CIO-Umfrage

So blicken Schweizer IT-Entscheider in die Zukunft

Uhr

Sei bereit und handle schnell – Schweizer IT-Entscheider haben während der Pandemie einiges dazugelernt. Abgesehen von der nach wie vor unsicheren Zukunft dürfte die Digitalisierung ihre Abteilungen am meisten bewegen, wie die CIO-Umfrage der Netzwoche zeigt.

(Source: Hunters Race / Unsplash.com)
(Source: Hunters Race / Unsplash.com)

Das Jahr, in dem Corona kam, neigt sich dem Ende zu. Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, auch in der Schweizer IT. Was nehmen hiesige CIOs aus der Krise mit? Wie schauen sie in die Zukunft? Verändern sich nun ihre Prioritäten? Antworten darauf liefert die CIO-Umfrage der Netzwoche.

Budget und Personal: leichter Optimismus nach der Krise

Insgesamt nahmen 27 IT-Entscheider an der aktuellen Umfrage teil – etwas weniger als letztes Jahr. Man stecke gerade in der Planung der kommenden Projekte, begründeten auffallend viele CIOs ihre Absagen.

Danach gefragt, wie sich die Pandemie auf den Personalbestand und das Budget ihrer Abteilung ausgewirkt hat, ergibt sich ein diverses Bild. Insbesondere bezüglich Budget gehen die Ansichten auseinander: 57 Prozent sagen, ihr IT-Budget 2020 sei von der Pandemie nicht tangiert gewesen. Aber je 22 Prozent geben an, das Budget sei entweder erhöht oder verkleinert worden.

(Source: Netzmedien)

Fast die Hälfte der Teilnehmer gibt an, dieses Jahr mehr Personal eingestellt zu haben. 43 Prozent vermelden derweil, der Personalbestand sei gleich geblieben, und nur zwei Teilnehmer geben an, jetzt weniger Mitarbeitende zur Verfügung zu haben als Anfang Jahr.

Was die Zukunft angeht, zeigt sich die Mehrheit optimistisch: 52 Prozent erwarten, dass ihnen im kommenden Jahr mehr Stellenprozente zur Verfügung stehen werden, und 43 Prozent gehen von einem gleich bleibenden Personalbestand aus. Nur ein Teilnehmer gibt an, es würden voraussichtlich Stellen gestrichen. Bezüglich des Budgets erwarten 48 Prozent eine Erhöhung und 35 Prozent keine Veränderung.

(Source: Netzmedien)

Rückblick: Zusammenarbeit in der Coronazeit

Wie gut waren Unternehmen auf eine einschneidende Entwicklung wie Corona vorbereitet? Ein entsprechender Notfallplan sei vorhanden gewesen, sagen immerhin 39 Prozent der teilnehmenden IT-Leiter. Etwas mehr als die Hälfte sagt, man habe trotz eines Plans viele Prozesse neu definieren müssen. Nur zwei Teilnehmer waren gezwungen, alle Prozesse neu zu definieren und die Ressourcen spontan zuzuordnen.

Gefragt nach ihrer grössten Herausforderung während der Pandemie, verweist fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer auf die Themen Homeoffice oder Cybersecurity: "Die Leute waren zuhause nicht gut ausgestattet", kommentiert ein IT-Entscheider. Eine weitere genannte Challenge: "Sicherheit über Remote Access herstellen". Für manche stellten Neupriorisierungen von Projekten und auch Sparmassnahmen eine Herausforderung dar.

Ein hervorragendes Zeugnis stellen Schweizer CIOs der Geschäftsleitung ihrer Unternehmen aus. Die Zusammenarbeit sei "effizient und zielgerichtet" gewesen, sagt ein CIO. Ein anderer kommentiert: "Die Zusammenarbeit war geprägt von kurzen Entscheidungswegen und unkompliziertem Handeln." Man habe ein gemeinsames Ziel verfolgt, und ein weiterer Entscheider erwähnt die durch die Geschäftsleitung erfolgte "Anerkennung für die vielen Sonder-Efforts, die notwendig waren".

