Tinder, Grindr, Okcupid

Diese 10 Apps verstossen systematisch gegen Datenschutzrechte

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Datenschützer haben 10 populäre Smartphone-Apps unter die Lupe genommen. Alle Programme zusammen teilen intime Daten mit mindestens 135 verschiedenen Drittparteien. Die Praktiken seien im Hinblick auf die EU-DSGVO meistens illegal.

(Source: Gerd Altmann / Pixabay)
(Source: Gerd Altmann / Pixabay)

Tinder, Okcupid, My Talking Tom 2: Die Digitalabteilung des norwegischen Vebraucherrats "Forbrukerrådet" hat bei 10 populären Apps den Umgang mit Daten untersucht. Die wichtigsten Erkenntnisse des Reports "Out of Control":

  • Die 10 Apps gaben die Daten an mindestens 135 verschiedene Drittparteien weiter, die in Werbung oder Verhaltensprofiling involviert sind.

  • Die "Android Advertising ID", welche Unternehmen erlaubt, Konsumenten über verschiedene Dienstleistungen zu tracken, wurde an mindestens 70 verschiedene Drittparteien transferiert, die in Werbung oder Verhaltensprofiling involviert sind. Diese ID sei oft zusammen mit anderen persönlichen Daten wie GPS-Daten und IP-Adresse verschickt worden. "Diese umfangreiche Sammlung, Kombination und Verwendung persistenter Identifikatoren ermöglicht das Tracking über Apps und Geräte hinweg und die Erstellung umfassender Profile zu einzelnen Konsumenten", schreibt der Verbraucherrat.

  • Alle Apps ausser einer hätten mehr Daten geteilt als nur die "Advertising ID". Nebst GPS-Daten und IP-Adresse seien Informationen über die persönlichen Attribute der Nutzer inklusive Geschlecht, Alter und verschiedene Nutzer-Aktivitäten verschickt worden.

  • Die Analyse zeige, dass viele dieser Datenteil- und Verarbeitungsprozesse illegal seien im Hinblick auf die EU-Datenschutz-Grundverordnung.

Undurchsichtigkeit nach wie vor ein Problem

Die Datenschützer halten fest: "20 Monate nach Inkrafttreten der EU-DSGVO werden die Verbraucher immer noch durchgehend online verfolgt und profiliert und haben keine Möglichkeit zu erfahren, welche Unternehmen ihre Daten verarbeiten und wie man sie stoppen kann." Sie fordern die Behörden auf, die EU-DSGVO durchzusetzen, während Werbetreibende und Publisher nach alternativen digitalen Werbemethoden suchen sollen, die die Grundrechte respektieren.

Der Verbraucherrat selbst wurde juristisch ebenfalls aktiv und legte formelle Beschwerde gegen die Dating-App Grindr und fünf Unternehmen ein, die über die App persönliche Daten erhalten haben: Twitters "MoPub", AT&Ts "AppNexus", "OpenX", "AdColony" und "Smaato".

Die untersuchten Apps im Überblick

  • "Tinder": Dating-App mit über 100 Millionen Downloads auf Google Play.

  • "Okcupid": Dating-App mit über 10 Millionen Downloads auf Google Play.

  • "Grindr": Dating-App für Schwule, Bi- und Transsexuelle sowie "queer people". Über 10 Millionen Downloads bei Google Play.

  • "Happn": Dating-App, die Dating per Standortbestimmung zwischen Personen ermöglicht, deren Wege sich bereits gekreuzt haben. Über 50 Millionen Downloads auf Google Play.

  • "My Talking Tom 2": Spiele-App für Kinder ab 3 Jahren. Über 100 Millionen Downloads auf Google Play.

  • "Perfect365": Mit der App können Nutzer Filter auf Portraitfotos legen, um den Effekt zu erzeugen, sie hätten verschiedene Make-ups getragen. Wurde über 50 Millionen Mal bei Google Play heruntergeladen.

  • "MyDays": App, um den Zyklus des Eisprungs und der Periode zu verfolgen. Ausserdem können Informationen zu Fruchtbarkeit und Lifestyle verfolgt werden. Wurde über 5 Millionen Mal auf Google Play heruntergeladen.

  • "Clue": App, um den Zyklus des Eisprungs und der Periode zu verfolgen. Ausserdem können Nutzer zusätzliche Angaben zur Fruchtbarkeit, Gesundheit und zum eigenen Lifestyle machen. Wurde über 10 Millionen Mal auf Google Play heruntergeladen.

  • "Muslim – Qibla Finder": App für Muslime, die an Ereignisse erinnert, die mit religiösen Angelegenheiten zu tun haben. Über 10 Millionen Downloads auf Google Play.

  • "Wave Keyboard": App, die eine personalisierte Tastatur ermöglicht. Über 10 Millionen Downloads.

Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse

Der Verbraucherrat geht davon aus, dass diese Tests repräsentativ für die Praktiken der Werbe-Tech-Industrie sind. (Source: Screenshot des Reports "Out of Control")

Auch in der Schweizer Politik ist der Datenschutz momentan ein vieldiskutiertes Thema. Weshalb der Ständerat unter Zeitdruck am modernisierten Datenschutzgesetz arbeitet, erfahren Sie hier.

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