Focus: IT-Infrastrukturen

Der Datenstandort Schweiz bringt sich in Stellung

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(Source: katemangostar; fullvector / Freepik.com)
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Das Geschäft mit dem Datenstandort Schweiz boomt. Und der Konkurrenzkampf geht in die nächste Runde. Rechtssicherheit, politische Stabilität, Compliance, Nähe: Was früher noch als Unique Selling Proposition der lokalen Anbieter galt, machen sich mittlerweile auch die globalen Colocation-Anbieter und die Hyperscaler Microsoft, Google und AWS als Verkaufs­argument zunutze. Was bleibt da noch für die kleinen Anbieter? Zumindest im Moment haben die lokalen Rechenzentrumsbetreiber noch zwei Trümpfe in der Hand: Erstens unterliegt der Standort Schweiz nur bedingt der Datenschutz-Grundverordnung der EU, wie Marco Reinhard, Geschäftsführer EWL Rechenzentrum, im Interview sagt. Und zweitens: Bei Anbietern mit Hauptsitz in der Schweiz komme der US-amerikanische Patriot Act nicht zur Anwendung. Das heisst, sie müssten personenbezogene Daten auf Verlangen von US-Behörden nicht herausgeben.

Mit dem Cloud Act ist jedoch 2018 ein neues Gesetz in Kraft getreten, das bei manchen IT-Entscheiderinnen und -Entscheidern für Unsicherheit sorgt. Das Regelwerk gewährt der US-Regierung, US-Gerichten und -Strafbehörden Zugriff auf in US-amerikanischen Clouds gespeicherte Daten – selbst wenn sich diese in einem Rechenzentrum in der Schweiz befinden. Man könnte meinen, der Cloud Act verhagle den Hyperscalern das Geschäft mit dem Datenstandort Schweiz. Doch das wäre falsch gedacht. Denn für Unternehmenskunden ist die Gefahr eines Datenzugriffs durch US-Behörden nichts weiter als eine Frage der Risikoabwägung. Schliesslich hängt die Wahl eines geeigneten Datenstandorts vor allem von der Grösse des Unternehmens ab, wie Harald Rotter, CIO der Universität St. Gallen, im Interview sagt. "Je kleiner die Firma, desto einfacher gestaltet sich die Zusammenarbeit mit lokalen Cloud-Providern." Für grosse Unternehmen sei es hingegen oftmals einfacher, direkt mit einem der grossen Techkonzerne zusammenzuarbeiten.

Im Kampf um die Kunden setzen die Rechenzentrumsbetreiber nicht nur auf Datenschutz, sondern auch – und immer häufiger – auf die ökologische Schiene. Das Problem ist aber: Die Betreiber haben die Energieeffizienz ihrer Rechenzentren nicht selbst in der Hand. Gemäss einer Studie des Uptime Institute gehen 70 Prozent des Energieverbrauchs der Colocation-Anbieter auf das Konto der Kundinnen und Kunden, die sich mit ihrer IT in die Datacenter einmieten. Das Thema Energieeffizienz solle also ein gemeinsames Interesse von Kunden und Rechenzentren sein, schreibt Christoph Baumgärtner, CEO des Rechenzentrums Ostschweiz, im Fachbeitrag. Dementsprechend liesse sich die Verantwortung für den Energieverbrauch der IT-Infrastruktur und den daraus entstandenen CO2-Ausstoss durchaus auf den Kunden übertragen.

Das Geschäft mit der Datenhaltung erfordert Massnahmen für die Datensicherheit. Das betrifft nicht nur Colocation-Anbieter, sondern auch Webhoster. Diese kämpfen tagtäglich gegen vielfältige Bedrohungen. Aktuell haben es Hoster vor allem mit Spam, Malware, DDoS-Attacken und Phishing zu tun, wie Christian Schubnell von Cyon schreibt. In seinem Fachbeitrag erklärt er, wie diese Angriffsszenarien funktionieren.

Die Hersteller von Datenspeichern brüten darüber, wie die Storage-Lösungen der Zukunft aussehen könnten. Mit dem Aufkommen künstlicher Intelligenz wittern die Anbieter neue Chancen, aber auch Herausforderungen. Denn der Speicher von morgen soll nicht nur mehr und mehr Platz bieten, sondern Informationen auf intelligente Weise verfügbar machen, wie Martin Casaulta von HPE im Fachbeitrag schreibt. Er beleuchtet vier Trends, die sich im Storage-Markt abzeichnen.

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