Geneva Blockchain Congress

Wie die Blockchain den OP-Saal verändert

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Am 20. Januar hat sich der Geneva Blockchain Congress mit den Herausforderungen befasst, die die Einführung der Technologie im Gesundheitssektor mit sich bringt. Gerade auf Blockchain basierende EPD-Systeme stehen noch vor einigen Hindernissen. Für das Genfer Unispital Grund genug, andere Use Cases zu testen. So etwa mit dem Start-up Wecan und seiner Technologie zur Rückverfolgbarkeit von chirurgischen Eingriffen.

(v.l.): Olaf Wilhelm (Therawis), Christian Lovis (HUG), Rodolphe Meyer (HUG), Gilbert Verdian (Quant Network), Ruth Amos (Practical Informatics). (Source: Netzmedien
(v.l.): Olaf Wilhelm (Therawis), Christian Lovis (HUG), Rodolphe Meyer (HUG), Gilbert Verdian (Quant Network), Ruth Amos (Practical Informatics). (Source: Netzmedien

Blockchain-basierte Dienste und Anwendungen haben Potenzial für Gesundheits-Ökosysteme. Bevor sie dort aber akzeptiert oder eingesetzt werden, stellen sich noch einige Herausforderungen. Welche das sind, diskutierten die Teilnehmer des Geneva Blockchain Congress am Montag, 20. Januar. In Estland kommt Blockchain-Technologie jetzt schon zum Einsatz, um Patientenakten abzusichern und die Zugriffsberechtigungen auf sensible Daten zu verwalten. Dies ermöglicht unter anderem, die Bedingungen transparent festzulegen, unter denen Start-ups, Forscher und Spitäler darauf zugreifen dürfen. Eine solche Blockchain-Plattform ausserhalb Estlands einzuführen, gestaltet sich schwierig. Es mangele vor allem an Kommunikation und einer gemeinsamen Vision der verschiedenen Akteure. Christian Lovis, Leiter Medizinische Informationswissenschaften am Genfer Universitätsspital (HUG), wies darauf hin, dass schon das Fehlen einer eindeutigen und standardisierten Patientenkennung die Vernetzung und Organisation der verschiedenen Datenquellen zur Herausforderung macht. Damit alle Beteiligten im Gesundheitswesen die Vorteile einer Blockchain-Lösung verstehen und sie übernehmen können, sei darüber hinaus eine Top-down-Anleitung durch eine Behörde erforderlich – in der föderalistischen Schweiz eine Utopie.

Auf der technischen Seite sind die Herausforderungen weniger die Entwicklung als vielmehr die Notwendigkeit, mit heterogenen Daten - sowohl strukturierten als auch unstrukturierten - umzugehen. Nach Ansicht von Rodolphe Meyer, CIO-Stellvertreter am HUG, wird sich die Blockchain zunächst in spezialisierten Spitälern einen Platz erobern. Das HUG führt deshalb zusammen mit dem Genfer Start-up Wecan ein Pilotprojekt durch, um eine Plattform für die Verwaltung und Koordination der in den Operationssälen tätigen Personen zu entwickeln.

Mit der Blockchain chirurgische Eingriffe zurückverfolgen

Gegenüber "ICTjournal" erklärt Vincent Pignon, Gründer und CEO von Wecan, wie sein Unternehmen und das HUG eine Blockchain-basierte Plattform zur Rückverfolgbarkeit chirurgischer Eingriffe entwickelt haben. Diese zeichnet auf, wer welche Handlung ausführt - vom Assistenten bis zum emeritierten Chirurgen - und bewerte die Prozesse. Mit diesen Informationen können die involvierten Spezialisten dann die Koordination der Abläufe im Operationssaal optimieren - entsprechend ihres durch die Blockchain erfassten Erfahrungs- und Kompetenzniveaus. Dieses Projekt soll interoperabel sein, um chirurgische Eingriffe in privaten und öffentlichen Spitälern zu überwachen. "Wenn sie zu dringenden Operationen gerufen werden, kennen sich die Spezialisten oft nicht. Diese Lösung wird die Effizienz des Betriebs erhöhen, da alle Beteiligten sofort Zugang zu den Profilen und der Geschichte aller involvierter haben werden", erklärt der CEO von Wecan. In einem zweiten Schritt könnte auf der gleichen Blockchain-Plattform ein Dienst für Patienten aufgebaut werden. Sie könnten ihre eigenen Operationen organisieren, indem sie auf eine App zugreifen, die zuverlässige und unveränderliche Daten zum Profil jedes Spezialisten liefert.

Eine Blockchain-Plattform für Spitäler entwickelt auch das Start-up Xatena. Mit ihr sollen sich Medizinprodukte digital nachverfolgen und Lieferketten vom Hersteller bis zum Patienten transparent machen lassen. Erste Tests laufen schon, wie Sie hier lesen können.

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