Fordert Mitsprache von Mitarbeitenden

Mediengewerkschaft kritisiert digitale Transformation der SRG

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von René Jaun und kfi

An seinem Kongress hat das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) Kritik an den Digitalprojekten des Medienunternehmens SRG geübt. Diese schritten unkoordiniert voran und die nationale Strategie sei unklar. Die SRG reagiert mit Erstaunen auf die Vorwürfe.

(Source: Ed Gregory / Stokpic.com)
(Source: Ed Gregory / Stokpic.com)

Eine fehlende Strategie und drohende Qualitäts- und Ressourcenverluste – so fasst das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) seine Kritik an der digitalen Transformation bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) zusammen. Den digitalen Wandel des Medienunternehmens diskutierte die Gewerkschaft, die laut eigener Angaben Angestellte in den elektronischen Medien vertritt, an ihrem jährlichen Kongress vom 20. Mai.

Laut der Mitteilung des SSM kritisieren SRG-Mitarbeitende aus allen Sprachregionen, dass die digitalen Projekte in der SRG unkoordiniert voranschreiten und von einer unklaren nationalen Strategie geleitet werden. Diese sei nur mit "Alibi-Beteiligung" der Mitarbeitenden ausgearbeitet worden. Ausserdem hinterfragen Angestellte die Priorität, die die SRG den sozialen Medien einräumt. Oft diktierten die Bereiche Marketing und Distribution, welche Beiträge dort publiziert werden.

In seinem Forderungskatalog verlangt die Gewerkschaft "Echte Mitsprache von Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation" sowie die "gezielte Aufbereitung von bestehenden und neuen Inhalten für digitale Kanäle".

SRG mit Kritik nicht komplett einverstanden

In der Mitteilung thematisiert das SSM nicht nur die Digitalprojekte der SRG. Sie prangert auch Sparmassnahmen auf Kosten der Mitarbeitenden an, darunter ein grosser Personalabbau, ein Anstellungsstopp sowie das Ersetzen fehlender Ressourcen durch Externe. Hier fordert die Gewerkschaft unter anderem die "Förderung der Aus- und Weiterbildung statt Entlassungen" sowie die "Aufhebung des Anstellungsstopps statt Auslagerung an Externe".

Auf Anfrage schreibt die SRG, man nehme die Vorwürfe und Forderungen des Sozialpartners SSM mit einigem Erstaunen zur Kenntnis. "Natürlich bringt eine Transformationsphase in einem Unternehmen für alle Mitarbeitenden immer Unsicherheiten mit sich. Wir verwehren uns aber entschlossen gegen den Vorwurf des SSM, dass es "unkoordinierte Projekte" oder "Alibiübungen zur Beteiligung von Mitarbeitenden" gebe."

Weiter verweist die SRG auf ihren via Konzession zugeteilten Auftrag, alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen zu erreichen. "Wir tun dies dort, wo sich unser Publikum befindet, haben deshalb eine nationale, übergeordnete Digitalisierungsstrategie." Man respektiere und lebe allerdings die Vielfalt innerhalb des Unternehmens. Deshalb obliege die Projektverantwortung den Direktionen in den Unternehmenseinheiten der Sprachregionen. Deren unterschiedliche Projekt-Tempi würden respektiert.

Im vergangenen Oktober stellte die SRG die Plattform "memobase.ch" vor. Darauf will sie sämtliche audiovisuellen Archive online stellen. Dieses Jahr sollen bis zu vier Millionen Radio- und Fernsehsendungen von den Dreissigerjahren bis heute abrufbar sein, wie Sie hier lesen können.

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