Strategie und Management: Oft dominieren die Evergreens

Welche strategischen Themen stehen für CIOs zuoberst auf der Prioritätenliste? Cybersecurity, digitale Transformation und Prozessoptimierung wurden in der letztjährigen Umfrage besonders häufig genannt. Dass Schweizer Unternehmen im Verlauf der Pandemie mehr Geld in die Sicherheit ihrer IT-Systeme stecken, ergab unlängst eine Untersuchung von MSM Research.

Gemäss der diesjährigen Auswertung hat sich bezüglich strategischer Themen wenig geändert: 52 Prozent erachten Cybersecurity als äusserst wichtig. Dahinter folgt die digitale Transformation mit 39 Prozent und die Modernisierung der IT-Systeme mit 30 Prozent. Das Schlusslicht bildet das Thema Kostenreduktion in der IT: Nur 9 Prozent erachten es als äusserst wichtig. 35 Prozent finden das Thema eher unwichtig und ein Teilnehmer findet es sogar überhaupt nicht wichtig. Die neu in die Themenliste aufgenommene Telearbeit bezeichnen 17 Prozent der Teilnehmenden als äusserst wichtig.

(Source: Netzmedien)

Etwas verändert hat sich die Prioritätenliste der Management- und Organisationsthemen. In der Ende letzten Jahres erfolgten Befragung erzielte das Thema Rekrutierung die meisten Bewertungen als "äusserst wichtig", gefolgt von Weiterbildung. Dieses Jahr wird Rekrutierung jedoch nur noch von 9 Prozent der Teilnehmenden als höchst wichtig eingestuft und landet somit an zweitletzter Stelle. Andererseits: Noch immer 45 Prozent bezeichnen die Rekrutierung als eher wichtig.

(Source: Netzmedien)

Zuoberst in der Liste taucht nun Weiterbildung auf (23 Prozent "äusserst wichtig", 50 Prozent "eher wichtig"). Auf Platz 2 folgt Automatisierung, die von einem Fünftel der Teilnehmer als äusserst wichtig und von fast zwei Drittel der Befragten als eher wichtig bezeichnet wird. Weiterhin uneins sind sich IT-Entscheider bezüglich Budgetfragen: Für 9 Prozent der Teilnehmer sind sie äusserst wichtig, für weitere 9 Prozent eher unwichtig, dafür für überwiegende 55 Prozent relativ wichtig, was dem Mittelwert in der Bewertungsskala entspricht. Das Thema DevOps bewertet rund ein Drittel der Teilnehmer als eher unwichtig und 9 Prozent als überhaupt nicht wichtig.

Keine Chance für Quantencomputer

Cloud Computing ist – wenig überraschend – Thema Nummer eins auf der Liste der als wichtig erachteten Technologien. 27 Prozent bewerten das Thema als äusserst, 41 Prozent als eher wichtig. Nur ein Umfrageteilnehmer stufte Cloud Computing als überhaupt nicht wichtig ein.

Dahinter folgen Big Data und Software Defined Networks. Beide werden zwar nur von jeweils 9 Prozent als sehr wichtig bezeichnet, erreichen aber mit 36 respektive 27 Prozent namhafte Bewertungen als eher wichtig.

(Source: Netzmedien)

Die letztes Jahr noch am häufigsten als sehr wichtig bewertete Technologie Container wird derzeit deutlich kontroverser beurteilt: Zwar erachten 9 Prozent das Thema als äusserst und fast ein Viertel der Teilnehmer als eher wichtig. Doch ein weiterer Viertel stuft es als überhaupt nicht wichtig und 14 Prozent stufen es als eher unwichtig ein.

Ebenfalls kontrovers beurteilt wird die Blockchain-Technologie: Fast ein Viertel der Befragten hält sie für sehr oder eher wichtig. Demgegenüber kommt sie bei fast zwei Dritteln als eher unwichtig oder überhaupt nicht wichtig weg.

