Cloud Talk von Glenfis

Wer die Cloud nicht beherrscht, versteht auch KIs nicht

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Glenfis hat ins "Clouds" zum Cloud Talk geladen. Der Event drehte sich um Artificial Intelligence. Er zeigte, warum sich Unternehmen mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen sollten - besser schon heute als morgen.

Die Cloud als Treiber für Artificial Intelligence - so lautete das Motto des Glenfis Cloud Talk in Zürich. Er fand am Mittwoch im Restaurant Clouds im Prime Tower statt. Die Referenten beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Vor Ort war nicht nur das Glenfis-Team mit Daniel Wolf und Martin Andenmatten. Auch Swisscognitive-Mitgründer Andy Fitze, Squirro-CEO Dorian Selz und Andrea Nardone, Customer Engineer für die Google-Cloud bei Google Schweiz, hielten Referate.

Quelle: Folie aus der Präsentation von Daniel Wolf, Partner von Glenfis

KI ist ohne Cloud kaum mehr möglich

"In 10 Minuten zu erklären, was man mit Artificial Intelligence in der Cloud machen kann, ist unmöglich", begann Andy Fitze seinen Vortrag. "Ich versuche es trotzdem." Künstliche Intelligenz (KI) geschehe heute in der Cloud, sagte der Mitgründer von Swisscognitive. Unternehmen, die noch nicht mit der Cloud vertraut seien, hätten einen massiven Wettbewerbsnachteil. Das gleiche gelte für Big Data - und Artificial Intelligence sei der Schlüssel zu Big Data. Wer diese Themen verpasse, laufe Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Fitze schnitt kurz das Thema künstliche Intelligenz und Jobs an. In der Schweiz gebe es sehr viele Start-ups rund um KIs. Diese würden Jobs schaffen und nicht Jobs zerstören. Die Ängste, die Artificial Intelligence bei vielen Arbeitnehmern schnüre, seien unberechtigt.

Andy Fitze am Cloud Talk.

"Unglaublich disruptive Entwicklungen"

"Was passiert, wenn wir Künstliche Intelligenz, Robotics und Blockchain miteinander kombinieren?", fragte Fitze. Eine Vermischung dieser Themen habe eine hohe Sprengkraft und enorm viel Potenzial. KIs sollen langfristig auch von neuen Technologien wie 5G und Quantum Computing profitieren. Diese Kombination könne "unglaublich disruptive Entwicklungen" hervorbringen.

Für Firmen hatte Fitze einen Rat: Sie sollten KIs auf keinen Fall nur dafür verwenden, um Kosten zu senken. Es sei sinnvoller, langfristig zu denken und Artificial Intelligence als Chance zu sehen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei helfe es, Prozesse von Anfang an digital zu denken. Gerade die IT-Abteilungen in Unternehmen sollten mit gutem Beispiel voran gehen und digitale Leader sein. Das gelte auch für die Chefetage. "Der CEO in einem Unternehmen muss heute der Master of Digitalisierung sein", sagte Fitze am Cloud Talks.

KI-Anwendungen im produktiven Einsatz

Dorian Selz brachte die Sicht eines Providers ein. Er zeigte Anwendungen von KIs, die Squirro-Kunden wie Helvetia, Brookson, ING und Wells Fargo produktiv nutzen. Helvetia sei es zum Beispiel gelungen, mit künstlicher Intelligenz eine neue Sicht auf Daten zu gewinnen. Die KI vereinfache die Verlängerung von Verträgen und erhöhe das Verständnis der Kunden.

Auch die britische Treuhandgesellschaft Brookson nutzt Technologien von Squirro. Sie sollen den Mitarbeitern helfen, die Abwanderungsquote der Kunden zu senken. Die Technologie zeige Trends auf und helfe mit, den Kundendienst zu verbessern. Brookson erhalte ausserdem rund 30'000 E-Mails pro Woche. Squirro helfe, die Flut der E-Mails zu bändigen, sagte Selz.

