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Kein Selbstzweck: Open Banking aus Kundenperspektive

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von Richard Dratva, Board of Directors Vice President & Chief Strategy Officer, Crealogix

Konsumenten, die einen Bohrer kaufen, interessieren sich nicht für das Werkzeug und auch nicht für die Löcher, sondern dafür, Bilder aufzuhängen. Genauso gleichgültig ist Bankkunden das Thema Open Banking. Vielmehr verlangen sie nach einem komfortablen Mobile Banking, das Spass macht.

Richard Dratva, Board of Directors Vice President & Chief Strategy Officer, Crealogix. (Source: Thomas Lehmann)
Richard Dratva, Board of Directors Vice President & Chief Strategy Officer, Crealogix. (Source: Thomas Lehmann)

Wenn Bankenvertreter fragen, wie wichtig den Konsumenten Open Banking denn eigentlich ist, fällt die Antwort knapp aus: "Überhaupt nicht!" Indes ist ihnen sehr wohl wichtig, dass sie aus einer Vielzahl von Services diejenigen auswählen können, die sie gerne nutzen möchten, dass sie ihre Finanztransaktionen mit dem Smartphone oder Tablet abwickeln können und zunehmend auch, dass das Banking Spass macht. All das wird die Bank mit einem realistischen Aufwand nur über Open Banking gewährleisten können. Es ist quasi die Drehscheibe der Branche in der Plattformökonomie, die nicht nur im Onlinehandel kaum einen Stein auf dem anderen hat stehen lassen.

Genauso wenig wie für Open Banking interessiert sich der Kunde im engeren Sinne für seine Bank. Sicher, er hat seine Gründe für das Konto bei einer Regionalbank, einem globalen Anbieter oder einer Kantonalbank. Möglicherweise ist er bereits seit Jahren mit dem Institut verbunden, hatte vielleicht schon als Kind sein Sparkonto dort. Doch letztlich geht Nutzen vor Nostalgie, Bequemlichkeit sticht Kundentreue – und dies insbesondere in der digitalen Welt. Das heisst nicht, dass der Kunde seiner Bank von heute auf morgen den Rücken kehrt und zu einer Mobile-only-Bank wechselt. Aber er sucht sich seine Services und Apps nach seinem Geschmack zusammen und unterscheidet nicht zwischen den Angeboten seiner oder einer anderen Bank, von Technologiekonzernen oder Drittanbietern.

Open-Banking-Plattform steigert Handlungs­fähigkeit

Mit einer Open-Banking-Plattform schaffen Finanzinstitute die Voraussetzung, sich in offene Ökosysteme einzubringen oder eigene zu gestalten und ihre Stärken auszuspielen. Zwar verlieren sie den exklusiven Kundenkontakt, wenn sie Dritten die Daten ihrer Kunden zugänglich machen, doch zugleich eröffnen sich ihnen neue Marktzugänge. Ausserdem können sie Kundenanforderungen viel schneller umsetzen, da sie die Anwendungen mit einer modernen digitalen Plattform von den heterogenen Back-End-Systemen trennen. Das eröffnet auch Möglichkeiten, schnell mit Nischen-Apps in Marktlücken vorzustossen und diese zu besetzen.

Geldbeträge per Smartphone auf ein Sparkonto zu verschieben, wirkt für den Kunden simpel. Niemand als die Bank selbst weiss aber besser, wie aufwändig es ist, eine solche Anwendung auf den Markt zu bringen. Die Altsysteme der Institute einzubinden, grenzt an eine Herkulesaufgabe. Dasselbe gilt für die Grundfunktion des Open Bankings, die Übersicht über und der Zugriff auf sämtliche Konten über eine App: Es bedarf einer Open-Banking-Plattform, um eigene Systeme und Fremdanwendungen zu orchestrieren. Die Bezeichnung "Digital Banking Engagement Platforms", wie Forrester sie verwendet, fordert die Finanzinstitute auf, ihre IT neu zu denken: Statt weitere Entwicklerteams für die Digital und Mobile Banking Skills inhouse aufzubauen, bietet es sich an, eigene Lösungen sowie Produkte von Drittanbietern zu kombinieren, um den Kunden schnell eine grosse Bandbreite an Anwendungen und Kontaktmöglichkeiten zu bieten.

