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Digital Assets Trading: Risikoabschwächung und Automatisierung

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von Ante Plazibat, Head of Emerging Business bei Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto bei Finnova

Mit dem Aufkommen von Digital Assets, neuen Prozessen und neuen Gegenparteien eröffnen sich für Banken sowie für Vermögensverwaltungen neue Risiken. Dabei bewegen sie sich im Dreieck des Order Fundings, dem Trilemma zwischen Marge, Risiko und Flexibilität.

Ante Plazibat (l.), Head of Emerging Business bei Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto bei Finnova. (Source: zVg)
Ante Plazibat (l.), Head of Emerging Business bei Finnova; Sascha Hofer, Product Owner Blockchain Technology & Crypto bei Finnova. (Source: zVg)

Mit dem Aufkommen von Digital Assets stehen Banken und Vermögensverwaltungen vor der Herausforderung, wie sie im Order Funding die Risiken gering halten und gleichzeitig für höchstmögliche Flexibilität und eine interessante Marge sorgen. Möchte die Bank eine hohe Marge und eine hohe Flexibilität bezüglich der Execution Venues haben, impliziert dies, dass die Bank das Trading wie auch das Custody selbst anbieten und zu verschiedenen Gegenparteien Verbindungen pflegen muss. Diese Gegenparteien verlangen aktuell mehrheitlich ein Prefunding, sei es via Banküberweisung oder via On-Chain-Transaktion von Stable Coins. Dies geht mit einem erhöhten Gegenparteirisiko einher.

 

Das Trilemma des Order Fundings

Falls die Bank ein tiefes Gegenparteirisiko und eine hohe Marge anpeilt, gilt es, die möglichen Execution Venues zu reduzieren. Dies führt dazu, dass die Kundenaufträge nicht immer zum besten Preis ausgeführt werden können. Vor allem in volatilen Zeiten kann dies von substanzieller Bedeutung sein, denn die Liquidität ist im Kryptomarkt – im Gegensatz zum Aktienmarkt – äusserst fragmentiert. Faktisch gibt es also keinen Haupthandelsplatz. Folglich können sich die Bid-/Ask-Preise über mehrere Execution Venues stark unterscheiden.

Möchte die Bank diesen Kompromiss nicht eingehen, bleibt nur noch der Single-Broker-Ansatz. Dieser schmälert die Marge der Bank in einen Basispunktebereich, sofern die Bank ein halbwegs wettbewerbsfähiges Angebot realisieren möchte.

 

Suche nach einer passenden Alternative

Die oben beschriebenen Extremszenarien sind in den seltensten Fällen zielführend oder wünschenswert.

Um beim Handel mit Digital Assets möglichst in die Mitte des Dreiecks zu gelangen, sind die Banken auf Partnerschaften angewiesen. Besonders das Zusammenspiel zwischen Kernbankenlösung, Order Management System, Custody Provider und Execution Venue ist entscheidend. Kommunizieren diese Parteien via API miteinander und werden die richtigen Funktionen angeboten, so kann der komplette Prozess automatisiert und risikoarm abgebildet werden.

Ziel ist die vollautomatisierte Abwicklung von Handel und Verwahrung. (Source: Finnova)

 

Option 1: Korrespondenzbanken – Instant Fiat ­Payment für Kryptohandel

Das grundsätzliche Problem beim Order Funding ist die zeitnahe Verschiebung von Liquidität an den gewünschten Handelsplatz; sei es via Banküberweisung oder via On-Chain-Transaktion von Stable Coins. Mit der «Signet Platform» hat es sich die amerikanische Signature Bank in einem Nischenplatz als Korrespondenzbank bequem gemacht und löst das oben beschriebene Problem. Über eine API kann das Order Management System (OMS) Liquidität direkt bei der Korrespondenzbank transferieren. Viele gros­se Kryptohandelsplätze wie auch mehrere OTC Desks und Krypto-Broker pflegen eine Handelsbeziehung zur Signature Bank. Da es sich beim Liquiditätstransfer um einen Inhouse-Transfer bei der Korrespondenzbank vom Konto der Bank auf das Konto einer Liquidity Venue handelt, kann dieser innert Sekunden ausgeführt werden. Beim Verkauf von Kryptowährungen kann Fiatgeld auch als Sicherheit dienen, indem es bis zum erfolgreichen On-Chain-Transfer des Coins über die Blockchain bei der Liquidity Venue als Collateral deponiert wird.