Quelle: Folie aus der Präsentation von Dorian Selz, CEO und Mitgründer von Squirro

Unternehmen empfahl Selz, KIs zuerst mit "low hanging fruits" zu testen. Er meinte damit Aufgaben, die verhältnismässig einfach und schnell erledigt sind. Der zweite Schritt sei dann, die KI-Technologien innerhalb des Unternehmens auf weitere Bereiche zu skalieren. Das Thema Artificial Intelligence sei nämlich erst am Anfang der Entwicklung. Es gebe noch sehr viel Potenzial nach oben. "Alle sagen, Big Data sei das neue Öl", sagte Selz. "Aber nur 1 Prozent aller Daten werden auch wirklich genutzt."

Dorian Selz am Cloud Talk.

Cloud statt eigene KI-Hardware

Andrea Nardone war wegen eines Velounfalls verhindert und hielt seinen Vortrag über Google Meet. Das funktionierte, technisch gab es keine Probleme. Nardone erklärte, warum die Cloud besonders gut für künstliche Intelligenz geeignet sei.

Google habe eine riesige Menge an Daten, um Machine-Learning-Systeme zu trainieren. Die Präzision der Algorithmen steige im traditionellen Machine Learning mit der Anzahl Daten zwar nicht zwingend. Bei neuronalen Netzwerken und Deep Learning sei das aber der Fall. Die Technologien benötigten viel Rechenleistung und es sei sinnvoll, diese über die Cloud zu beziehen.

Quelle: Folie aus der Präsentation von Andrea Nardone, Customer Engineer Google Cloud bei Google Schweiz

Deep Learning geschehe in zwei Schritten: Training und Inference. Beim Training schaffe man aus spezifischen Datasets ein Modell und kreiere so neue Fähigkeiten für eine KI. Das sei ressourcenintensiv und geschehe darum am besten in der Cloud. Nur dafür Hardware anzuschaffen, sei für die meisten Firmen nicht sinnvoll. Nach dem Training komme die Inference-Phase. Hier gehe es darum, das erstellte Model auf unstrukturierte Daten anzuwenden.

Viele KI-Probleme sind schon gelöst

Ein weiterer Grund für den Einsatz der Cloud sei, dass die grossen Provider ihre Chips für genau diesen Zweck optimieren. Der Kunde könne wählen, welche CPUs, GPUs oder Custom-Chips er einsetzen wolle. Das sei on-premise in dieser Form kaum möglich. Viele typische KI-Probleme seien zudem schon (fast) gelöst, etwa die visuelle Erkennung von Bildern, Übersetzungen und Sentiment-Analysen. Google stelle dafür Tools und APIs zur Verfügung. Für Unternehmen ergebe es keinen Sinn, diese Dinge nochmals zu erforschen.

Auf Googles neuen Datenstandort Schweiz ging Nardone nur kurz ein. Der Hauptgrund ausser der Datenhaltung in der Schweiz sei die geringere Latenzzeit. "Viele Schweizer Unternehmen brauchen eine geringe Latenz, und diese können wir nun liefern", sagte Nardone.

"AI ist die neue Elektrizität"

Das letzte Referat hielt Martin Andenmatten. Er schlug in die gleiche Kerbe wie die anderen Referenten. "Wer die Cloud nicht beherrscht, wird auch die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge nicht beherrschen", sagte der Gründer und Geschäftsführer von Glenfis. Andenmatten zeigte auf, welche Auswirkungen KIs auf den IT-Betrieb haben. Gartner spreche heute bereits von AIops. Der Einsatz von Artificial Intelligence könne viele Probleme im Rechenzentrum lösen, sagte Andenmatten.

Quelle: Folie aus der Präsentation von Martin Andenmatten, CEO von Glenfis

Artificial Intelligence werde schon bald "the new normal" sein. Wer sich heute nicht damit beschäftige, werde in der Zukunft wohl dafür bestraft werden. Denn die Zukunft werde nicht warten - sie sei plötzlich da. "Daten und Wissen sind das Öl von morgen", sagte Andenmatten. "Und AI ist die neue Elektrizität."

Martin Andenmatten am Cloud Talk.

Die Folien der Referate sind auf der Website von Glenfis verfügbar. Der nächste Cloud-Talk wird am 14. November stattfinden.

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