Medienmonitor Schweiz

Erstmals haben Onlinemedien die grösste Meinungsmacht im Land

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von René Jaun und aob

Schweizerinnen und Schweizer informieren sich zunehmend weniger über Radio oder gedruckte Zeitungen. Laut der neuesten Ausgabe des Medienmonitors Schweiz besitzen Onlinemedien die grösste Meinungsmacht und verdrängen TV auf den zweiten Platz.

(Source: pch.vector/freepik.com)
(Source: pch.vector/freepik.com)

Onlinemedien boomen in der Schweiz. Dies zeigen die Resultate der Studie "Medienmonitor Schweiz 2021", die von Publicom im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) zum fünften Mal erstellt wurde. Nach einem Anstieg in der Mediennutzung im Corona-Jahr 2020 sei die Nutzung 2021 zwar wieder leicht zurückgegangen, schreiben die Autoren. Die Bevölkerung habe sich aber auch 2021 überdurchschnittlich stark bei den Medien als Informationsquellen bedient.

Zum ersten Mal in seiner Geschichte attestiert der Medienmonitor den Onlinemedien die grösste Meinungsmacht. Der Kanal verbesserte sich von 24 Prozent im Jahr 2020 auf 29 Prozent im Jahr 2021. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass es bei der Erhebung aufgrund der Auflösung von Net-Metrix einen Wechsel der Reichweiten-Berechnung gegeben hat. Gleichzeitig zeigten sich aber auch deutliche Wanderungsbewegungen auf Kosten traditioneller Verbreitungskanäle. So werden insbesondere regionale Medienmarken immer häufiger online statt im Print genutzt. Profitieren konnten auch das Online-Newsportal "Watson" sowie die Onlineangebote der SRG.

20 Minuten und SRG dominieren

Hinter den Onlinemedien folgt TV mit einer berechneten Medienmacht von 24 Prozent (27 Prozent im Vorjahr). Federn lassen mussten auch die Medienkanäle Radio (von 20 auf 18 Prozent) und Print (von 16 auf 14 Prozent), welcher ans Ende des Gattungsrankings abgerutscht ist. Etwas zugelegt hat dagegen der Kanal Social Media, dessen Medienmacht sich von 12 auf 15 Prozent verbesserte.

Bei den Medienportalen dominiert "20 Minuten" (respektive seine französischen und italienischen Pendants) die ausgewiesene Medienmacht mit einem Anteil von mehr als 33 Prozent. Dahinter folgt der TV-Sender SRF 1 mit 24 Prozent. Die US-amerikanischen Portale Youtube (21 Prozent), Facebook (19 Prozent) und Instagram (18 Prozent) belegen die nächsten Plätze in der Rangliste.

2021 habe die Mehrzahl der national oder sprachregional grössten Reichweitenmedien bei der Meinungsmacht Einbussen hinnehmen müssen, schreiben die Autoren. "Für die Meinungsvielfalt ist es grundsätzlich erfreulich, wenn die grössten Angebote zugunsten von kleineren an Bedeutung verlieren." Von Einzelmarken gehe keine problematische Gefährdung der Meinungsvielfalt aus.

Nach Unternehmen aufgeschlüsselt, besitzt die SRG die grösste Meinungsmacht mit einem Anteil von 27 Prozent. Dahinter folgt die TX-Group mit 14 Prozent. Je 8 Prozent erreichen der Schweizer Medienverlag CH Media und der US-Konzern Meta.

Auch die Meinungsmachtanteile von Medienkonzernen nahm 2021 gegenüber dem Vorjahr eher ab, urteilen die Autoren. Sie stufen 5 regionale Märkte als "mässig konzentriert" ein. Im Vorjahr waren es noch 8 Märkte gewesen.

Der Medienmonitor Schweiz verknüpft drei Erhebungsmodule und vereint Daten aus vielfältigen Quellen. Dazu gehören etwa eine Umfrage in der Bevölkerung sowie Marktbeobachtungen der Besitz- und Beteiligungsverhältnisse in der Schweizer Medienlandschaft. Die vollständige Studie steht online zur Verfügung.

Anfang November 2022 haben Swisscom und die ZHAW die neueste James-Studie über den Medienumgang von Schweizer Jugendlichen vorgelegt. Tiktok boomt weiterhin, vor allem bei Mädchen. Themen wie Datenschutz und sexuelle Belästigung im Netz bereiten den Forschenden Sorgen, wie Sie hier lesen können.

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