Rückblick - 20 Jahre Netzwoche

2003: Die Cloud kommt, aber sie hat noch keinen Namen

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Die Schweiz im "Breitbandfieber". So lässt sich der wichtigste IT-Trend des Jahres 2003 auf den Punkt bringen. Was und wer sonst noch von sich reden machte, zeigt ein Blick in die Ausgaben der Netzwoche.

(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

2003: Pascal Couchepin ist Schweizer Bundespräsident, die USA führen trotz weltweiter Empörung zum zweiten Mal Krieg gegen Saddam Hussein, die Raumfähre Columbia verglüht beim Landeanflug auf Cape Canaveral und das deutsche Popmusik-Duo Modern Talking löst sich auf. Was derweil in der IT-Welt geschah, erfährt die Schweiz in der Netzwoche.

Der Browser-Krieg scheint schon entschieden, da veröffentlicht Apple im Januar den eigenen Browser Safari. Steve Jobs wolle sich damit von Micro­softs Internet Explorer emanzipieren, schreibt Alessandro Monachesi. Kurz darauf wird in der Gemeinde Anières bei Genf zum weltweit ersten Mal per Onlinevoting abgestimmt. Im Februar bringt Swisscom Mobile ein im Ausland bereits beliebtes Gadget auf den Schweizer Markt: Handhelds von Blackberry. Diese seien zwar nicht wunderhübsch, aber für Unternehmen durchaus interessant, so Christian Weishaupt in der Ankündigung. An einer anderen Front kommt der grösste Schweizer Telko dagegen wenig später in Bedrängnis: Cablecom lanciert ein eigenes Telefonangebot über das TV-Kabel. Der März wartet mit einem Geschwindigkeitsrekord auf. Ein Forscherteam aus den Niederlanden und den USA überträgt 6,7 Gigabyte vom Silicon Valley nach Amsterdam in 58 Sekunden – das entspricht 923 Megabits pro Sekunde. SAP, Hewlett Packard, T-Systems – im April sorgen Absagen namhafter Hersteller für Stress bei den Veranstaltern der IT-Messe Orbit/Comdex. Aber auch "die ICT-Branche steckt im tiefsten Winter", wie Felicitas Graf schreibt. Der Preiskampf drückt auf die Margen.

Ein neuer Dachverband, Software als Service und schnelles Internet

Im Mai 2003 entsteht ein neuer Dachverband der Schweizer ICT-Branche. "ICTsuisse" soll die bisher fragmentierte Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche näher zusammenrücken. Ebenfalls von sich reden macht ein neuer Player auf dem CRM-Markt. Die US-Firma Salesforce macht mit ihrem Onlinedienst erstmals Gewinn. Und: www.freitag.ch/f-cut ist Master of Swiss Web. Mitte Juni nimmt die Netzwoche eine neue Gattung auf dem IT-Markt unter die Lupe: "Computing on Demand". Die Idee dahinter ist, Leistungen von einem Dienstleister (Application Service Provider) als Service zu beziehen und nach bezogener Menge zu bezahlen. Von Cloud spricht zwar noch niemand, aber die Technologie nimmt Fahrt auf. Noch ganz am Anfang steht im Juli die Idee von Google, ein Team in Zürich aufzubauen. Es gibt aber immerhin schon ein Stelleninserat. Wer wissen will, warum E-Gov in der Schweiz eine "Baustelle ohne Bauleitung" ist, erfährt das nach der Sommerpause im August.

Der September steht im Zeichen der Breitbandnetze. ADSL, UMTS und TV-Kabel sollen der Internetbranche neuen Schub verleihen. Mit Angeboten für Unternehmen, aber auch mit "Edel-Erotik für Telcos". Zur Orbit/Comdex verkündet die Netzwoche fünf Trends im IT-Markt, denen sich keiner entziehen sollte: Open Source, E-Security, E-Business, Storage und Outsourcing. Im Oktober geht es noch einmal um das, was man dereinst Cloud nennen wird: Per "Server-based Computing" können Mitarbeiter auch von Mobilgeräten aus auf Firmenanwendungen zugreifen. Im November untersucht die Weko die Preispolitik von Swisscom Directories, US-Medienkonzerne spammen Schweizer ISPs mit Hinweisen auf Urheberrechtsverletzungen zu, und Peter Ohnemus verrät, wie er seine Firma Fantastic retten will. Kurz vor dem Jahresende, im Dezember, rückt die Netzwoche noch den wachsenden Business-Intelligence-Markt in den Fokus. Wo früher Excel gut genug war, sollen heute spezialisierte Applikationen Unternehmensdaten speichern und analysieren. Dazu erfinden die Marketing­abteilungen der Hersteller klingende Namen wie "Corporate Performance Management". Die Datenberge in den Unternehmen wachsen. Die Herausforderung besteht darin, aus diesen Daten die relevanten herauszufiltern und für die Entscheidungsfindung zu nutzen – das gilt 2003 wie heute.

Die bisherigen Rückblicke auf 20 Jahre Netzwoche können Sie hier nachlesen:

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