Personalisierte Medizin

Zürcher Unispitäler bekommen Plattform für Gesundheitsdaten

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von Joël Orizet und msc

"The Loop Zurich" entwickelt eine Plattform für den Austausch von medizinischen Daten zwischen den vier universitären Spitälern des Kantons Zürich. Ziel ist es, die Grundlage für personalisierte Behandlungsmethoden zu schaffen – und die Weichen für eine schweizweite Lösung zu stellen.

(Source: PopTika/Shutterstock. com)
(Source: PopTika/Shutterstock. com)

Eine Plattform für den Austausch von Gesundheitsdaten – was sich viele Institutionen im Gesundheitswesen und die Pharmabranche wünschen, soll nun für den Forschungsplatz Zürich Realität werden. Wie aus einem Beitrag der Universität Zürich (UZH) hervorgeht, soll bis 2025 eine Biomedizinische Informatikplattform für die vier universitären Spitäler des Kantons Zürich entstehen. Gemeint sind das Universitätsspital Zürich, das Universitäts-Kinderspital Zürich, die Universitätsklinik Balgrist und die Psychiatrischen Universitätsklinik. 

Das Forschungszentrum "The Loop Zurich", getragen von den vier Spitälern wie auch von der UZH und der ETH Zürich, soll die Plattform entwickeln. Sie soll ein zentrales Datenmanagement ermöglichen und zur langfristigen Entwicklung des Medizinstandorts beitragen. "Ziel ist es, einen effizienten, einfachen Datenaustausch für alle beteiligten Forschenden zu garantieren", lässt sich Michael Krauthammer, Medizininformatiker an der UZH und Co-Projektleiter der Biomedizin-Plattform, im Beitrag zitieren. 

Künftig sollen die beteiligten Spitäler alle erhobenen Forschungsdaten an die Plattform senden. Dort würden die Daten zusammengeführt, gespeichert und harmonisiert – also in ein Format gebracht, das den Austausch zwischen den einzelnen Spitälern erlaubt. Ebenfalls in die Plattform integriert würden die bestehenden Biobanken mit wertvollen Patientendaten unter anderem aus Gewebeproben, heisst es im Beitrag der UZH. Für die Daten auf der Plattform gelten dieselben Anforderungen an den Datenschutz wie in den Spitälern.

Grundlage für personalisierte Medizin 

Von der zentralen Datenplattform verspricht man sich Kosteneinsparungen und vor allem eine bessere Behandlungsqualität. Letzteres vor allem deswegen, weil das Potenzial der grossen Datenmengen in der Medizin bis dato längst nicht ausgeschöpft ist. Pro Person fallen auf einer Intensivstation gemäss der Uni Zürich jeden Tag rund 20 Megabyte an Daten an, in speziellen Situationen sind es sogar 100 Gigabyte. 

Stimmen die Patientinnen und Patienten der Nutzung dieser Daten für die medizinische Forschung zu, liessen sich die Daten systematisch analysieren, Muster erkennen und daraus Prognosen von Krankheitsverläufen und Therapieansätze ableiten. So gewonnene Erkenntnisse könnten auch die Grundlage für personalisierte medizinische Behandlungen bilden – auch in Kombination mit Methoden des maschinellen Lernens. 

Die Plattform soll denn auch die institutsübergreifende Nutzung von KI-Anwendungen ermöglichen. Konkret könne die Uniklinik Balgrist Algorithmen aus einem Projekt des Zürcher Universitätsspitals verwenden. Auf einer Intensivstation könnten solche Algorithmen dazu dienen, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes frühzeitig zu erkennen und geeignete Massnahmen einzuleiten, heisst es im Beitrag der UZH. Die auf der Plattform entwickelten Algorithmen liessen sich auch direkt über die Geräte der Intensivstation ansteuern. 

Ready für die landesweite Lösung

Die Zürcher Plattform werde den Standards entsprechen, die derzeit im Rahmen des Swiss Personalized Health Network (SPHN) entwickelt werden. Diese Initiative des Bundes will einen schweizweiten Austausch von Gesundheitsdaten für die Forschung ermöglichen. Die Zürcher Lösung soll sich künftig über eine Schnittstelle direkt in die landesweite Lösung eingliedern lassen. 

"Mit unserer Informatikplattform könnte Zürich gar zum nationalen Vorbild für die datenzentrierte Forschung werden", sagt Beatrice Beck Schimmer, Direktorin Universitäre Medizin Zürich. Das Projekt solle auch dazu beitragen, eine interdisziplinäre Forschungskultur zwischen Ingenieurwissenschaften, Medizin und Informatik zu etablieren.

Übrigens: Viele Schweizerinnen und Schweizer möchten ihre Gesundheitsdaten nicht digital erfassen und weitergeben lassen, wie aus einer Befragung von Deloitte hervorgeht. Zentrale Faktoren für die Zurückhaltung sind Missbrauchspotenzial, Kontrollverlust und mangelnde Privatsphäre. Lesen Sie hier mehr dazu. 

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5nYoUwsB