Interview mit Hartmut König

Wie Adobe mit Datenschutz und künstlicher Intelligenz umgeht

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Adobe hat dieses Jahr zwei Unternehmen aufgekauft – erst den E-Commerce-Anbieter Magento für knapp 1,7 Milliarden und dann den Marketing-Spezialisten Marketo für 4,75 Milliarden US-Dollar. Hartmut König, CTO Central Europe von Adobe, erklärt, was es mit den Übernahmen auf sich hat und wie Adobe maschinelles Lernen einsetzt.

Hartmut König, CTO Central Europe von Adobe. (Source: zVg)
Hartmut König, CTO Central Europe von Adobe. (Source: zVg)

Adobe hat für Magento und Marketo viel Geld bezahlt. Welches Ziel steht hinter diesen Übernahmen?

Hartmut König: Mit diesen Übernahmen haben wir Lücken im Portfolio geschlossen. Einerseits können wir nun Transaktionen mit anbieten. Wir bleiben zwar eine offene Lösung, die auch andere E-Commerce-Plattformen integriert. Doch für jene Kunden, die alles aus einer Hand haben möchten, haben wir mit Magento nun ein spannendes Produkt dazubekommen. Andererseits ergänzen wir mit Marketo unser Angebot im B2B-Bereich. Dort geht es darum, dass wir unseren Kunden neue, digitale Modelle für ihr Marketing anbieten können.

Sucht Adobe weitere Übernahmekandidaten? Etwa einen CRM-Anbieter?

Über eine Akquisitionsstrategie möchte ich nicht spekulieren. Wir haben im CRM-Bereich gute Partnerschaften und Schnittstellen.

Wen sehen Sie als Konkurrenz?

Wenn wir uns das Portfolio anschauen, ist die Überschneidung zwischen Adobe und anderen Anbietern gar nicht so gross. Dementsprechend sehe ich eher mögliche Synergien und Kooperationen statt Konkurrenz. Wir haben beispielsweise kein CRM-System und das ist auch in Ordnung. Dafür profilieren wir uns durch andere Angebote. Etwa durch Lösungen für personalisiertes Marketing, Onlinewerbung und insbesondere Big Data. Das Analytics-Tool unserer "Experience Cloud" hat eine explorative Komponente. Da geht es also um Prognosen und darum, mithilfe von künstlicher Intelligenz Business-Prozesse zu steuern.

Wie setzen Sie maschinelles Lernen ein?

Wir haben bereits Hunderte von Use Cases umgesetzt. Dazu gehören Funktionen, von denen Marketingfachleute aber auch Kreative profitieren. Fotografen können zum Beispiel haufenweise Bilder im Bulk-Upload hochladen und mithilfe von künstlicher Intelligenz automatisch Tags hinzufügen. Weitere Beispiele sind personalisierte Werbekampagnen via Websites oder E-Mail.

Wie funktionieren solche Kampagnen?

Im Prinzip geht es um Behavioral Targeting. Dabei analysieren Algorithmen das Klickverhalten von Nutzern, um personalisierte Empfehlungen abzugeben. Aus der Masse der Besucher lernt die KI, welche Empfehlungen funktionieren und welche nicht. Auf diese Weise kann etwa ein Onlineshopbetreiber seine Website nachhaltig optimieren. Und Marken können ihre Adressaten spezifischer ansprechen.

Wie haben sie die Algorithmen trainiert?

Es braucht sehr viele sinnvolle Daten, um Algorithmen zu trainieren. Wir haben den Vorteil, dass wir auf riesigen Datenschätzen sitzen. In der Bilddatenbank Adobe Stock haben Fotografen unzählige Bilder hochgeladen und vertaggt. Mit diesen Fotos und Tags können wir die Maschine trainieren. Zudem nutzen wir auch anonymisierte Daten von Kunden. Diese Daten sind allerdings losgelöst von Brands und Use Cases.

Wie gehen Sie und Ihre Kunden mit der EU-DSGVO um?

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass Datenschutz gut für uns alle ist und dementsprechend auch die Einhaltung aller einschlägigen Regeln und Verordnungen einzuhalten sind. Wir stellen fest, dass die Erlaubnis zur Verwendung von Cookies reflexartig und massenhaft erteilt wird. Das ist allerdings noch kein erwachsenes Nutzerverhalten. Eigentlich müssten die Anbieter zuerst transparent, ehrlich und fair deklarieren, was genau mit den Daten passiert. Nur wer dies tut, kann ein echtes Einverständnis vom Nutzer bekommen. Je besser wir also mit Daten umgehen, desto eher erreichen wir einen Konsens.

Wie stellt Adobe sicher, dass örtliche Datenschutzbestimmungen eingehalten werden?

Wir führen mit unseren Kunden intensiv Gespräche darüber, was für Daten wo gespeichert und wie sie verarbeitet werden. Für die allermeisten unserer Lösungen brauchen wir in der Regel keine personenbezogenen Daten. Zudem haben wir das Recht auf Löschung und Auskunft in unsere Angebote eingebaut. Das war übrigens ein sehr anspruchsvoller Prozess.

Wo hosten Sie Ihre Dienste?

Da gibt es keine einfache Antwort, denn wir haben mehrere Datenstandorte. In Europa spielen sicherlich Frankfurt, Dublin und Paris eine wichtige Rolle. In der Schweiz betreiben wir zwar noch kein Data Center. Aber wir haben nun die Möglichkeit, komplett auf Microsoft Azure zu laufen. Insofern gäbe es durchaus Möglichkeiten, auch in der Schweiz zu hosten, sofern dies von einem entsprechend grossen Kunden so gewünscht würde.

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