IBM lässt ins Forschungslabor blicken
IBM Research hat die Türen zu seinem Forschungslabor in Rüschlikon geöffnet. Medienvertretern aus ganz Europa zeigte das Unternehmen seine Vorstellung der Zukunft in der Welt von KI, Quantencomputing und Cybersecurity.
![(Source: zVg)](https://data.netzwoche.ch/styles/np8_full/s3/media/2023/11/29/20231128_101701.jpg?itok=ddZX_0nu)
"Wir sind der organische Wachstumsmotor von IBM!" So fasste Alessandro Curioni, Direktor von IBM Research Zürich, die Rolle seiner Abteilung zusammen. Die Forschung von IBM Research ermöglicht es dem Mutterunternehmen nicht nur, stets am Puls der aktuellen Technologien zu sein, sondern liefert auch Prognosen für die Zukunft und identifiziert Technologien, die künftig wichtig sein werden.
Alessandro Curioni, VP IBM Research Europe and Africa, Direktor IBM Research Europe, Zürich. (Source: Netzmedien)
IBM Research gewährte Medienschaffenden aus dem gesamten EMEA-Raum Einblick in den Stand verschiedener Forschungs- und Entwicklungsprojekte am Standort Rüschlikon bei Zürich. Laut Curioni gibt es derzeit zwei Technologien, die das Potenzial haben, den IT-Bereich so grundlegend zu verändern, wie seit 30 Jahren nicht: künstliche Intelligenz und Quantencomputing. Daher konzentriert sich IBM Research hauptsächlich auf die Forschung in diesen Bereichen.
Basismodelle
Besonderes Augenmerk legt IBM auf die Entwicklung von sogenannten "Foundation Models". Diese sollen die bisher dominierenden aufgabenspezifischen Modelle im KI-Markt ersetzen. Basismodelle können mit einem breiten Satz unbeschrifteter Daten trainiert werden und für verschiedene Aufgaben mit minimaler Feinabstimmung eingesetzt werden. Ein Beispiel ist das Foundation-Modell für Coding, das später für die IBM Z-Plattform oder Red Hat's Ansible-Plattform angepasst wird.
Elizabeth Daly, STSM, Research Manager, Interactive AI Group, IBM Research referiert über die Entwicklung von vertrauenswürdigen KI-Modellen (Source: Netzmedien)
IBM strebt mit künstlicher Intelligenz nicht nur an, Coding und Texterstellung zu vereinfachen, sondern auch die wissenschaftliche Forschung zu unterstützen. Beispielsweise bei der Entdeckung neuer Antikörper zur Krankheitsbekämpfung oder bei der Erstellung genauer geografischer Karten, um die Auf- und Abforstung in Waldgebieten zu verfolgen.
Quantensprünge
Auch im Bereich Quantencomputing sieht IBM viele Probleme, die nur mit der extrem höheren Rechenleistung von Quantencomputern gelöst werden können. Allerdings ist die Quantenwelt noch nicht ausreichend verstanden. Daher ist es schwierig, konkrete Anwendungsfälle zu definieren, in denen Quantencomputer klassische Aufgaben nicht nur schneller, sondern auch anders und besser lösen können.
Stefan Woerner, Manager, Quantum Computational Science, IBM Research spricht über den Stand von IBMs Quantenforschung (Source: Netzmedien)
Die Forschung bei IBM verläuft in zwei Richtungen: die Definition nützlicher Use Cases für Quantencomputer und die Sicherung der Welt vor Quantencomputern. Dies beinhaltet die Entwicklung von Kryptografiealgorithmen, die nicht in Sekunden, sondern in Millisekunden von Quantencomputern entschlüsselt werden können.
Breakout, Breakthrough?
Am Nachmittag wurden verschiedene Breakout-Sessions angeboten, in denen Forschende aktuelle Projekte aus dem Labor vorstellten. Dazu gehört beispielsweise eine Laborbrille mit integrierter Kamera, die Inputs an ein Foundation-Modell sendet und visuelle Inputs in eine Flowchart-ähnliche Ablaufbeschreibung umwandelt. Dadurch können Laborexperimente korrekt und detailliert dokumentiert werden, ohne dass die experimentierende Person grossen Aufwand betreiben muss.
Mara Graziani, Postdoc Researcher und Patrick Ruch, Senior Research Scientist, AI for Scientific Discovery demonstrieren die Laborbrille mit Kamera (Source: Netzmedien)
Nach den Breakout-Sessions lud IBM zu einer Tour durch ausgewählte Labors der Einrichtung in Rüschlikon ein. Dort wurden weitere Forschungsprojekte präsentiert, darunter lichtbasierte Transistoren, die möglicherweise deutlich schneller sind als herkömmliche elektrobasierte Chips. Auch Software, die mithilfe von KI bei der Entwicklung neuer chemischer Module unterstützt, wurde vorgestellt.
Thilo Stöferle, Research Staff Member zeigt das Photonics Lab von IBM Research. (Source: Netzmedien)
Die Forschenden betonten, dass viele Projekte noch Jahre von konkreten praktischen Anwendungen entfernt sind. Es bleibt also abzuwarten, welche Projekte es schliesslich über Rüschlikon hinaus schaffen werden.
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