Eigene Softwareteams mit externem Know-how unterstützen

Nicht nur die ehemals lineare Kunde-Bank-Beziehung wandelt sich, sondern auch die Art und Weise, Software zu beziehen. Mag die Bank die eigene Suppe verfeinern, aufpeppen und in immer neue Terrinen füllen: Irgendwann schmeckt sie den Kunden nicht mehr. Das Küchenteam kann noch so guten Willens sein, ihm fehlen die Mittel und die Zeit, aus eigenen Kräften ein schmackhaftes "Next Generation Banking" zuzubereiten.

Es empfiehlt sich, mit agilen und innovativen Organisationen zusammenzuarbeiten und sich von der Frage leiten zu lassen, was die Kunden des eigenen Hauses wollen und womit die Bank sie im Alltag – oder bei Unternehmen in ihrem Geschäft – konkret unterstützen kann. Das kann eine App sein, über die der Kunde seine finanzielle Situation in Echtzeit auf einen Blick erfassen und besser einschätzen kann, ob eine Ausgabe gerade "drin" ist. Oder eine Simulations-App, die hilft, Sparziele im Auge zu behalten und umzusetzen.

Der Branchendienst "Finews.ch" schätzt die Zahl der Schweizer Kunden, die mindestens ein Konto bei einer Digitalbank haben, auf etwa 300 000. Allein Revolut verfünffachte seinen Kundenstamm in rund einem Jahr. Hinzu kommt der Markteintritt des deutschen Finanz-Start-ups N26. Die Hände in den Schoss zu legen, ist deshalb nicht die passende Strategie. Überzeugende Best Practices hierzulande und im europäischen Ausland laden dazu ein, voneinander zu lernen. Gerade einem Markt mit – rein geografisch – kurzen Wegen sollte es gelingen, basierend auf Open Banking gemeinsam packende Kundenerlebnisse zu schaffen.

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Drei Fragen an Richard Dratva, Board of Directors Vice President & Chief Strategy Officer bei ­Crealogix.
Interview: Marc Landis

Open Banking ist eine Zukunftssicherung und Kostenbremse

Sie schreiben in Ihrem Fachbeitrag, Open Banking sei ein Banken- und kein Kundenthema. Welche ­Alternativen sehen Sie zur Implementierung einer entsprechenden Plattform?

Richard Dratva: Grosse Banken mit hohen IT-Budgets können versuchen, den Kampf gegen Windmühlen aufzunehmen, und auf die Erwartungen ihrer Kunden mit Eigenentwicklungen antworten. Schon das halte ich für gewagt, und in der Breite sehe ich keine Alternativen. Für viele Institute dürfte sich eine Open-Banking-Plattform als Zukunftssicherung und gleichzeitig als Kostenbremse erweisen: Kleinere Banken werden in die Lage versetzt, Innovationen in ihr Portfolio zu integrieren, die sie sich sonst niemals leisten könnten, da die Entwicklungskosten ihre Budgets übersteigen. Spezialanbieter erhalten über Open Banking Zutritt zu grösseren Ökosystemen. Wenn Plattformen ins Banking einziehen, führt das zu einer Demokratisierung: Der Wettbewerb nimmt zu – und davon profitieren die Verbraucher.

Entscheidet allein das Angebot im Bereich Digital und Mobile Banking über die Zukunft einer Bank?

Nein, das wäre zu kurz gegriffen. Wir stellen vielmehr fest, dass gerade die Verzahnung von Onlineservices und der persönlichen Beratung nachgefragt wird: Kunden aller Altersgruppen mögen es komfortabel und erledigen anspruchslose finanzielle Angelegenheiten gerne zuhause vom Sofa aus. Zugleich fühlen sie sich in der Filiale um die Ecke gut betreut. Wichtig ist, dass bei jedem Kontakt mit der Bank die Qualität stimmt. Auch im persönlichen Kundengespräch tragen dazu digitale Lösungen bei, die den Bankmitarbeiter unterstützen und die Themen veranschaulichen.

Sie raten den Banken, mit Fintechs und Drittanbietern zu kooperieren, um den Kunden ein «Next Generation Banking» zu bieten. Besteht so nicht die Gefahr, sich die Butter vom Brot nehmen zu lassen?

Jedes Geschäft ist mit Risiken verbunden. Wer wüsste das besser als die Banken? Es gibt allerdings auch positive Risiken. Wir nennen sie für gewöhnlich Chancen. Wer die Chancen, Leistungen Dritter für die eigenen Kunden digital zu bündeln und zu orchestrieren, nicht nutzt, verspielt schlimmstenfalls seine Zukunftsfähigkeit.

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