Mit der regulierten Korrespondenzbank ist das Ausfallrisiko des Exposures gegenüber einer regulierten Bank als geringer einzuschätzen als etwa das Ausfallrisiko gegenüber einem nicht regulierten Kryptohandelsplatz auf den Cayman Islands. Aber natürlich kann das Ausfallrisiko nicht vollständig beseitigt werden.

 

Option 2: hybrider Ansatz – On-Chain-Transaktionen mit Stable Coins

Mit Escrow Wallet

Die Korrespondenzbank ist ein zusätzlicher Intermediär in der Wertschöpfungskette, der sich eines Teils der Marge bedient. Bereits heute besteht aber die Möglichkeit, über eine On-Chain-Transaktion die volle Innovationskraft der Blockchain für das Prefunding zu nutzen. Es gibt bereits Custody-Lösungen wie etwa Fireblocks, die ein sogenanntes Escrow Wallet testen. In diesem Fall sperrt der Custody-Anbieter auf dem Wallet der Bank den Betrag in Stable Coins, der für eine Ausführung auf dem Execution Venue benötigt wird. Dadurch gewährt der Kryptohandelsplatz innert weniger Sekunden der Bank eine Kreditlimite in derselben Höhe. Somit wird das Gegenparteirisiko beziehungsweise das Exposure radikal gesenkt, da die Stable Coins das Wallet der Bank bis zum Settlement nicht verlassen. Am Ende des Tages erfolgt nun dieses und die Stable Coins werden gegen die Kryptowährungen getauscht.

 

Ohne Escrow Wallet

Unterstützt hingegen die Custody-Lösung oder die Liquidity Venue den Escrow-Wallet-Ansatz nicht, müssen die Stable Coins vor jedem Trade an die jeweilige Execution Venue gesendet werden. Diese On-Chain-Transaktion ist grundsätzlich kein Problem und dauert nur wenige Minuten. Sie funktioniert jedoch nur in Zeiten, in denen die Blockchain nicht verstopft ist. Denn bei volatilen Märkten möchten viele Marktteilnehmende On-Chain-Transaktionen ausführen, und folglich explodieren die Transaktionsgebühren. Somit ist das On-Chain Funding einer Gegenpartei zu einem fairen Preis via Stable Coins faktisch unmöglich.

 

Fall-back-Option für beide Varianten

Um die Risiken abzuschwächen, braucht die Bank eine Fall-back-Option, sofern sie die Trades nicht gegen das eigene Buch handeln möchte. Diese könnte beispielsweise ein Vertrag mit einem OTC-Desk oder einem Crypto-Broker mit dazugehöriger Kreditlimite sein. Aufgrund der höheren Trading-Gebühren sind die Aufträge in diesem Fall wahrscheinlich nur knapp kostendeckend. Dafür ist das viel höhere Preisänderungsrisiko unter Kontrolle.

Voraussetzungen für einen hybriden Ansatz. (Source: Finnova)

 

Pragmatismus vor Perfektion

«De Foifer und s’Weggli» gibt es auch hier nicht. Nichtsdestotrotz können die Banken mit einfachen Anpassungen am ursprünglichen Set-up wichtige Verschiebungen im Order-Funding-Dreieck erreichen. Diese Verschiebungen erlauben es den Banken, von Extremszenarien zu ausgeglicheneren Set-ups zu gelangen. Auch wenn Kryptowährungen aktuell noch nicht in jedem Portfolio angekommen sind, ist es wichtig, dass sich die Banken schon heute mit Digital Assets und den damit zusammenhängenden Prozessen beschäftigen.

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