Fachbeitrag von SIX

Was das Metaverse für Banken bedeutet

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von Yannick Fischer, Graduate Program Corporate Communications, SIX

Spätestens seit der Namensänderung von Facebook ist der Begriff in aller Munde: das Metaverse. Sollten nun auch die Banken auf den Zug aufspringen?

Facebook heisst jetzt «Meta», schafft in den nächsten Jahren 10'000 Stellen und investiert Milliarden von US-Dollar in die Entwicklung eines Metaverse. Auch Microsoft, Epic Games und etliche andere Tech-Firmen und Studios arbeiten an einem Metaverse oder der Technologie dafür. Derweil nehmen Privatpersonen viel Geld für virtuelle Güter in die Hand. Im Dezember 2021 hat beispielsweise jemand stolze 450’000 US-Dollar hingeblättert, um im Sandbox-Metaverse der Nachbar von Rapper Snoop Dogg zu sein.

Banken wagen erste Schritte

Und die Banken? Auch sie nähern sich an. Im Herbst 2021 leisteten südkoreanische Banken Pionierarbeit. Die Shinhan Bank aus Seoul arbeitet an ihrer eigenen Metaverse-Plattform. Und die KB Kookmin Bank, die grösste Bank Südkoreas, hat eine virtuelle Filiale errichtet, in der Kunden als Avatare Finanzdienstleistungen abrufen können.

Im Frühjahr 2022 hat American Express Trademarks für einen virtuellen Marktplatz und Krypto-Services angemeldet. Und auch HSBC verkündete jüngst Pläne für virtuelle Filialen im Metaverse.

Die amerikanische Grossbank J.P. hat in der virtuellen 3-D-Welt Decentraland ein Stück Land gekauft und die Onyx-Lounge eröffnet, in der man der Kundschaft mit Beratungen zur Seite stehen will. Gemäss einem jüngst veröffentlichten Bericht geht die Bank gar davon aus, dass in den nächsten Jahren jeder Sektor in irgendeiner Form mit dem Metaverse zu tun haben wird. Die jährlichen Gesamtumsätze innerhalb des Metaverse könnten auf mehr als eine Billion US-Dollar heranwachsen.

Chancen und Risiken für Banken

Sollte J.P. Morgan recht behalten, tun Banken gut daran, sich mit dem Metaverse auseinanderzusetzen. Digitale Filialen eröffnen den Banken eine neue Kundenschnittstelle. Aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die sich mit dem Voranschreiten des Metaverse ergeben würden. Wenn immer mehr digitale Produkte verkauft werden, entstehen immer mehr Transaktionen. Irgendjemand muss diese Zahlungen orchestrieren.

Zudem boomen digitale Grundstücke und Immobilien. Damit wird auch der Bedarf an Hypotheken und Krediten grösser. Anders gesagt: Damit Leute in der virtuellen Welt, virtuelle Gegenstände finanzieren können, brauchen sie auch jemanden, der ihnen Geld dafür leiht. Bereits heute werden pro Jahr gut 54 Milliarden US-Dollar für virtuelle Güter ausgegeben. Und das, obwohl das Metaverse bislang nur in Ansätzen existiert.

Falls das Metaverse kommt verlagert sich ein grosser Teil der Wertschöpfung in die virtuelle Welt. Traditionelle Player tun gut daran, aufmerksam zu bleiben, um nicht den Anschluss zu verpassen.

Wann kommt das Metaverse?

Ob, wann und wie das Metaverse kommt, steht in den Sternen. Es gibt Gründe, die dagegen sprechen. Etwa die aufwendige Infrastruktur, Probleme mit der Nachhaltigkeit oder regulatorische Unsicherheiten. Aber viele Gründe sprechen dafür, etwa dass Meta und viele andere viel Geld in die Technologie stecken. Oder dass im Silicon Valley massenhaft Talente zu Metaverse-Unternehmen strömen. Oder dass der Zeitpunkt stimmt. Virtual oder Augmented Reality sind längst keine Neuheiten mehr. Die Covid-19-Pandemie hat das Bedürfnis nach virtueller Nähe trotz räumlicher Trennung stark befeuert. Und der NFT- und Krypto-Boom des vergangenen Jahres hat gezeigt, dass die Welt bereit für die Blockchain-Technologie ist. Letztendlich gilt wie bei jedem Trend: Man sollte ihn kurzfristig nicht über- und langfristig nicht unterschätzen.

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