Wie schon letztes Jahr zeigen sich Schweizer CIOs gar nicht interessiert an Wearables. Keiner der Befragten findet das Thema wichtig, aber wuchtige 82 Prozent stufen es als eher oder total unwichtig ein. Auf dem zweitletzten Platz steht Quanten-Computing: Immerhin je 5 Prozent der Befragten stufen das Thema als sehr oder eher wichtig ein, aber mit 18 Prozent "eher unwichtig" und 71 Prozent "überhaupt nicht wichtig" landet dieses Thema im kommenden Jahr weit unten auf der Prioritätenliste.

Ausblick: dritte Welle und Security-Vorfälle

Corona wird auch 2021 das gesellschaftliche Leben prägen. Gefragt, was ihnen im Hinblick auf 2021 am meisten Sorgen bereitet, sprechen viele CIOs direkt oder indirekt von der Pandemie. Ein Teilnehmer befürchtet eine "dritte Welle". Andere verweisen auf die "hohe Volatilität im Portfolio aufgrund der wirtschaftlichen Lage" oder auf "unsichere Entwicklungen im politischen Bereich". Einem Teilnehmer bereiten drohende "Budgetkürzungen" Sorgen.

Auch die Sicherheit bereitet manchem IT-Chef Bauchschmerzen: Von "massiv zunehmenden Security-Vorfällen" ist etwa die Rede, oder davon, dass die IT-Affinität der Mitarbeitenden zwingend erhöht werden müsse.

Aus den Antworten auf die Frage, welche Themen die IT-Abteilung kommendes Jahr bewegen werden, lassen sich zwei Trends ableiten: Cybersecurity und digitale Transformation. Weniger oft genannt wird hier die Migration in die Cloud oder das Ziel, effizienter und kostensparender zu arbeiten. Vereinzelt nennen die befragten CIOs sehr konkrete Projekte, etwa die S/4Hana-Migration oder die "Volle Umstellung auf SAFe".

Auf die Frage, worauf sich Schweizer IT-Entscheider nächstes Jahr am meisten freuen, lautet die klar am meisten genannte Antwort: die digitale Transformation. Es sei spannend, den Wandel mitzugestalten, konkretisiert jemand, während sich ein anderer darauf freue, "dass wir auf eine massiv höhere Digitalisierungsmaturität aufbauen können". Andere Kollegen freuen sich darauf, neue Menschen kennenzulernen oder auf positives Feedback von Kollegen.

Bleibt noch die Frage, welche Lektion Schweizer IT-Entscheider aus der Coronakrise gelernt und mit anderen CIOs teilen möchten. Hier fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus. "Seid vorbereitet und übt", rät ein Befragter. Ein anderer betont die Wichtigkeit, mit anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten. "Kommunikation und rasches Handeln ist Key", führt ein dritter aus. Andere plädieren für "standardisierte Arbeitsplätze", für "Remote Work als New Normal" und dafür, immer agil zu bleiben.

Dabei sollte die Modernisierung der Infrastruktur nicht vernachlässigt werden, regt ein IT-Chef an, und ein weiterer plädiert für mehr Nachhaltigkeit und Energie­effizienz. Und während ein Leiter dazu rät, eine leistungsfähige Infrastruktur bereitzustellen, die eine hohe Last an Zugriffen erlaubt, proklamiert ein anderer eher den Verzicht und sagt: "Weniger ist viel mehr."

Die CIO-Rolle und Unternehmenswerte wandeln sich - dieses Jahr vermutlich schneller als sonst. Gemäss Marktforscher Gartner gibt es 10 Themen, mit denen sich IT-Entscheider 2021 auseinandersetzen sollten - unter anderem mit Strategien gegen die Speicherknappheit und mit dem Trend zum neuromorphen Computing.

Tags
Webcode
DPF8_197693