Nachgefragt bei Marius Felzmann, Senior Vice President der Cebit

Wie die Cebit zu alter Stärke zurückfinden will

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von Christoph Grau und Marius Felzmann, Senior Vice President der Cebit

In den letzten Jahren hat die Cebit eine Konzentration auf das B2B-Geschäft vollzogen. In diesem Jahr wird noch einmal sehr vieles anders. Erstmals findet die Messe im Frühsommer statt. Was es sonst noch Neues gibt, darüber ­berichtet ­Marius ­Felzmann, Senior Vice President der Cebit.

Marius Felzmann, Senior Vice President der Cebit. (Source: zVg)
Marius Felzmann, Senior Vice President der Cebit. (Source: zVg)

Als Marius Felzmann, Senior Vice President Cebit, im Jahr 2006 zur Deutschen Messe gekommen ist, verzeichnete die Cebit jedes Jahr bis zu einer halbe Million Besucher. Seit 2009 ist die Zahl stark rückläufig. In den letzten Jahren kamen jeweils rund 200 000 Besucher nach Hannover.

Seit 2014 positioniert sich die Messe als reine B2B-Veranstaltung. In diesem Jahr will sich die Messe nun neu erfinden. Nicht nur der traditionelle Termin im Frühling wurde verschoben. Erstmals findet die Messe im Frühsommer, vom 11. bis zum 15. Juni, statt. Welche weiteren Neuerungen es geben wird, darüber sprach Felzmann bei einem Redaktionsbesuch.

Die Cebit werde viel mehr sein als eine reine IT- oder Computer-Messe, betonte Felzmann gleich zu Beginn. Die Digitalisierung erfordere mehr Interaktion und Diskus­sion, worauf der Veranstalter nun mit einem neuen Konzept reagiere.

Fast alles anders

Künftig hat die Cebit vier Schwerpunkte. Altbekannt ist die "d!conomy", was für digitale Ökonomie steht. Schon in den Vorjahren beschrieb "d!conomy" das Topthema der Cebit. Hinzu kommen noch die "d!tec", der "d!talk" und das Business-Festival "d!campus".

Die "d!tec" konzentriert sich auf neue und disruptive Technologien, wie Felzmann sagt. Neue Technologien, neue Geschäftsmodelle und Forschungsergebnisse internationaler Institute würden dort präsentiert. Mit "d!talk" werde das bisherige Konferenzprogramm deutlich ausgebaut. Die Konferenzen seien nun schon im Ticketpreis inbegriffen. Auch werde es in diesem Jahr nicht nur eine grosse, sondern zehn verschiedene Bühnen geben. Hinzu kämen noch Workshops, die für mehr Interaktion und Verweildauer sorgen sollen, erklärte Felzmann.

Das Herz des neuen Konzepts sei der "d!campus". Aus­ser in den traditionellen Messehallen werde die neu Cebit auch im Aussenbereich zwischen den Hallen stattfinden. Am Tag fungiere dieser Ort als Treffpunkt. Am Abend werde es dort Veranstaltungen und Konzerte mit Livemusik geben. Während die Hallen um 19 Uhr schlössen, bleibe der "d!campus" bis 23 Uhr geöffnet. Zudem kündigte Felzmann an, dass SAP mit einem 60 Meter hohen Riesenrad aufwarten werde, in dem in jeder Gondel konkrete Anwendungsbeispiele von digitaler Transformation präsentiert würden. Für das neue Konzept war laut Felzmann die Verschiebung der Cebit in den Frühsommer nötig, um die Nutzung des Freigeländes zu ermöglichen.

Zwar sei die Ausstellungfläche für die Cebit nicht das entscheidende Kriterium, betonte Felzmann. Doch in diesem Jahr komme die Aussenfläche hinzu, somit werde die Cebit 2018 zumindest flächenmässig deutlich grösser als 2017. Auf die einzelnen Tage verteilen sich Schwerpunktthemen, wie Felzmann erklärte. Der Montag werde zum "Take-off Monday" mit einem Konferenzprogramm, und der Freitag zum "Digital Friday". Damit will die Cebit auch speziellere Zielgruppen ansprechen, etwa mit Veranstaltungen für E-Sports und Drohnen. Bis auf den Namen und den Ort habe sich praktisch alles geändert, betonte Felzmann. Eine Prognose für die Besucherzahl will er daher nicht abgeben.

Stände-Konzept gehört der Vergangenheit an

Der Stand der Deutschen Telekom war immer einer der grössten an der Cebit. In diesem Jahr wird der Telko nicht mehr mit einem eigenen Stand vertreten sein, wie er ankündigte. Felzmann bedauert den Abgang. Die Telekom werde in einer anderen Form weiter an der Cebit vertreten sein, betonte er. Die Cebit habe das bisherige Stände-Konzept aufgelockert. Stände spielten nicht mehr eine so zentrale Rolle. Durch die Abkehr von starren Beteiligungsmodellen sollen Konzepte und Themen stärker in den Fokus rücken. Dieser Schritt sei von den Ausstellern begrüsst worden, sagte Felzmann.

Cebit soll selbstständig bleiben

Die Cebit entstand 1986 ursprünglich aus der Hannover Messe. Zunächst als ein kleiner Bereich kristallisierte sie sich als eigene Messe heraus. In den letzten Jahren haben sich Industrie und IT immer weiter angenähert, das Schlagwort lautet hier Industrie 4.0. Felzmann sieht jedoch keine Fusion der Messen in der Zukunft, wie er auf Nachfrage betonte. Seiner Ansicht nach ist der Fokus Industrie 4.0 auf die industrielle Fertigungskette der Hannover Messe zu speziell. Die Cebit erfasse die Digitalisierung und digitale Transformation als Ganzes. Damit seien etwa auch Felder wie E-Health, Transport oder E-Government eingeschlossen.

In diesem Jahr verzichte die Cebit auf ein Gastland, sagte Felzmann. Dies hätte nicht mehr in das neue Konzept gepasst. Das Gastland hatte seiner Ansicht nach vor allem wirtschaftspolitische Ausprägungen. Die Cebit wolle den Dialog anregen und den Fokus stärker auf Europa legen, wozu es kein Gastland mehr brauche.

Die Cebit wolle vor allem den Dialog erweitern und die Menschen mehr in den Fokus rücken. Das Business soll Spass machen und neue Formen des Dialogs sollen ausprobiert werden, sagte Felzmann. Hierfür sollen auch Start-ups die Cebit stärker prägen als bisher. Auf die schiere Grösse wie in den frühen 2000er-Jahren komme es daher nicht mehr an, ergänzte Felzmann.

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