Bhaasha erhält Zuschlag

AOZ überbrückt Sprachbarrieren mit neuer Plattform

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von Lia Perbo und ml

Die Asyl-Organisation Zürich will ihre Übersetzungsdienstleistung digitalisieren. Dolmetschdienste sollen künftig über eine neue digitale Plattform vermittelt werden können. Dafür will die AOZ mit der Firma Bhaasha zusammenarbeiten.

(Source: Screenshot Netzmedien von Bhaasha.ch)
(Source: Screenshot Netzmedien von Bhaasha.ch)

Die Asylorganisation Zürich (AOZ) unterstützt Menschen mit Migrationshintergrund bei der sozialen und beruflichen Integration in der Schweiz. Dazu gehört auch das Vermitteln von Übersetzungsdiensten. Nun will Medios, die AOZ-Fachstelle für interkulturelles Dolmetschen, ihre bisherige Software ablösen und ihr Angebot weiterentwickeln: Künftig sollen die Dolmetschdienste über eine neue digitale Plattform vermittelt werden. Die AOZ beauftragt dafür die Techfirma Bhaasha, ein Unternehmen aus der Westschweiz, das die passende, innovative Plattformlösung anbietet. Der Auftrag wurde freihändig vergeben, wie den auf Simap.ch publizierten Ausschreibungsunterlagen zu entnehmen ist.

Die Gründer von Bhaasha haben eine Software entwickelt, die auf drei Teilen aufbaut: Eine App, mit der Klienten und Klientinnen passende Dolmetschende suchen und einen Termin buchen können. Ausserdem eine Plattform, auf der Übersetzer respektive Übersetzerinnen ihre Dienste anbieten und Termine verwalten können. Schliesslich ein Dashboard, um die Prozesse zu verwalten. Diese drei Technologien bieten sie als Software-as-a-Service an. 

Die angebotene Lösung weise "umfassende Alleinstellungsmerkmale" auf und es bestehe keine angemessene Alternative, heisst es im entsprechenden Eintrag auf Simap.ch. Bhaasha sei im Bereich Vermittlung von interkulturellen Dolmetschenden Marktführerin und ihre Software sei "hochspezifisch auf das relevante Geschäft ausgerichtet". 

Bhaasha stellt der AOZ die Software grundsätzlich als Paket zur Verfügung. Allerdings müsse das System jeweils an die spezifischen Bedürfnisse der Kunden angepasst werden, erklärt der Gründer Gopal Krishnamani auf Anfrage. Die vertraglichen Beziehungen zwischen Dolmetschenden und Anbietern seien in den verschiedenen Kantonen der Schweiz unterschiedlich geregelt: "Es geht beispielsweise darum, welche persönlichen Daten gesammelt werden dürfen oder welche Informationen die Dolmetschenden über die jeweiligen Kunden und Kundinnen erhalten." Darüber hinaus gebe es kantonale oder branchenspezifische Unterschiede bei der Abrechnung von Dolmetschleistungen. Die Tarife könnten je nach Wochentag, zu bestimmten Tageszeiten oder in Notfällen variieren. Diesen Unterschieden müsse in der Programmierung der Software Rechnung getragen werden. 

Technologie als Brücke zwischen Menschen  

Bhaasha wurde von drei Brüdern gegründet. Ihre Eltern kamen aus Indien in die Westschweiz, wo die Brüder selbst erlebten, welche Hürden limitierte Sprachkenntnisse darstellen können: "Als wir hierherkamen, sprachen weder unsere Eltern noch wir Französisch. Wir spürten, welche Herausforderung es ist, Zugang zu Bildung, Sozialdiensten oder zum Gesundheitswesen zu erhalten, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht", erzählt Gopal Krishnamani. 

Als Kinder begleiteten die drei Brüder ihre Eltern an Termine und Sprechstunden mit Ärzten und Ärztinnen, die physische Listen mit Dolmetschenden mitführten. Auf diesem Nährboden wuchs die Idee, eine Technologie zu entwickeln, die das zeitaufwendige Herumtelefonieren obsolet macht. So gründeten sie 2013 nach ihrem Studium der Ingenieurwissenschaften an der EPFL die Firma Bhaasha (das Sanskrit-Wort für "Sprache"). Ihr Motto: Brücken schlagen zwischen Menschen mit Technologie. 

Die Firma mit Sitz in Yverdon-les-Bains arbeitet mit Organisationen wie Caritas, HEKS oder Arge Integration zusammen, um Menschen mit fehlenden örtlichen Sprachkenntnissen den Zugang zu Übersetzungsdienstleistungen zu erleichtern. Mit dem Auftrag der AOZ erschliessen sie einen der letzten Schweizer Kantone, in dem sie bisher noch nicht tätig waren, sagt Krishnamani. 

 

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