Geschäft nach Apple-Store-Vorbild

Swisscom macht auf Apple

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von Watson, Daniel Schurter

Der Schweizer Telekomriese eröffnet den ersten «Laden der Zukunft» in Basel. Die Produkte sollen in den Hintergrund treten. In den Läden soll es angeblich nicht ums Geschäft gehen.

Apple Michigan Avenue, Vorbild für den Swisscom-Store (Source: Apple).
Apple Michigan Avenue, Vorbild für den Swisscom-Store (Source: Apple).

Die Swisscom hat am Donnerstag zu einem speziellen Informationsanlass nach Basel eingeladen. Und zwar an die Marktgasse 11, wo der erste neuartige Swisscom-Shop steht. Es werden fast schon revolutionäre Änderungen in Aussicht gestellt: Die Swisscom-Medienstelle schreibt: «Im Zeitalter von Online steht der Detailhandel in einer Revolution. Swisscom eröffnet den ersten Laden der Zukunft in Basel, in welchem es nicht nur ums Beraten und Verkaufen geht, sondern wo Kunden sich treffen, reden, Neues herausfinden und Dinge entdecken. Weitere solche Shops werden in den nächsten Jahren in den grössten Schweizer Städten entstehen.»

Ende Monat ist Eröffnung

Politiker und Medienschaffende können sich gemäss Einladung am 30. Mai, noch «vor der offiziellen Eröffnung», einen Eindruck verschaffen vom neuen Ladenkonzept. Was wir schon wissen, ist, woher es eigentlich stammt: von Apple. Und zwar von der starken Frau im Top-Management des reichsten Konzerns der Welt: Angela Ahrendts. Im Juni 2016 stellte die frühere Burberry-Chefin das neue Ladenkonzept des iPhone-Multis vor, die «nächste Generation im Apple Retail».

Gut ein Jahr später doppelte sie nach. Als am neuen Hauptsitz in Cupertino das iPhone X vorgestellt wurde, verkündete die 57-jährige Retail-Chefin auf der Bühne, wie Stores zu «Marktplätzen» werden sollen. Die Shops, in die man geht, um einen Mac zu kaufen oder wegen eines kaputten iPhone-Displays zu feilschen, sollen viel mehr sein: «Sie sind Versammlungsorte», sagte Ahrendts.

Im Oktober 2017 eröffnete Apple in Chicago den ersten «Town Square» – der weltweit 497. Laden des Unternehmens. Der neue Prunkbau war die Wiedereröffnung des Flagship-Stores am gleichen Standort, an der North Michigan Avenue.

Gemäss dem Marketing-Sprech werden die Läden nicht mehr als Stores bezeichnet, sondern nur noch als «Apple». Das Verkaufen von Hardware soll völlig in den Hintergrund treten – weil ja eh schon die meisten Produkte online bestellt werden.

Die Besucher erwartet eine Mischung aus Produkte-Showroom, Bildungsstätte und Treffpunkt für Jung und Alt. Natürlich gibts immer noch die hölzernen Präsentationstische fürs iPhone, iPad, die Apple Watch und Macs – und auch diese wurden ja von der Konkurrenz bereits bis ins letzte Detail kopiert.

Apple Union Square in San-Francisco (Source: Apple)

Unter der Bezeichnung «Today at Apple» gibt es seit letztem Jahr Gratis-Workshops, die Themen wie Foto, Video, Musik, Kunst und Design, Programmieren, und einiges mehr behandeln.

Das vorrangige Ziel bleibe es, Produkte zu verkaufen, daraus mache Apple keinen Hehl, schrieb das «Manager Magazin». Mit dem neuen Design wolle der Konzern vor allem die Gefühle seiner Kunden ansprechen. «Mit der Umgestaltung zu einem Marktplatz sollen die Stores helfen, wieder eine menschliche Verbindung zwischen Kunden und der Marke herzustellen.»

Mit Bäumen möchte man im Union-Square-Store die Leute zum Verweilen einladen (Source: Apple).

Wie weit dies auch der Swisscom gelingt, wird sich zeigen. Im Januar hatte barfi.ch berichtet, dass der neue Swisscom-Shop ein Café beinhalte. Damit wäre man den Kaliforniern sogar einen Schritt voraus. Zu trinken gibt's dort bislang nichts.

2001 eröffnete Steve Jobs in Kalifornien den allerersten Apple Retail Store

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