MSM Research

Die Pandemie beflügelt und bremst

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Die Entschleunigung unseres Lebens und Schaffens in den Wochen des Lockdowns und wirtschaftlichen Stillstands ist für so manchen einer der wenigen positiven Aspekte der Pandemie. Die meisten von uns haben sich daran gewöhnen müssen, kleinere Kreise zu ziehen und den gewohnten Businessalltag und insbesondere die Zusammenarbeit in den gewohnten Teams, mit Partnern, Kunden und Lieferanten neu zu organisieren.

(Source: Vladimir Melnikov / Fotolia.com)
(Source: Vladimir Melnikov / Fotolia.com)

Die Viruskrise hat die Hektik ausgesperrt und dafür Platz gemacht für verbreitete Planungsunsicherheit, den sorgenvollen Blick auf Umsatzeinbrüche und Liquididätsprobleme. Die Rückkehr zur Normalität wird von einer hohen Fragilität begleitet sein. Und die Normalität, zu der wir zurückkehren, wird nicht dieselbe sein.

Insbesondere mit Blick auf die Zusammenarbeit und die durch das Virus beschleunigte Digitalisierung haben wir eine Norm geschaffen, die in vielen Unternehmen den gewohnten Arbeitsplatz nachhaltig verändern wird. Wir gehen heute davon aus, dass sich einerseits der bisherige Anteil an Mitarbeitenden, die im Homeoffice arbeiten, erhöhen wird. Andererseits die Anzahl von Geschäftsreisen, Teilnahmen an Präsenzevents oder auch Face-to-Face-Meetings zurückgehen wird. Das Virus hat die digitale Transformation und die Taktrate in diesen Bereichen beflügelt und gewohntes Arbeiten umgekrempelt.

Probleme bei der Lieferfähigkeit

Fast die Hälfte der von uns kürzlich befragten Unternehmen sind aktuell mit schwerwiegenden Problemen bezüglich der Aufrechterhaltung der Lieferketten auf Beschaffungsseite konfrontiert. Für rund ein Viertel der Befragten lösen diese Engpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten und geringer eigener Lagerhaltung auch ernsthafte Probleme bezüglich ihrer eigenen Lieferfähigkeit aus. Der daraus entstehende Dominoeffekt hat Auswirkungen quer durch alle Branchen.

Die ökonomischen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft sind gravierend. So rechnet die Konjunkturforschungsstelle KOF in ihrer jüngsten Prognose für 2020 mit einem deutlichen Rückgang der Wertschöpfung in der Schweiz um 5,5 Prozent. 2021 dürfte dann wieder ein BIP-Wachstum von 5,4 Prozent resultieren. Der ICT-Markt ist vom Sog und Einfluss dieser negativen Wachstumsraten nicht ausgeschlossen, dies mit unterschiedlichen Ausprägungen auf die einzelnen horizontalen und auch vertikalen Teilsegmente des Gesamtmarktes.

Einstellige Minus-Wachstumsrate

Wir erwarten für das laufende Jahr einen erheblichen negativen, bremsenden Einfluss der Coronakrise auf die ICT-Ausgaben der Unternehmen und gehen aktuell von einer hohen einstelligen Minus-Wachstumsrate für das Jahr 2020 aus, mit einer Erholung im kommenden Jahr (Prognose folgt am 19.6.2020).

Viele ICT-Verantwortliche loten zurzeit ihre ICT-Ausgaben und -Umgebung permanent nach Einsparpotenzial aus. Digitalisierungsvorhaben sollen dabei möglichst nicht infrage gestellt, bereits Erreichtes nicht aufs Spiel gesetzt werden. Dies hat zur Folge, dass Projekte aus anderen Bereichen gestoppt, gekürzt oder zumindest auf Eis gelegt werden. Aufgestockt werden mit Blick auf die Digitalisierung der Zusammenarbeit und Geschäftsprozesse die Ausgaben im Bereich der Heim-Arbeitsplätze. 54 Prozent der Unternehmen haben ihre diesbezüglichen Geldtöpfe aufgestockt und planen Mehrausgaben in den Bereichen der Infrastrukturausstattung, Sicherheit und Anwendungen für Kommunikation und Zusammenarbeit (UCC).

Wie lange der Corona-Impact noch anhalten und die Auswirkungen nachhallen werden, lässt sich nicht vorhersagen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Normalität eine andere sein wird und der Weg dahin nicht den Mustern und der Gangart vorhergehender Krisen folgen wird.

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