Studie von Deloitte

Hälfte der Schweiz möchte Gesundheitsdaten nicht digitalisieren lassen

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von Maximilian Schenner und aob

Viele Schweizerinnen und Schweizer möchten ihre Gesundheitsdaten nicht digital erfassen und weitergeben lassen. Dies ergab eine Befragung von Deloitte. Zentrale Faktoren für die Zurückhaltung sind Missbrauchspotenzial, Kontrollverlust und mangelnde Privatsphäre.

(Source: creativeart / Freepik)
(Source: creativeart / Freepik)

Viele Menschen in der Schweiz stehen der Digitalisierung ihrer Gesundheitsdaten noch mit Skepsis gegenüber. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts Deloitte. 45 Prozent, also fast die Hälfte der 1500 Befragten, möchten demnach nicht, dass ihre Daten digital erfasst und weitergegeben werden. 35 Prozent wären damit einverstanden, 20 Prozent gaben an, dazu keine Meinung zu haben. Unter den Frauen lehnen sogar 48 Prozent die digitale Erfassung ihrer Daten ab, wie Deloitte schreibt.

Möchten Sie, dass Ihre Gesundheitsdaten digital erfasst und weitergegeben werden? - 45 Prozent sagen Nein, 35 Prozent Ja und 20 Prozent haben keine Meinung (Source: Deloitte)

Vor- und Nachteile der digitalen Erfassung

Als einen der grössten Vorteile einer digitalen Erfassung von Gesundheitsdaten sehen die meisten der Befragten (59 Prozent) den Überblick über all ihre Behandlungen. Die schnellere Verfügbarkeit der Daten in Notfällen ist für 55 Prozent ein Plus. Auch Qualität und Beschleunigung von Behandlungen (45 respektive 38 Prozent) werden als Vorteile der digitalen Erfassung gesehen.

Auf der anderen Seite fürchten die Schweizerinnen und Schweizer vor allem das Missbrauchspotenzial digitalisierter Gesundheitsdaten. 62 Prozent der Befragten erachten dies als Nachteil des Systems. 56 Prozent sehen darin ausserdem die Möglichkeit der staatlichen Überwachung. Dazu kommen Bedenken zur Privatsphäre (53 Prozent) und zu mangelnder Kontrolle über die eigenen Daten (54 Prozent).

"Unsere Befragung lässt darauf schliessen, dass viele Menschen in der Schweiz befürchten, die Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten zu verlieren", sagt Kishwar Chishty, Partnerin Risk Advisory bei Deloitte Schweiz.

Im Notfall würden immerhin 65 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ihre Daten uneingeschränkt digital zur Verfügung stellen. 28 Prozent gewähren dies mit ihrer expliziten Zustimmung in Einzelfällen, sieben Prozent würden ihre Daten im Notfall anonymisiert bereitstellen. Für zwei Prozent der Befragten kommt es hingegen nicht einmal im Notfall in Frage, ihre Daten digital erfassen zu lassen.

Auch zum Zwecke der Verbesserung der eigenen Gesundheitsversorgung würden viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Daten uneingeschränkt oder unter Umständen zur Verfügung stellen (93 Prozent). Die Bekämpfung einer Pandemie oder die medizinische Forschung sehen jeweils über 80 Prozent als Grund an, ihre Daten auf diesem Wege weiterzugeben.

Akteure im Gesundheitssystem haben also Nachholbedarf, wenn es darum geht, Patientinnen und Pantienten für digitale Lösungen zu begeistern. Auch der Bund nimmt sich dieser Sache an und lancierte im November 2022 eine millionenschwere Sensibilisierungskampagne für das EPD. Mehr dazu lesen Sie hier.
 

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