoscope mehr als 5000 Interviews mit Bürgern, Firmen und Verwaltungen durchgeführt. Die Studie soll nach Angaben der Autoren alle eineinhalb Jahre wiederholt werden, um Entwicklungen über einen längeren Zeitraum aufzeigen zu können.

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DPF8_69946