Embedded Finance statt B2C

Yapeal baut Stellen ab

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von Joël Orizet und pwo

Yapeal muss Stellen abbauen und Kündigungen aussprechen. Ausserdem macht das Gerücht die Runde, Abacus wolle das Fintech-Start-up angeblich zu einem Technologiezulieferer umbauen. Doch der CEO entgegnet: Yapeal will sich mit einer neuen Strategie in Richtung Embedded Finance weiterentwickeln.

(Source: Schlierner / Fotolia.com)
(Source: Schlierner / Fotolia.com)

Yapeal ist offenbar in Schieflage geraten. Das Zürcher Fintech muss Stellen abbauen, wie "Inside Paradeplatz" berichtet. Die Fokussierung des Geschäftsmodells erfordere eine Restrukturierung und Neuausrichtung der Organisation, sagt Yapeal-Chef und -Gründer Thomas Hilgendorff gegenüber dem Nachrichtenportal. Man werde den Mitarbeiterbestand reduzieren, und zwar um einen "ein- bis maximal tiefen zweistelligen Wert" – und zu diesem Zweck seien "einzelne Kündigungen unumgänglich".

Thomas Hilgendorff stellt auf Anfrage klar: "Wir werden uns leider von einer ein- bis tiefen zweistelligen Zahl von Mitarbeitenden trennen müssen."

Wie kommt es dazu? "Die Zusammenarbeit mit Abacus führt zu gewissen Überlappungen der Aufgaben", sagt Hilgendorff. Man habe gemeinsame Entwicklerteams auf die Beine gestellt und sei nun "in der Lage, Kosteneinsparungen vorzunehmen".

Gründer behalten Stimmenmehrheit

Der Ostschweizer ERP-Anbieter Abacus gab vergangene Woche bekannt, dass er seine Beteiligung am Zürcher Fintech ausgebaut hat und nun grösster Yapeal-Aktionär ist. "Inside Paradeplatz" bezeichnet den Deal als "Not-Zuschuss". Die Konsequenz: Yapeal müsse sich von den ursprünglichen Retailbanking-Plänen verabschieden, weil der neue Grossaktionär die Firma nun zu einem Technologiezulieferer zurückstutze.

Dem widerspricht Hilgendorff. "Das stimmt nicht. Es war nie die Frage, ob Yapeal das Angebot für Retailkunden einstellen soll, sondern es stand ausschliesslich zur Diskussion, wie Retailkunden gewonnen werden. Wir werden unsere App weiterentwickeln und an unserer neuen Strategie festhalten." Die Beteiligung von Abacus habe denn auch für beide Unternehmen eine strategische Bedeutung. Aber: "Die Stimmenmehrheit liegt nach wie vor bei den Gründern."

Thomas Hilgendorff, CEO und Mitgründer von Yapeal. (Source: yapsterzone.yapeal.ch)

Weg vom B2C-Modell, hin zu Embedded Finance

Mit dem erwähnten Strategiewechsel habe das Unternehmen auf das Geschäftsumfeld reagiert. Der Markt werde von Banking-Apps für Privatpersonen derzeit regelrecht überschwemmt, sagt Hilgendorff. "Folglich wird es immer teurer, Kunden zu gewinnen."

Yapeal schwenkte deswegen um. "Wir wollen keine Werbung mehr schalten, um gezielt Endkundinnen und Endkunden anzusprechen", sagt der CEO und Mitgründer des Start-ups. Stattdessen verfolge man nun eine B2B2C-Strategie, wobei der Vertrieb auch über Business-Partner laufen soll. Für diese wie auch für Firmenkunden will Yapeal digitale Zahlungsdienste entwickeln und diese als Embedded-Finance- respektive Banking-as-a-Service-Lösungen vermarkten. Unter "Embedded Finance" versteht man Finanzdienstleistungen, die in Angeboten von "Nicht-Banken" integriert sind, beispielsweise die Bezahl-Funktion bei Uber und WeChat oder die Ratenzahlung mit der Shopping-App Klarna. Lesen Sie hier mehr dazu.

Auch Abacus bestreitet das Gerücht bezüglich eines geplanten Umbaus von Yapeal zu einem Fintech-Zulieferer. "Abacus ist Minderheitsaktionär und kann nur beschränkt auf die Strategie von Yapeal Einfluss nehmen", teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Technologie von Yapeal sei für den Anbieter von Business Software wichtig, zumal sie in der kürzlich lancierten Software-Generation Abacus Deep eingebunden sei.

Abacus ist Anfang 2021 in Yapeal eingestiegen. Der ERP-Anbieter investierte mehrere Millionen Franken in das Fintech-Start-up. Ziel war es, gemeinsame Angebote für autonome Buchhaltung und Finanzdienstleistungen zu entwickeln.

Vor knapp zwei Jahren erhielt Yapeal eine Fintech-Lizenz der Finanzmarktaufsicht Finma. Dank dieser kann Yapeal Konten und Zahlungsdienstleistungen in Echtzeit anbieten. Im Sommer 2020 brachte das Unternehmen seine digitale Finanzlösung auf den Markt. Das Angebot umfasst ein direkt angebundenes Bankkonto mit personalisierbarer IBAN und eine App, die Buchungen und Zahlungen in Echtzeit verarbeitet. Für die App-Lancierung tat sich Yapeal mit Sunrise und Visa zusammen. Man bot den Nutzerinnen und Nutzern die "erste Visa-Debitkarte der Schweiz" an.

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