Best of Swiss Web Winner Talk

Wie ein goldwürdiges Webprojekt entsteht

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von Yannick Züllig und jor

Zwei Gewinnerteams von Best of Swiss Web 2022 haben am Swico Winner Talk gezeigt, wie sie ihre Siegerprojekte gestemmt haben. Man sprach über den Wechsel von B2B zu B2C, das Eintauchen in den "Red Ocean", das Überwinden von internen Hindernissen und die Sache mit den zu vielen Daten.

(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

Wo liegt der Schlüssel zum Erfolg bei Best of Swiss Web? Wie haben es die bisherigen Gewinner geschafft? Womit haben sie gekämpft? Woran wären sie fast gescheitert? Und was haben sie aus ihren Fehlern gelernt? Antworten gab es am Swico Winner Talk in der Digicomp Academy in Zürich. Dort diskutierten die Macher hinter den Siegerprojekten von Best of Swiss Web 2022 darüber, was sie richtig gemacht haben und welche Hürden sie meistern mussten.

Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen beim Wirtschaftsverband Swico und Moderator des Events, lobte zunächst die beiden Gewinnerprojekte und dankte den Teams für die Teilnahme an diesem "Werkstattgespräch".

Innovation im Red Ocean

Zuerst sprach das Team von Property Captain, Goldgewinner in der Kategorie Innovation, über die Hintergründe des Projekts. Dank der B2B-Platform ImmoSparrow des Mutterkonzerns Avobis verfügte Property Captain bereits über eine grosse Sammlung an Daten zum Immobilienmarkt, wie Alem Filli, Head of Product bei Property Captain sagte.

Alem Filli, Head of Product Property Captain, spricht am Swico Winner Talk. (Source: Netzmedien)

Das Ziel war klar: Property Captain wolle "echte B2C-Kundenprobleme" lösen, sagte Filli. Doch dem Team habe anfangs noch die Erfahrung im B2C-Geschäft gefehlt. So musste man im Verlauf des Projekts noch einiges lernen. Auch die Frage nach dem tatsächlichen Kundeninteresse war zu Beginn noch unklar. Um solchen und weiteren Fragen auf den Grund zu gehen, startete das Team von Property Captain mit den Services "Rent2Buy” und "BlindBid" - noch bevor es um die Realisierung der Plattform ging.

Mit dem "BlindBid" können potenzielle Käufer ihr Interesse an einem Objekt ausdrücken, das nicht auf dem Markt ist. Für Property Captain sei diese Dienstleistung ein grosse Plus, sagte Filli. Doch die Umsetzung habe das Team vor grosse (Daten-)rechtliche Herausforderungen gestellt, und zwar kurz vor der Liveschaltung. Das Problem: Nur ein kleiner Teil der vorhanden Daten darf ohne Weiteres mit Interessenten geteilt werden.

Myriam Reinle, CEO von Property Captain (Source: Netzmedien)

Dass Innovation auf dem Immobilienmarkt wichtig ist, davon sprach auch Myriam Reinle, CEO von Property Captain. Seit der Zusammenlegung von Homegate und Immoscout sei der Markt bereits sehr "crowded", sagte sie. Bei einem solchen Markt spräche man von einem "Red Ocean" - in Anlehnung auf blutige Kämpfe von Raubfischen im Meer. Doch: "Wer die exklusiven Angebote hat, gewinnt."

Alles hier, aber wo genau?

Als zweites referierte das Team hinter dem "GoGlobal Cockpit": Oliver Raduner vom Auftraggeber Switzerland Global Enterprise und Chris Bochsler vom Auftragnehmer Cando Image. Das GoGlobal Cockpit gewann gleich doppelt Gold bei Best of Swiss Web 2022: in der Kategorie "Public Value" wie auch in der Kategorie "Marketing".

Das Projekt stand unter speziellen Vorzeichen: Switzerland Global Enterprises ist seit 1927 vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco mit der Exportförderung von Schweizer Unternehmen beauftragt. Die nicht-gewinnorientierte Organisation bietet bereits klassische Beratung für die Internationalisierung an, mit dem "GoGlobal Cockpit" wurde ein Teil dieser Leistungen nun digitalisiert.

Oliver Raduner, Product Manager Digital, Switzerland Global Enterprise. (Source: Netzmedien)

Fast alle Informationen, die Switzerland Global Enterprise aus 31 Ländern sammelt, sind bereits auf der Website der Organisation zu finden. Häufig habe es aber geheissen: "Hier steht zwar alles - aber wo finde ich das, was ich wissen muss?"

Das "GoGlobal Cockpit" sollte also nicht zuletzt die Berater von Switzerland Global Enterprise entlasten. Es habe jedoch auch internen Widerstand gegeben, sagte Raduner. So habe es etwa geheissen: Mit den Informationen auf der Website und einem eingebauten Berater-Chat habe man bereits genug digitalisiert. Dennoch setzte das neue, vierköpfige "Digital Product Management"- Team seine Arbeit fort.

Chris Bochsler, Managing Partner, Cando Image. (Source: Netzmedien)

Switzerland Global Enterprise holte den Partner Cando ins Boot, um das Projekt voranzubringen. Dabei wollte man "nicht einfach Daten aufsaugen, sondern sinnvolles herauspicken", sagte Chris Bochsler, Managing Partner bei Cando Image. Dazu befragten die Projektpartner 50 Schweizer Unternehmen danach, was aus ihrer Sicht die wichtigsten Informationen für eine erfolgreiche Internationalisierung sind. Dadurch wurde entschieden, welche Daten man ins "GoGlobal Cockpit" einfliessen lassen würde.

Das Cockpit nutzt Daten aus 13 APIs sowie Informationen, die Mitarbeitende von Switzerland Global Enterprise vor Ort sammeln. Man wollte zwar von Anfang an alle Inhalte viersprachig (Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch) anbieten, doch es gebe diesbezüglich weiterhin Nachholbedarf, sagte Bochsler.

Das "GoGlobal Cockpit" komme auch im Ausland gut an. Schon mehrfach habe man beispielsweise österreichische Unternehmen abweisen müssen, da das Projekt nur für Schweizer Anbieter geeignet sei.

Heinrich Meyer (l.), CEO von Best of Swiss Web, im Gespräch mit zwei Gold-Gewinnern. (Source: Netzmedien)

Im Anschluss an die Vorträge trafen sich die Teilnehmenden zum Networking-Apéro, wo sich auch die Goldgewinner untereinander austauschen konnten. Der nächste Swico Winner Talk findet im Anschluss an die Best of Swiss Apps Award Night im November statt.

Welche Unternehmen bei Best of Swiss Web bisher am erfolgreichsten waren, erfahren Sie hier auf der ewigen Bestenliste.

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DPF8_255064