SNCF macht's vor

Schweizer Bahnunternehmen planen Züge ohne Lokführer

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von Adrian Müller

Die SNCF wollen bis 2025 erste Regiozüge ohne Lokführer auf die Schiene bringen. Auch die Schweizer Bahnunternehmen testen Kompositionen mit Autopilot.

Der neuen Bombardier-Fernverkehrszüge der SBB verkehren (noch) ohne Autopilot. (Source: Keystone)
Der neuen Bombardier-Fernverkehrszüge der SBB verkehren (noch) ohne Autopilot. (Source: Keystone)

Nach den selbstfahrenden Autos kommen die selbstfahrenden Züge. Bereits in vier Jahren sollen in Frankreich die ersten vollautomatischen Prototypen rollen. Ab 2025 sollen erste Regional- und Güterzüge im Regelbetrieb fahren, die ganz ohne Lokführer verkehren können. "Wir werden den Zug intelligent machen", sagte die Innovationschefin der SNCF letzte Woche.

Das klingt nach guten Neuigkeiten für Pendler: Selbstfahrende Züge werden die Kapazität des Bahnverkehrs erhöhen, da dank geringerem Zugabstand bis zu 30 Prozent mehr Züge auf der gleichen Strecke fahren könnten. Ebenso soll so die Pünktlichkeit und Sicherheit verbessert werden.
Im Fernverkehr peilt die SNCF ein Autopilot-System an, das die Züge automatisch bremst und beschleunigt. Lokführer bleiben aber im Führerstand, überwachen die Systeme und greifen wenn nötig ein.

Dieses Konzept verfolgen auch die Schweizer Bahnunternehmen SBB, SOB und BLS unter dem Projektnamen "Smartrail 4.0".


Die Übersicht:

SBB-Chef Meyer (rechts) und Stadler-Rail-Unternehmer Peter Spuhler (links) im ersten selbstfahrenden SBB-Zug. (Source: Keystone)

Erstmals testete die SBB im Dezember 2017 einen selbstfahrenden Zug auf der Strecke Bern-Olten. Der Doppelstöcker wurde dabei durch ein neuartiges Zug-Steuerungssystem automatisch gebremst und beschleunigt. Der Lokführer schaute dabei zu und überwachte die Systeme – wie ein Pilot im Flugzeug.

Ferngesteuerte Intercity-Kompositionen wird es aber in der Schweiz nicht geben: "Führerlose Züge sind, wenn überhaupt jemals machbar, kein Ziel der SBB. Uns geht es primär um die Unterstützung der Lokführerinnen und Lokführer und allenfalls mittelfristig um selbstfahrende Fahrzeuge, die aber immer noch überwacht werden müssen", so SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage zu watson.

Südostbahn

Eine Flirt-Komposition von Stadler-Rail. (Source: Keystone)

Die SOB macht den ersten Schritt zu selbstfahrenden Zügen: Bis Ende Oktober läuft die öffentliche Ausschreibung für die Technik der Fahrzeuge für die erste Teststrecke im Toggenburg. Danach küre eine Jury die "innovativsten Wettbewerbsbeiträge" der Industriepartner, sagt SOB-Projektleiter Roger Dällenbach.

Dann geht es zügig vorwärts: Im Toggenburg sollen Ende 2019 in den Betriebspausen der Bahn die ersten Züge mit den Fahrassistenzsystemen rollen. Ab 2021 sollen Pendler im Testbetrieb mit der S-Bahn von Wädenswil nach Einsiedeln fahren können. Ohne Personal verkehren aber auch die SOB-Züge nicht. Es wird weiterhin ein Lokführer im Führerstand sitzen, der jederzeit eingreifen kann.

Stadler Rail

Die erste führerlose U-Bahn von Stadler fährt in Glasgow. (Source: zVg)

"Der Markt der Zukunft sind selbstfahrende Züge", sagt Peter Spuhler, Verwaltungsratspräident Präsident von Stadler Rail. Das Unternehmen investiert dementsprechend viel Geld in die neue Technik. Stadler Rail entwickelt eine eigene Software, damit Züge autonom fahren können.

Das Unternehmen hat sich bereits den ersten Auftrag für führerlose U-Bahn-Züge geangelt. Derzeit werden im Werk selbstfahrende Züge für die Metro in Glasgow, Schottland gebaut.

Bonus: Thameslink (England)

(Source: epa/epa)

Seit März 2018 verkehren in London die ersten selbstfahrenden Züge auf Bahnhaupstrecken. Zwischen den Stationen St. Pancras und Blackfriars steuert ein Computer die Züge, der Lokführer schliesst bloss die Türen und überwacht bei Ankunft- und Abfahrt die Perrons. Wie der Evening Standard berichtete, fahren die Züge zu Stosszeiten mit bloss 100 Metern Abstand bei Tempo 50.

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